Ein Mountainbiker im Wald
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Kompromisse im Wald: Mountainbiken im Landkreis Bad Kissingen

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Kompromisse im Wald: Mountainbiken im Landkreis Bad Kissingen

Mountainbiker sind gern mitten in der Natur unterwegs – Ärger ist deshalb oft vorprogrammiert – mit Wanderern, Förstern, Jägern oder dem Naturschutz. Im Landkreis Bad Kissingen hingegen haben alle Beteiligten jetzt gemeinsam Wege gefunden.

Über dieses Thema berichtet: Wir in Bayern am .

Flowige Trails, anspruchsvolle Downhill-Abschnitte, Waldwege über Wurzeln oder atem(be)raubende Uphill-Passagen: Pünktlich zum Start der Saison sind im Landkreis Bad Kissingen zehn Mountainbike-Rundstrecken offiziell eröffnet worden. Auf gut 400 Kilometern reichen sie von der Rhön bis ins Saaletal. So werden Fahrradfahrer in der Region gezielt gelenkt, anstatt nur Verbote auszusprechen.

Gemeinsam geeignete Rundtouren gesucht

Früher führte die Beschilderung die Biker vor allem über geschotterte Forstwege, damit sie Jägern und Förstern möglichst nicht im Weg sind. Inzwischen dürfen Biker im Landkreis Bad Kissingen auch über schmale Trails durch den Wald fahren. Andreas Schubert, selbst Mountainbiker und gleichzeitig Forstingenieur, hat in den vergangenen zehn Jahren die neuen Routen entwickelt und in Abstimmung mit allen Beteiligten geeignete Strecken gesucht.

Nicht unbedingt einfach in der Rhön, einer vor allem vom Wandern geprägten Region, so Schubert. Alle wurden deshalb mit ins Boot geholt: Die Gemeinden vor Ort, die Bayerischen Staatsforsten, Landwirtinnen und Landwirte, die Naturschutzbehörden, Beteiligte aus der Jagd- und Forstwirtschaft und auch der Wanderverein Rhönklub.

Rücksicht auf Wanderer und Natur

Das gemeinsame Ziel: Es sollen keine zusätzlichen Wege entstehen, stattdessen wurde versucht möglichst naturnahe Wege zu finden. Schubert hat zum Beispiel alte Waldwege wieder befahrbar gemacht und immer wieder müssen Wanderer und Radfahrer sich eine gemeinsame Wegstrecke teilen, Mountainbiker ihr Rad vielleicht auch mal schieben. "Bitte nehmt Rücksicht aufeinander" – steht auf großen roten Schildern.

Rücksicht müssen die Biker auch auf Pflanzen und Tiere nehmen und deren Lebensraum respektieren. Bestimmte Bereiche des Biosphärenreservats Rhön, die Kernzonen, sind für Radfahrer deshalb weiterhin tabu. Von November bis April sollen die Strecken außerdem nicht befahren werden, um den Wildtieren ihre benötigte Ruhe zu geben.

Regelmäßige Streckenkontrolle

Mit der Ausweisung der Rundtouren ist die Arbeit aber noch nicht getan. Andreas Schubert kontrolliert regelmäßig die Strecken, vor allem nach dem Winter. Das haben die Bayerischen Staatsforsten und der Landkreis vertraglich geregelt. Größere Arbeiten, wenn etwa ganze Bäume gefällt werden müssen, meldet er den Bayerischen Staatsforsten, um kleinere Gefahrenstellen kümmert sich Forstingenieur Schubert selbst.

"Wenn die Strecken blockiert und nicht gut befahrbar sind, spricht sich das in der Szene schnell herum und dann suchen sich die Mountainbiker wieder ihre eigenen Strecken", erklärt Schubert. "Die Lenkungsfunktion, die mit der Ausweisung der Strecken bezweckt wurde, wäre dann natürlich dahin."

Weitere Strecken sind im Landkreis Bad Kissingen bereits in Planung, unter anderem fürs Gravelbike. Landrat Thomas Bold sieht seinen Landkreis mit den MTB-Rundstrecken als Vorreiter in der Region. Er würde sie gerne in Richtung Rhön ausweiten und hofft auf die Unterstützung der Nachbarlandkreise.

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