Josef Schuster
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Josef Schuster seit zehn Jahren Zentralratspräsident der Juden

Josef Schuster seit zehn Jahren Zentralratspräsident der Juden

Seit zehn Jahren ist Josef Schuster der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. In der öffentlichen Debatte gilt der Würzburger als "Mahner gegen Antisemitismus". Die Entwicklung des politischen Klimas beobachtet er mit Sorge.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Erst der 70. Geburtstag, jetzt feiert Josef Schuster ein besonderes Jubiläum: Seit inzwischen zehn Jahren ist der Würzburger der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Genau am 30. November ist der 70-Jährige zehn Jahre im Amt. Seit seiner Wahl am 30. November 2014 ist er zweimal wiedergewählt worden.

In der Zeit habe er immer den Anspruch gehabt, das jüdische Leben in Deutschland sichtbar zu machen und in der Gesellschaft zu verankern. "In der Realität tritt man dann häufig als Mahner gegen Antisemitismus auf. Ich habe immer versucht, diese beiden Rollen so gut es geht im Ausgleich zu halten", sagt Josef Schuster im Gespräch mit BR24.

Feindseliges Klima in Deutschland seit dem Krieg in Nahost

Allerdings, so Schuster, sei es zuletzt immer schwieriger geworden, die Balance zwischen seinen Rollen als Mahner und Dialogpartner zu halten. Das gesellschaftliche Klima sei seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 feindseliger und betreffe Jüdinnen und Juden in Deutschland ganz direkt.

Laut dem aktuellen Bericht der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) sind antisemitische Vorfälle im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 83 Prozent angestiegen.

Schuster fordert klare Haltung gegen Geschichtsvergessenheit

Die Arbeit als Zentralratspräsident sei daher im Rückblick auf seine Amtszeit intensiver geworden: "Das politische Klima, das wir heute haben, hat sich in einer Art und Weise ins Negative verändert, wie ich das vor zehn Jahren nicht im Albtraum gedacht hätte." Teile der Gesellschaft würden die Selbstverständlichkeit jüdischen Lebens heute und der jüdischen Erinnerungskultur infrage stellen.

"Wir dürfen das in Deutschland nicht einfach hinnehmen. Wir brauchen eine klare Haltung", so Schuster. Judenhass, Geschichtsvergessenheit und Israelfeindlichkeit dürften niemals zur Normalität in der Gesellschaft werden. Mit großer Sorge beobachtet er, dass die AfD diese Stimmung nicht nur nutze, sondern weiter anfache.

Jüdische Akademie als wegweisendes" Projekt für Dialog

Ein "wegweisendes" Zeichen sei gerade in diesen Zeiten etwa der Bau der Jüdischen Akademie in Frankfurt am Main. Ein Projekt, das er seit Beginn seiner Amtszeit vorangetrieben habe. Im Herbst wurde Richtfest gefeiert, die Eröffnung steht kurz bevor. "Wir wollen einen Ort haben, an dem über gesellschaftspolitische Themen gesprochen werden kann, aber auch über religiöse Themen – sowohl von jüdischer Seite als auch von nicht-jüdischer", so Josef Schuster weiter.

Nazi-Zeit: Von Unterfranken nach Israel – und später wieder zurück

Schuster ist 1954 in Haifa in Israel geboren, 1956 kehrten seine Eltern mit ihm in die väterliche Heimat Unterfranken zurück. Eigentlich kommt die Familie Schuster aus Bad Brückenau in der Rhön. Seine Großeltern führten dort ein koscheres Hotel für jüdische Gäste.

Doch dann kamen die Nazis an die Macht. Sie brachten Vater David und Großvater Julius zunächst ins Konzentrationslager Dachau, dann nach Buchenwald. Später wurden beide entlassen – unter der Bedingung, dass sie Deutschland verlassen. Die Familie zog nach Palästina.

Arzt in Würzburg, außerdem viele Ämter

Nach seinem Medizinstudium in Würzburg ließ sich Josef Schuster 1988 dort als Internist mit einer eigenen Praxis nieder, die er bis 2020 führte. Zusätzlich fährt er bis heute regelmäßig Einsätze als Notarzt. Seit 2020 ist er Mitglied im Deutschen Ethikrat. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Seit 1998 leitete er die Israelitische Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken und war seit 2010 Vizepräsident des Zentralrats der Juden.

Ob er 2026 erneut für das Amt des Zentralratspräsidenten antritt, wisse er noch nicht. "Das ist eine Entscheidung, die ich mir noch vorbehalte. Keiner weiß, wie es einem gesundheitlich in zwei Jahren geht", so Schuster abschließend.

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