Der Landsberger Landrat Thomas Eichinger (CSU)
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Landsberger Landrat: Scharfe Kritik an Bayerns Impf-Strategie

Der Landsberger Landrat Thomas Eichinger (CSU) hat die Impf-Strategie von Bund und Freistaat deutlich kritisiert. Die Aufhebung der Priorisierung nach Risikogruppen bei Impfungen durch niedergelassene Ärzte bezeichnete er als "politischen Fehler".

Harsche Kritik vom Landsberger Landrat Thomas Eichinger (CSU) an Bund und Freistaat: Bei einem Pressegespräch am Mittwochnachmittag kritisierte er deren Impf-Strategie und bezeichnete sie als "politischen Fehler".

Eichinger: Aufhebung von Impf-Priorisierungen falsch

Vor allem die Aufhebung der Priorisierung nach Impfgruppen sei falsch. Die Priorisierung, wie sie etwa für die Impfzentren der Landkreise nach wie vor gelte, ist seiner Ansicht nach sinnvoll, denn sie sorge für möglichst wenige schwere Verläufe und Todesfälle infolge einer Coronavirus-Infektion. Lasse man dagegen etwa Hausärzten freie Hand bei der Auswahl der Personen, die sie impfen, führe das möglicherweise dazu, dass Personen aus vulnerablen Gruppen länger auf eine Impfung warten müssten. Stattdessen erhielten möglicherweise Freunde, Familie oder Nachbarn des Arztes oder der Ärztin eine Impfung.

Gleichzeitig übte Eichinger Kritik an der - seiner Aussage nach - mangelnden Verlässlichkeit von Angaben über kommende Impfstofflieferungen durch das bayerische Gesundheitsministerium. So werde regelmäßig weit weniger Impfstoff geliefert, als versprochen. Der Leiter des Landsberger Impfzentrums, Peter Rasch, nannte dazu aktuelle Zahlen.

Impfzentrumleiter mit "geschwollene Halsschlagader"

So solle sein Impfzentrum eigentlich wöchentlich einen "Sockelbetrag" von mindestens 3.250 Dosen Biontech- und Moderna-Impfstoff erhalten, mit dem man fest plane. Für Mai seien vom Ministerium sogar mehr als 3.500 Dosen pro Woche angekündigt worden. Bekommen habe man dann zuletzt beispielsweise aber nur 2.796 in einer Woche.

Da bekomme er "eine geschwollene Halsschlagader", so Rasch. Von einer Auslastung der Kapazität des Impfzentrums mit mehr als 6.000 möglichen Impfungen pro Woche sei man damit sehr weit entfernt.

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Kritik an Impf-Portal

Dass weniger Impfstoff geliefert werde als zugesagt, führe außerdem zu Ineffizienz, weil überflüssiges Personal eingeteilt werde, das man dann gar nicht vollumfänglich benötige. Häufig würden Termine auch deshalb nicht wahrgenommen, weil Personen sich zwei- oder dreifach über das bayernweite Impf-Portal online angemeldet hätten, die Software aber nicht in der Lage sei, solche Mehrfachanmeldungen automatisch zu erkennen.

Man bitte daher Menschen, die – egal ob im Impfzentrum oder vom Hausarzt – bereits geimpft seien, überflüssige Anmeldungen aktiv in dem Online-System zu löschen, um Impfungen für andere Personen nicht unnötig zu verzögern.

Auf Nachfragen zu dem ausbleibenden Impfstoff gebe das Ministerium "keine eindeutigen Antworten", sagte Landrat Eichinger weiter. Es sehe so aus, als würden die nicht gelieferten Dosen an die niedergelassenen Ärzte abgegeben. Hier sei ein ländlich geprägter Landkreis wie Landsberg benachteiligt im Vergleich zu urbanen Regionen oder dem Nachbarlandkreis Starnberg mit einer größeren Anzahl an niedergelassenen Ärzten – die dann wiederum an keine Priorisierung gebunden seien.

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