Ein Auszubildender zum Kfz-Mechatroniker rollt einen Reifen durch eine Werkstatt.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Julian Stratenschulte

Kfz-Mechatroniker, Verkäuferinnen, Lehrer: auf Coburger Seite sind die Löhne dieser Berufsgruppen rund 200 Euro höher als in Sonneberg.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Löhne in Bayern und Thüringen: Weniger Geld für gleiche Arbeit

Zehn Kilometer bedeuten hier 200 Euro mehr: Die Landkreise Coburg und Sonneberg liegen nebeneinander. Trotzdem gibt es in Thüringen für die gleiche Arbeit weniger Geld als in Bayern. Wie geht es den Menschen mit den unterschiedlichen Löhnen?

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit am .

Kfz-Mechatroniker, Verkäuferinnen, Architektinnen, Lehrer: auf Coburger Seite der Ländergrenze Bayern – Thüringen sind die Löhne dieser und anderer Berufsgruppen rund 200 Euro höher als im Raum Sonneberg. In Zahlen der Bundesagentur für Arbeit von 2022 heißt das: Vollzeitbeschäftigte im Coburger Land verdienen monatlich im Mittel 3.040 Euro brutto und die Nachbarn und Nachbarinnen im Sonneberger Raum 2.836 Euro.

Mehr Geld als die Kollegen in Thüringen

John erlebt das im eigenen Betrieb. Seinen richtigen Namen und Arbeitsplatz möchte er nicht im Internet lesen. Der Kfz-Mechatroniker, Ende 20, arbeitet in einem Autohaus im Landkreis Coburg, es hat auch eine Zweigstelle in Sonneberg. "Die verdienen nicht so viel wie wir, und das finde ich unfair", berichtet er.

Der Chef höre es nicht gern, aber natürlich sprechen die Kollegen untereinander: "Es ist wirklich der Wahnsinn, zu sehen, dass es unterschiedliche Löhne gibt, obwohl man im selben Land wohnt, nur in einem anderen Bundesland." Für Kleidung, Ausgehen oder ein erstes Auto habe er spürbar mehr Geld als die Freunde in Thüringen, sagt John. "Die können am Ende des Monats nicht mehr so gut wie wir."

Niedrige Löhne, kleine Betriebe

Die Arbeitsagentur nennt verschiedene Gründe für die unterschiedlichen Löhne. Etwa den, wonach sich der Freistaat Thüringen nach der Wende als Niedriglohnland attraktiv gemacht habe. Der Niedriglohnsektor sei heute groß – dazu gehören viele Jobs in der Gastronomie, in der Landwirtschaft oder im klassischen Handel. Und die Tarifbindung sei gering, gerade auch in kleinen Betrieben, von denen es in Thüringen besonders viele gebe. Das hat eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahr 2021 festgestellt.

Unterschiedliche Löhne in West und Ost sind belegt, stehen aber auch in einem größeren Zusammenhang, weiß Stefan Trebes vom Agenturbezirk Bamberg-Coburg. Neben dem Vergleich Bayern und Thüringen - Coburg und Sonneberg - müsse man weitere Faktoren einbeziehen: "Prinzipiell kann man in der Stadt mehr verdienen als am Land. Und je weiter ich in den Süden komme, verdiene ich im Normalfall mehr als im Norden."

"Sowas schürt Frust"

Geld war für Manuela Oelsner kein Grund, als sie sich vor fünf Jahren für Arbeit in Bayern entschied. Sie kommt aus dem Sonneberger Raum und ist Hörakustikerin in Rödental im Coburger Land. Auch ihre Firma hat Filialen in beiden Regionen, bezahle die Angestellten aber gleich. Ihr sei Wertschätzung aber wichtiger als der Lohn, erzählt Oelsner.

Viele in ihrem thüringischen Umfeld würden aber mit anderen Gefühlen in die bayerische Nachbarschaft blicken: "Die sehen: Für die gleiche Arbeit, die ich mache, bekommt jemand ein paar Kilometer weiter viel mehr zurück finanziell. Der kann sich vielleicht dadurch ein anderes Leben leisten. Ich glaube schon, sowas schürt Frust."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!