Eine fliegende Elster mit Zweigen im Schnabel
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Eine fliegende Elster mit Zweigen im Schnabel (Symbolbild)

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Machen Tiere Frühjahrsputz?

Fenster putzen, Böden schrubben, alle Schränke ausräumen - der Frühjahrsputz ist noch nicht aus der Mode gekommen. Machen das nur Menschen oder gibt es auch Tiere, die einen Frühjahrsputz veranstalten?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Sobald es wärmer und sonniger wird, fangen viele Menschen an, ihr Zuhause aufzupolieren. Es werden Fenster und Türen geputzt, Schränke rausgewischt und der Carport gefegt. Wie sieht es in der Tierwelt aus - machen Tiere auch Frühjahrsputz?

Störche und Greifvögel polieren ihren Horst wieder auf

Viele Vögel bauen jedes Jahr ein ganz neues Nest. Da erübrigt sich natürlich der Frühjahrsputz. Denn das alte wird nicht wieder bezogen. Manche Arten nutzen aber das alte Nest: zum Beispiel Störche oder Greifvögel.

Störche bessern jedes Jahr den riesigen Horst aus den Vorjahren wieder aus, bevor sie die neuen Eier reinlegen. Da wird mit dem Schnabel sauber gemacht - übrigens von Weibchen und Männchen gleichermaßen. Es wird neues Nistmaterial herangetragen, manches neu aufgebaut. Das ist wichtig, denn die teils mehrere Hundert Kilo schweren Storchenhorste können im Herbst und Winter unten kompostieren, sagt Markus Schmidberger vom Landesbund für Vogelschutz in Cham. Das würde dann später den nässe- und kälteempfindlichen Jungstörche schaden.

Stare putzen ihr altes Nest recht unkonventionell

Stare haben vergleichsweise "schlampige" Nester, erzählt LBV-Experte Markus Schmidberger. Sie bauen im Frühjahr auch kein neues, sondern putzen das alte Nest einfach wieder neu heraus, was für Menschen manchmal ganz lustig zu beobachten ist: "Ich muss da oft schmunzeln. Die gleichen Halme und Zweige, die rausfliegen, tragen sie anschließend wieder rein. Aber Stare haben wohl offenbar ihre Lieblingsordnung und die bauen sie dann jedes Jahr aufs Neue wieder auf."

Markus Schmidberger hat in seinem Garten auch schon beobachtet, dass ein Star wieder einsammelt, was ein anderer aus seinem alten Nest rausgeworfen hat. Recycling oder Secondhand-Laden auf Vogelart.

Es gibt auch Vögel mit Hang zur Deko

Wenn man es vermenschlicht, könnte man zum Beispiel Elstern als Dekofans bezeichnen. Sie bauen gern alles, was glänzt und in der Sonne glitzert, in ihr Nest ein. Das können bunte kleine Glasscherben sein oder Alufolie. Es ist eine Taktik der Männchen, um die Weibchen zu beeindrucken. Der Star wird dafür sogar zum "Blumenkavalier": "Ich habe bei mir im Garten schon beobachtet, dass ein Star eine schöne Blumenblüte abgerissen und ins Nest getragen hat. Die machen das wirklich zum Schmücken, um die Weibchen zu beeindrucken", sagt Angelika Nelson, promovierte Biologin beim Landesbund für Vogelschutz.

Besonders blüten- und dekofreudig sind manche Vogelarten in Australien, erzählt Angelika Nelson. Sie bauen ein "Schein-Nest", eine Art Tunnel, den sie mit verschiedenen bunten Dingen schmücken, so Nelson. Dafür nutzen sie auch Sachen, die sie bei Menschen gefunden haben, weil die oft bunter sind. Manche haben dabei sogar eine Vorliebe für ganz bestimmte Farbtöne. Sinn und Zweck ist wiederum, mit dem farbigen Nest ein Weibchen zu beeindrucken.

Manche heimische Vogelarten bei uns bauen dagegen gern Wildkräuter in ihr Nest. Das allerdings dient wohl eher der Abwehr von Parasiten, sagt die Biologin, nicht als Deko.

Nistkästen jetzt nicht mehr reinigen

Wer übrigens jetzt noch dran denkt, seine hölzernen Vogel-Nistkästen im Garten sauber zu machen, sollte es bleiben lassen. Denn jetzt im April sind da oft schon die neuen Gelege drin. Die beste Zeit, um Vogelnistkästen zu reinigen, ist der Februar. Reinigungs- oder Desinfektionsmittel haben dabei gar nichts zu suchen. Markus Schmidberger empfiehlt, den Kasten nur trocken mit Spachtel und Besen sauber zu machen. Das hilft vor allem gegen Parasiten, die sonst dort gut überwintern können und dann die Jungvögel plagen.

Auch Bienen und Ameisen "putzen"

Imker kennen das Phänomen: Im Frühjahr, wenn ein Bienenvolk aus der Winterruhe erwacht, tragen Bienen tote Tierchen aus dem Stock. Imker helfen natürlich dazu - reinigen zum Beispiel den Boden des Bienenstocks und reparieren Schäden.

Auch Ameisenvölker sind sehr auf Sauberkeit bedacht - eigentlich täglich - sagt Anette Lafaire, Gebietsbetreuerin und Ameisenhegerin beim Naturpark Oberer Bayerischer Wald. Schließlich können in einem einzigen Ameisenhaufen Millionen Tiere leben. Wer da nicht andauernd "putzt", hat schnell mit Krankheiten zu tun. Nach der Winterruhe räumen die Ameisen besonders intensiv auf: Sie befördern zum Beispiel tote Ameisen nach draußen und reparieren Löcher, die durch den Schneedruck oder durch einen Specht, der im Haufen rumgestochert hat, entstanden sind. Ameisen machen auch sonst etwas scheinbar exklusiv Menschliches: Sie legen sich gern in die erste Frühjahrs-Sonne: "Da ist der Ameisenhaufen oben ganz schwarz, weil alle Ameisen drauf liegen und sich sonnen. Dann gehen sie rein und bringen die Wärme in den Bau, damit der sich nach und nach aufheizt. Sie sind dann sozusagen laufende Heizungen", erzählt Anette Lafaire.

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