Die mysteriöse Chipslieferung im Lager der Dachauer Spedition.
Bildrechte: Anatol Gürbüz Kilic/Fa. MAGN-Logistik, Dachau

Die mysteriöse Chipslieferung im Lager der Dachauer Spedition.

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Kurioser Fall: 3,5 Tonnen Kartoffelchips suchen ihren Eigentümer

Exakt 924 Kartons voller Kartoffelchips sind bei einer Dachauer Spedition eingelagert worden. Ein bislang unbekannter Eigentümer hatte sie dort angeblich nur zwischenlagern wollen, wie die Polizei mitteilte. Doch dann verschwand er.

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Mehr als dreieinhalb Tonnen Kartoffelchips hat ein Unbekannter in Dachau eingelagert. Und seit er sie dort anlieferte, ist er spurlos verschwunden. Laut Polizei ist Eile geboten: Das Mindesthaltbarkeitsdatum läuft bald ab, doch bislang hat sich der Eigentümer nicht mehr gemeldet.

Unklar ist jetzt, was mit der riesigen Ladung Chips passieren soll. Die Polizei scherzt bereits: "Die Snacks für die Silvesterparty könnten somit gesichert sein".

Verdacht auf Betrug

Tatsächlich verwendete der unbekannte Einlieferer als Kontakt eine E-Mail-Adresse, die ähnlich der einer Chips-Firma ist, wie die Polizei berichtet. "Hier wurden ein i und ein j ausgetauscht, was wir erst später entdeckt haben", erklärt Lager-Teilhaber Anatol Kilic. Er führt zusammen mit seinem Sohn die 2015 gegründete Spedition MAGN-Logistik. Angeblich wollte der Auftraggeber den kalorienhaltigen Snack nur ein bis vier Tage dort lagern. Das sei zumindest die Vereinbarung gewesen, sagt Kilic, doch die Frist dafür ist bereits am 5. Dezember abgelaufen. Der Auftragsgeber ist laut Kilic seit der Übergabe nicht mehr erreichbar.

Spuren führen nach Dänemark

Im Kontakt mit der Chips-Hersteller-Firma aus Belgien stellte sich heraus, dass kein Mitarbeiter mit dem bei der Einlieferung angegebenen Namen dort arbeitet. "Wir wissen nicht, ob das ein Scheinname ist und ob es die Person überhaupt gibt", sagt Kilic. Ein IT-Mitarbeiter habe nun herausgefunden, dass die E-Mail über eine Plattform aus Dänemark geschickt wurde. Auf den Schachteln ist allerdings der Name einer spanischen Chips-Fabrik angegeben. Auch dort wisse man von der Lieferung nach Oberbayern nichts, so Kilic.

Strafanzeige gegen Unbekannt

Speditionsinhaber Kilic vermutet deshalb einen Betrug und hat bei der Polizei Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Schon jetzt bleiben die höheren Lagerkosten an seiner Firma hängen. Die Chips müssten notfalls entsorgt werden. Lieber will er sie allerdings für Bedürftige an die Tafel in Dachau spenden – am liebsten noch vor den Feiertagen, erklärt er auf BR-Anfrage: "Besonders jetzt, vor Weihnachten, freuen sich die Menschen bestimmt über einen Snack". Er beruft sich dabei auf das sogenannte Pfandrecht in der Spedition: "Wenn sich der Kunde nicht meldet oder Rechnungen nicht begleicht, gibt es die Option, Ware einzubehalten, bis alles beglichen ist." Davon mache er jetzt Gebrauch, erklärt der Teilhaber.

So sehen die mysteriösen 4-Kilo-Schachteln voller Kartoffelchips aus.
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So sehen die mysteriösen 4-Kilo-Schachteln voller Kartoffelchips aus.

Ware "schmeckt super"

Die Verteilung der Ware müsse allerdings auch zeitnah geschehen, denn das Verfallsdatum der Chips ist auf den 9. Januar 2023 datiert. "Ich habe die Ware geprüft. Die Chips schmecken super – wie reine Kartoffelchips ohne Zusatzstoffe", betont er. Die Chips seien noch frisch in durchsichtige Plastiktüten eingeschweißt.

Tafel Dachau würde sich sehr freuen

Mit der Dachauer Tafel des BRK hat der Spediteur noch keinen Kontakt aufgenommen. Als der BR dort anfragte, ob man sich über das Geschenk freue und es brauchen könne, falls man es bekomme, lautete die erste Reaktion am Telefon: "Geil, Wahnsinn! Her damit!"

Die zuständige Leiterin der Dachauer Tafel, Edda Drittenpreis, erklärt, man sei daran interessiert, das Geschenk anzunehmen. Allerdings müsse erst geklärt werden, wie die Chips derweil zwischengelagert werden können. Sie wolle sofort organisieren, wie die Verteilung am besten in die Wege geleitet werden kann. Möglicherweise werde ein Teil der Kartoffelchips auch an Tafeln in anderen Orten weitergegeben, so Drittenpreis. Derzeit klärt das Logistikzentrum der Tafeln in Bruck, wie der Bedarf ist und wohin die Chips gehen sollen. Viele Tafeln würden gern etwas davon bekommen, erklärt man dort am Dienstagvormittag auf Anfrage.

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