Kälte, Hunger, Dunkelheit: 24 Stunden überleben im Wald
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Teilnehmer des Outdoor-Survival-Trainings im Wald

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Kälte, Hunger, Dunkelheit: 24 Stunden Überleben im Wald

Wer vier Grundprioritäten zu beherrschen lernt, sollte 24 Stunden im Wald gut überstehen: Wasser, Schutz, Nahrung, Feuer. Die Kontrovers-Story über eine Herausforderung der besonderen Art - nicht nur physisch, sondern auch psychisch.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Sechs Teilnehmer haben sich für den Survival-Kurs im schwäbisch-fränkischen Wald angemeldet. Vor ihnen liegen 24 Stunden, in denen sie lernen sollen, sich mithilfe eines Kompasses zu orientieren, Essen zu finden, Feuer zu machen und schließlich einen Unterschlupf für die Nacht zu bauen. "Ganz viele Teilnehmer haben schon abgebrochen. Der Hauptgrund ist der Mangel an Zucker und Nahrung und vor allem Koffein", erklärt Dominik, der Trainer.

Spannende Grenzerfahrung

Anna und Markus sind ein Paar. Sie nehmen gemeinsam an dem Kurs teil. "Also, noch fühlt es sich nach Tagesausflug an. Ich glaube, ernst wird es dann, wenn es dunkel wird und man nicht zurück zum Auto läuft", meint Anna. Markus hatte die Idee mit dem Training. "Ob man so einen Kurs braucht oder nicht, sei mal dahingestellt. Aber so eine neue Grenzerfahrung wie jetzt bei der Kälte unterwegs zu sein, zum Beispiel über Nacht – das macht es für mich spannend."

Die erste Übung mit dem Kompass ist für die beiden kein Problem. Jetzt heißt es Feuer machen. "Wir wollen die Birkenrinde zum Feuermachen nutzen. Der Vorteil der Birkenrinde ist, dass sie ätherische Öle enthält und Öl brennt sehr gut", erklärt Trainer Dominik seinen sechs Schützlingen in der Kontrovers-Story. Die Temperaturen liegen um die Null Grad. Immer wieder schneit es. Nicht zu unterkühlen - das wird eine der größten Herausforderungen.

Im Video: 24 Stunden Überleben im Wald

Geduldige Nahrungssuche

Alles hier ist irgendwo zwischen Spiel und Ernst. Survivaltrainings boomen. Sie bestehen aus Trainingsszenarien, denen sich die Teilnehmer freiwillig und gerne hingeben. Sie wissen, dass die Zivilisation nur wenige hundert Meter entfernt liegt und dass sie einen Müsliriegel für den Notfall im Rucksack haben. Aber selbst Nahrung zu finden ist eine der zentralen Herausforderungen. "Wir wollen hier im Wald im Totholz mal nach Käferlarven suchen. Nehmt euer Messer und hebelt vorsichtig den Baumstamm auf. Also Geduld ist beim Überleben in der Wildnis auf jeden Fall das A und O." Die Gruppe ist fünf Stunden unterwegs. Die Ausbeute fällt sehr übersichtlich aus: Ein Netz mit Pilzen für sieben Personen.

Unterschlupf für die Nacht

Als Nächstes muss ein Unterschlupf für die Nacht her. Dazu gibt es Anweisungen von Dominik: "Was ihr bauen solltet, ist ein A-Frame-Shelter. Also A-Frame heißt das Ganze, weil es wie ein A ist, wie ein Satteldach." Innerhalb kürzester Zeit ist es hier im Wald auf einmal beinahe dunkel. Immerhin: Die Teilnehmer müssen kaum neues Material sammeln, sondern dürfen sich aus alten Unterschlüpfen vorheriger Trainees bedienen.

Nach zwei Stunden haben es die Teilnehmer geschafft. Die Unterschlüpfe sind fertig. Fehlt noch das Abendessen am Lagerfeuer. Feuer? Da war doch was. "Ihr könnt das jetzt so machen, dass ihr den Stahl direkt am Zunder ansetzt. Und dann einfach einmal hierüber schabt und fertig." Bei Dominik sieht das Entzünden der Flamme aus wie ein Kinderspiel. Feuerstahl statt Feuerzeug.

Eine "arschkalte" Nacht

Zu Essen gibt es Larven. Die hat Dominik gekauft. "Das mach’ ich, damit die Leute erfahren, wie sowas schmeckt und ob die Larven satt machen." Ein kleiner Ausreißer im Überlebensspiel, aber das stört hier niemanden. Simon ist einer der Teilnehmer: "Jetzt stell dir vor, du bist zu Hause auf dem Sofa, was machst du denn am Samstagabend? Immer das Gleiche. Und hier bist du jetzt hier draußen, hier schnitzt du dir deinen Löffel, damit du deine Maden essen kannst. Wie geil ist das denn?"

Irgendwann ziehen sich die Teilnehmer zurück in ihre Unterschlüpfe. Am nächsten Tag weckt Dominik seine Schützlinge. "Guten Morgen miteinander. Alle raus aus den Blättern. Es hat frisch geschneit. Lebt ihr noch? Also steht auf, machen wir Feuer und ein bisschen Tee. Mehr gibts heute leider nicht zum Frühstück." Tabea Träg meint: "Also ich bin richtig froh, dass ich noch lebe, es war nämlich arschkalt." Und das, obwohl hier alle auf Isomatten und in Schlafsäcken geschlafen haben. Survivaltrainings machen nicht mehr nur einige wenige, die sich auf den Weltuntergang vorbereiten. Inzwischen gibt es sie für jede und jeden. Etwa 220 Euro kostet so ein Wochenende bei Dominik. Survival: für viele ein Lifestyle.

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