Gründer Paul Graf und Kinder und Jugendliche der Kreativwerkstatt Ried
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk/Eva Heime

Kinder programmieren Kunstwerke für die ISS

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Kinder schicken selbst programmierte Kunstwerke auf die ISS

Kinder und Jugendliche aus der Gemeinde Ried haben bei einem außergewöhnlichen Projekt mitgemacht: Sie schicken ihre selbst programmierten Kunstwerke ins Weltall. Bald werden die Astronauten auf der ISS ihre Bilder zu sehen bekommen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Ein Bild malen können wir alle, aber es dann auch programmieren? Luisa ist gerade mal neun Jahre alt und hat in der Kreativwerkstatt Ried im schwäbischen Landkreis Aichach-Friedberg programmieren gelernt. Damit kann sie auf einer acht mal acht Zentimeter kleinen LED-Platte jedes Lämpchen in unterschiedlichen Farben zum Leuchten bringen. Somit entsteht am Ende ein kleines Kunstwerk.

Sie hat eine Schildkröte mit einer Sonne gemalt. Dabei habe jede Farbe einen bestimmten Code. "Und dann haben wir dem Computer erklärt, dass der Buchstabe L jetzt gelb ist", erklärt die Neunjährige. "Der Zahlencode von gelb ist 255230102. Damit hat der Computer gewusst, dass an die Stelle jetzt gelb kommt."

Programmieren mit Kindern

Den Kindern programmieren beigebracht hat Paul Graf, der Gründer der Kreativwerkstatt. Er selbst arbeitet als Programmmanager bei Microsoft. Er sagt, dass das Programmieren mit Nullen und Einsen gar nicht so kompliziert sei, wie viele meinen könnten: "In der deutschen Sprache muss ich ja auch die Regeln kennen, wann man einen Punkt macht oder ein Komma setzt und so ähnlich ist es bei der Programmiersprache. Da gibt es eine gewisse Syntax, die muss ich einhalten und wenn ich die verstanden habe, kann ich loslegen."

Die Kreativwerkstatt zeigt den Kindern und Jugendlichen, dass das mit der Hardware und Software und dem Programmieren gar nicht so schwierig ist. "Mir hat das Malen Spaß gemacht", sagt der neunjährige Mio. "Das war ganz neu, dass wir da so viereckig malen und das dann auf den Computer übertragen."

"Mission Zero" – Kunst für die Internationale Raumstation ISS

"Mission Zero" heißt das Projekt einer gemeinsamen Initiative der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), der Raspberry Pi Foundation und der Kreativwerkstatt Ried. Dabei arbeiten die Kinder mit einem sogenannten Rasperry Pi, einem Einplatinencomputer in der Größe einer Scheckkarte.

So einen kleinen Computer gibt es auch auf der Internationalen Raumstation ISS, wo dann die Astronauten die programmierten Bilder der Kinder tatsächlich für 30 Sekunden sehen werden. Für die Kinder eine verrückte Vorstellung, da die ISS ungefähr 400 Kilometer von der Erde entfernt ist: "Das ist total cool, dass das so weit geschickt werden kann. Früher konnte man das gar nicht", sagt Mio.

Im Mai soll es so weit sein: Dann werden die Astronauten auf der ISS ganz viele kleine Kunstwerke zu sehen bekommen - und das alles aus der kleinen Gemeinde Ried.

3D-Laser, Robotik, Basteln: Einzigartiges Angebot in Ried

Die Kreativwerkstatt Ried ist eine Bildungsinitiative, die junge Menschen motivieren will, sich mit Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik auseinanderzusetzen.

Eine solche Werkstatt ist möglicherweise einzigartig in Bayern, in Ried auf jeden Fall: "Gerade auf dem Land gibt's nicht viel mehr als einen Sportverein, wo ich Fußball spielen kann. Hier bringen wir Kinder zusammen, die vielleicht andere Interessen haben", sagt Paul Graf. Das Ziel sei es, die Kinder zu Machern zu machen und nicht nur zu Konsumenten.

110 Kinder und Jugendliche von 7 bis 18 Jahren sind schon Mitglied im Verein – für alle, die in Ried wohnen, ist das Angebot kostenlos. Mit 40.000 Euro unterstützt die Gemeinde Ried den Jugendverein. Zusätzlich werden die Kosten für die Räumlichkeiten übernommen. Papa Marco ist dankbar, dass es in seinem Ort eine solche Werkstatt gibt: "Wer hat schon einen 3D-Drucker zu Hause oder einen Lasercutter? Da kommt man auf ganz andere Ideen."

Nur ein Projekt von vielen

Die Workshops und Projekte in der Kreativwerkstatt Ried reichen von Mediengestaltung, Fotografie über 3D-Druck, Robotik bis hin zu Holzbearbeitung, kreativen künstlerischen Themen und Textilgestaltung. Die Liste von zukünftigen Projekten ist lang.

In diesem Jahr wird noch an einem automatisierten Klavier getüftelt, das Lieder spielt, oder ein Hochbeet, das vollkommen autonom bewirtschaftet wird. Jeder, der eine Idee hat, kann sich einbringen.

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