Parfümerie Barbarino in Mühldorf
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Kreativ im Lockdown: Mühldorfer Läden kämpfen ums Überleben

Ab heute gibt es eine Erleichterung für Händler: Click & Collect ist erlaubt, also online oder per Telefon bestellen und vor Ort abholen. In Mühldorf am Inn haben sich einige Geschäfte am Stadtplatz schon vorher kreative Lösungen einfallen lassen.

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Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Endlich ihre Kunden wiedersehen und weniger Bestellungen zur Post bringen: Für Yvonne Baier von der Buchhandlung Herzog in Mühldorf am Inn ist Click & Collect eine Erleichterung.

"Mit der Post war das immer eine lange Anstellerei, wir haben hier in Mühldorf nur die eine Poststelle", erzählt Baier. Mit Click & Collect kämen die Kunden jetzt deutlich schneller an ihre Ware: "Wenn wir die Ware vorrätig im Laden haben, dann können die Kunden zehn Minuten später kommen und sie abholen."

Strenge Regeln für das neue Bestellsystem

Click and Collect ist nun in Bayern erlaubt. Kunden können online oder per Telefon bestellen und vor Ort die Ware abholen. Dabei gelten strenge Regeln, wie beispielsweise das Tragen einer FFP2-Maske oder das Einhalten der Abholzeiten.

Am Mühldorfer Stadtplatz ließen sich bereits einige Händler vor der neuen Bestellmethode etwas einfallen, um während des Lockdowns den Kontakt zu den Kunden nicht zu verlieren.

WhatsApp und Internetvideos für die Kunden

Neuigkeiten im WhatsApp-Status oder kurze Filme fürs Internet - bei Heidi Barbarino gilt bereits seit dem ersten Lockdown: Kunden auf dem Laufenden halten, sie über Produkte informieren. Die Handynummer hängt dafür extra an der Ladentür. Barbarino betreibt die Parfümerie am Stadtplatz bereits in vierter Generation. Ihre Stammkunden stimmen sie weiterhin optimistisch.

"Die Kunden reagieren immer ganz nett und freuen sich", sagt Barbarino. Einige würden Produkte im Schaufenster entdecken und die Parfümerie danach kontaktieren: "Sie machen einfach ein Foto von dem Produkt, schreiben uns an oder rufen uns an und danach können sie es bei uns abholen." Wenn es jemand eilig habe, liefere die Parfümeriebesitzerin auch selbst das ein oder andere Produkt.

Einkaufen per Videoanruf

Weiter am Stadtplatz einkaufen, das gönnt sich Gudrun Wengler ab und an. Die Mühldorferin unterstützt gerne die Parfümerie Barbarino oder andere Boutiquen. Sie habe sogar shoppen per Facetime ausprobiert, also per Videoanruf.

Die Verkäuferin kenne Wendlers persönlichen Stil, weshalb die Videoberatung gut funktioniert habe, sagt die Mühldorferin. "Und ich mag Onlineshopping überhaupt nicht. Mit dem Videoanruf hatte ich eine persönliche Beratung, mit einem Gesicht, das ich kenne."

Dennoch wünsche sich Wendler, bald wieder das richtige Shoppingerlebnis, also vor Ort, zurückzubekommen.

"Es ist nicht fair, wenn für die kleinen Läden nichts übrigbleibt."

Nicht jeder Laden am Mühldorfer Stadtplatz kann sich auf Dauer durch Click & Collect oder kreative Ansätze, wie Bestellen per WhatsApp über Wasser halten. Zu groß ist die Konkurrenz im Internet. Und für viele Geschäfte ist ein eigener Webshop keine Option. Dieser ist vielen zu teuer und zeitaufwändig. Parfümerie-Besitzerin Heidi Barbarino fordert deshalb eine Internetsteuer: "Wir sind wirklich fleißig", sagt sie. "Es ist aber nicht gerecht, wenn wir uns über Wasser halten und die Großen immer mehr verdienen, immer größer werden - und nichts für die Kleinen übrigbleibt."

Einkaufsstadt Mühldorf: Bürgermeister fürchtet Ladensterben

Insgesamt 136 Läden gibt es am Stadtplatz Mühldorf. Die Kreisstadt am Inn wirbt als Einkaufstadt und hat mehr Shoppingbesucher als Rosenheim, sagt Bürgermeister Michael Hetzl.

"Dieses Zentrum möchten wir alle unbedingt erhalten. Der Charme der Stadt Mühldorf ist dieses Zentrum", sagt Bürgermeister Michael Hetzl. "Ich glaube nicht, dass der Handel vollständig stirbt. Aber die Angst besteht schon, dass der ein oder andere auf der Strecke bleibt."

Und gerade die einzelnen Händler würden im historischen Stadtkern mittelgroßer Städte das Flair ausmachen - egal ob in Mühldorf, Burghausen oder Wasserburg.

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