Auch ein Jahr nach dem Unglück im kleinen Dorf Platz (Lkr. Bad Kissingen) sind noch Spuren des Großbrands zu sehen. Zwei Häuser sind unbewohnbar.
Bildrechte: BR/Norbert Steiche

Auch ein Jahr nach dem Unglück im kleinen Dorf Platz (Lkr. Bad Kissingen) sind noch Spuren des Großbrands zu sehen. Zwei Häuser sind unbewohnbar.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Mit Eimern gegen die Flammen: Jahrestag des Großbrands in Geroda

Mit Eimern und Güllefässern haben Menschen geholfen, als vor einem Jahr in einem unterfränkischen Dorf gleich 14 Gebäude brannten. Der Bürgermeister hatte die Flammen entdeckt – und bekommt beim Gedanken an das "Horrorszenario" immer noch Gänsehaut.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Den 10. August 2022 wird im beschaulichen Örtchen Platz wahrscheinlich niemand so schnell vergessen. Gleich 14 Gebäude in dem kleinen Ortsteil von Geroda im Landkreis Bad Kissingen standen in Flammen. Besonders heikel: Während der Wind das Feuer immer weiter anfachte, wurde sogar das Löschwasser knapp.

Die ganze Nacht hatten 200 Feuerwehrleute zusammen mit 50 Landwirten und deren Güllefässern gekämpft, bis sie den verheerenden Brand schließlich gelöscht hatten. Auch heute noch – ein Jahr nach dem Unglück – sind die Spuren des Feuers in dem 300-Einwohner-Dorf zu sehen: Zwei Wohnhäuser sind unbewohnbar. Einige Gebäude wurden abgerissen.

Bürgermeister: Bekomme noch immer "sofort Gänsehaut"

"Das war ein Horrorszenario", beschrieb Bürgermeister Alexander Schneider die Lage am Tag nach dem Großbrand in dem kleinen Ortsteil von Geroda damals. Heute erinnert er sich im Gespräch mit BR24, wie er den zunächst ganz kleinen Ausbruch des Feuers miterlebt hatte. Auf etwa einem Quadratmeter Fläche fing es an – am Ende brannten sieben Wohnhäuser und sieben Scheunen lichterloh. Er selbst hatte "bei Nachbarinnen vergeblich nach Wasser geschrien", nachdem er das Feuer entdeckt hatte. Aber das hätte wohl ohnehin nie etwas genützt, sagt er. Als er zurückgekommen sei, habe die erste Scheune bereits "in Vollbrand" gestanden.

Er habe sofort die Feuerwehr alarmiert und alle Nachbarn gewarnt, dass sie ihre Häuser verlassen sollen. Wenn er an den Tag zurückdenke, bekomme er "sofort Gänsehaut", erzählt er. Im Rückblick sei es aber auch "Glück im Unglück" gewesen, meint er. "Es hätte passieren können, dass der halbe Ort niederbrennt." Und: Es wurde niemand ernsthaft verletzt. Nach Polizeiangaben von damals kam ein Bewohner leicht verletzt ins Krankenhaus.

Bewohnerin: "Ich hatte so viele tausend Schutzengel"

Und auch das war wohl so etwas wie Glück im Unglück: Einige der verbrannten Gebäude sollten ohnehin abgerissen werden – das war schon im Vorfeld geplant gewesen, unter anderem um dadurch Platz für Neubauten zu schaffen.

Auch ein Mietshaus der Gemeinde ist kaum beschädigt worden, obwohl unmittelbar an die Seitenwand gebaute Scheunen abgebrannt waren. Elvira Taulien ist eine der Mieterinnen, die weiterhin in dem Haus wohnt: "Als ich aus diesem Haus raus bin, mit ein paar Habseligkeiten, war es mir eigentlich klar, dass, wenn ich wiederkomme, alles in Schutt und Asche liegt", erzählt sie im Gespräch mit BR24. Es sei wie ein Wunder gewesen, dass es doch anders kam. "Ich hatte so viele tausend Schutzengel."

Das, was von den verbrannten Scheuen noch übrig war, ist bereits beseitigt worden. Ebenfalls die Reste der Häuser, die sowieso abgerissen werden sollten. Zwei Wohnhäuser sind jedoch immer noch unbewohnbar. Hier klaffen bis heute Löcher im Dach, zum Teil sind verkohlte Dachbalken zu sehen.

Stundenlange Löscharbeiten - Wind fachte Feuer an

Die hohen Tagestemperaturen am Unglückstag im Sommer 2022 waren es wohl, die das Feuer nach Angaben von Bürgermeister Schneider verursacht hatten: Dadurch habe sich Heu in einer Scheune selbst entzündet. Durch starken Ostwind sei das Feuer dann immer weiter angefacht worden. Besonders verheerend: Der Wind hatte die Glut von einem Gebäude zum nächsten getragen – auch über die Hauptstraße, wo weitere Scheunen in Brand gerieten.

200 Feuerwehrleute kämpften die ganze Nacht gegen die Flammen. Weil das Löschwasser zeitweise zur Neige ging, holten 50 Landwirte mit Güllefässern Wasser von Füllmöglichkeiten ringsum herbei. "Wir haben stellenweise mit Eimern gelöscht, wie vor 50 Jahren", erinnert sich Schneider.

Ortsgeschichte: Bereits der vierte Großbrand in Platz

Es war nicht das erste verheerende Großfeuer, das seine Gemeinde erleben musste: 1778 vernichtete ein großer Brand laut einer Informationstafel am Löschweiher des Ortes "fast das gesamte Dorf". Mehr als hundert Jahre später, am 26. Juli 1911, brannten gleich 22 Wohnhäuser mit 34 Haushalten und 24 Scheunen im Geroder Ortsteil Platz ab.

Am 2. Juni 1950 dann wurden bei einem Feuer fünf Gehöfte vernichtet. Bleibt zu hoffen, dass das Feuer im vergangenen Jahr nun endlich der letzte Großbrand in der Geschichte des Dorfs war.

Im Audio: BR-Reporter Norbert Steiche in Geroda - Reportage

Auch ein Jahr nach dem Unglück im kleinen Dorf Platz (Lkr. Bad Kissingen) sind noch Spuren des Großbrands zu sehen. Zwei Häuser sind unbewohnbar.
Bildrechte: BR/Norbert Steiche
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Auch ein Jahr nach dem Unglück im kleinen Dorf Platz (Lkr. Bad Kissingen) sind noch Spuren des Großbrands zu sehen. Zwei Häuser sind unbewohnbar.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!