Streikender Beschäftigter aus dem KfZ-Bereich in Nürnberg
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Die Beschäftigten in Autohäusern und Kfz-Werkstätten fordern 8,5 Prozent mehr Lohn. Zur Warnstreik-Kundgebung in Nürnberg kamen 700 Teilnehmer.

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8,5 Prozent mehr: Warnstreik in Autohäusern und Werkstätten

Lediglich knapp 50 Cent mehr pro Stunde: Das bieten die Arbeitgeber an. Den Beschäftigten in Autohäusern und Kfz-Werkstätten ist das zu "mickrig". Die Gewerkschaft ruft zum Warnstreik. Rund 700 Menschen beteiligen sich. Schwerpunkt ist Mittelfranken.

Rote Fahnen vor der BMW-Niederlassung in Nürnberg. Die IG Metall ruft zum Warnstreik. Und rund 700 Beschäftigte kommen. "Das Handwerk muss mal wieder zum Ölwechsel" steht auf dem Transparent unter der Bühne. Oben fordern die Betriebsräte aus Autohäusern und Kfz-Werkstätten im Großraum Nürnberg mehr Geld – ein Plus von 8,5 Prozent beim Lohn und 150 Euro für Auszubildende. "Das entspricht einer Erhöhung des Stundenlohns um durchschnittlich 1,62 Euro", sagt Andreas Hofmann. Er sitzt für die IG Metall in der Verhandlungskommission. Die Arbeitgeber hätten ein Angebot vorgelegt, das lediglich bei rund 50 Cent mehr pro Stunde liege. "Das ist lächerlich", ruft Hofmann von der Bühne. Die Gewerkschafter unten jubeln.

Streik legt Werkstätten lahm

Geschlossene Autohäuser und Werkstätten – die Gewerkschaft IG Metall hat die Beschäftigten im Kfz-Gewerbe aufgerufen, am Donnerstag ihre Arbeit niederzulegen. Schwerpunkt der Aktion ist Mittelfranken: Dabei sind in Nürnberg das Autozentrum Nürnberg Feser, BMW, Daimler Truck, MAN Truck & Bus, Mercedes-Benz sowie Mercedes-Benz Logistik-Center in Fürth und Scania in Schwabach.

IG Metall fordert Inflationsausgleich

Laut Gewerkschaft läuft die Tarifrunde im Kfz-Handwerk derzeit ohne nennenswertes Angebot der Arbeitgeber. Diese hätten bei der Tarifverhandlung vergangene Woche in Nürnberg zwar Lohnerhöhungen von jeweils drei Prozent in diesem und im folgenden Jahr vorgeschlagen. Es gab aber kein Angebot zur Ausbildungsvergütung und es wurde auch keine Inflationsausgleichsprämie wie in der Industrie vorgeschlagen. "Dieses Angebot reicht nicht aus, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu decken", sagt Hofmann.

Händler und Werkstätten haben gut verdient

Außerdem hätten die Autohäuser und Werkstätten in den vergangenen Monaten sehr gut verdient. Die Arbeitgeber haben genug Geld, um die geforderten 8,5 Prozent mehr Lohn bezahlen zu können, so Hofmann. "Die Preise für die Kunden haben sich seit 2020 um 15 Prozent erhöht, aber wir haben nur 2,2 Prozent mehr bekommen haben", rechnet der Gewerkschafter vor. "Die Antwort ist ganz klar: Die Arbeitgeber können es sich leisten, unser Forderungen zu erfüllen."

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"Arbeitgeber zwingen uns auf die Straße"

Der Verhandlungsführer der IG Metall Bayern, Josef Brunner, prangert auf der Bühne das "mickrige Angebot der Arbeitgeber" an. Der Ärger der Beschäftigten in den Autohäusern sei groß, sagt Gewerkschaftssekretär Harald Dix. Dabei müsste die Lohnerhöhung auch im Interesse der Arbeitgeber sein. Denn nur bei einer ausreichend guten Bezahlung bleibe der Beruf des Kfz-Handwerkers auch langfristig attraktiv. Und dann sei es auch einfacher, den dringend benötigten Nachwuchs bei Fachkräften zu sichern.

Arbeitgeber: Inflation belastet Werkstätten

Die Arbeitgeber beurteilen die Lage anders. Landesinnungsmeister Albert Vetterl sagte nach der ersten Tarifrunde vor einer Woche, das Werkstattgeschäft sei von Inflation und Energiekosten stark belastet, und "die Autohäuser spüren eine deutliche Kaufzurückhaltung". Die 7.000 bayerischen Kfz-Innungsbetriebe beschäftigen über 125.000 Mitarbeitern und 15.000 Auszubildende. Die zweite Tarifverhandlung ist für den 25. April in Nürnberg vereinbart.

Ein Schild mit der Aufschrift "Verkauft" steht in einem Fahrzeug bei einem Autohändler.
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Die IG Metall hat Autohäuser und Werkstätten in Nürnberg, Westmittelfranken und Schwabach zum Warnstreik aufgerufen.

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