Die Hochzeitsplanerinnen Meike Höhne und Christine Reim arbeiten an einem Grab.
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Von der Hochzeitsplanerin zur Planung von Bestattungen: Meike Höhne und Christine Reim mussten sich beruflich neu orientieren in der Pandemie.

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Jobwechsel in der Pandemie: von der Hochzeit zur Bestattung

Einen ungewöhnlichen Jobwechsel haben zwei Hochzeitsplanerinnen aus Regensburg und Nürnberg hinter sich. Bei der Gestaltung von Bestattungen können sie auf ihre Hochzeits-Erfahrung zurückgreifen, müssen sich aber auch neuen Herausforderungen stellen.

Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalismus und Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz. Weitere Geschichten über Menschen, die sich wegen Corona beruflich neu orientieren mussten finden Sie unter www.br24.de/niederbayern.

Die Hochzeitsplanerin Meike Höhne arrangiert ein Gesteck aus weißen Orchideen und platziert die fliederfarbenen Trockenblumen um den Kerzenleuchter. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Christine Reim plant sie seit mehreren Jahren Hochzeitsfeiern in Bayern. Doch heute handelt es sich nicht um Blumen für eine Hochzeit, sondern für eine Trauerfeier.

Wegen Corona kaum Hochzeiten

Im letzten Jahr kamen die Planungen für große Hochzeits-Events wegen der Corona-Pandemie fast vollständig zum Erliegen. Nur noch Feiern im kleinen Kreis waren möglich. Die beiden hatten deshalb viel Zeit, um eine neue Idee zu verwirklichen. Der Weg in die Bestattungsbranche war geebnet. Mit "Seelenreise Bestattung" wollen sie das Ende des Lebens feiern.

Hochzeiten feiern Liebe, Bestattungen das Leben

Hochzeiten und Bestattungen haben für die beiden Frauen viele Gemeinsamkeiten. Bei beiden spielen Emotionen und Empathie eine große Rolle, sagen sie. "Eine Trauerfeier auf die Beine zu stellen, die den Verstorbenen in der Weise ehrt, wie er gelebt hat", das ist der Plan der Unternehmerinnen. Während Hochzeiten die Liebe feiern, feiern Bestattungen das Leben, so Reim. Bis zu zwei Jahren kann die Planung einer Hochzeit dauern, eine Bestattung muss dagegen schon nach zwei Wochen stehen. Dennoch wird auf Liebe zum Detail geachtet.

Emotionen und Empathie

Am Anfang einer jeden Planung steht ein Vorgespräch. Gerade bei einer Trauerfeier sind oftmals die Emotionen noch sehr präsent, sodass ein zweites Gespräch notwendig ist. Der Schmerz der Angehörigen soll mit einer liebevollen und würdigen Bestattung gelindert werden. "Jede Trauerfeier ist für sich sehr emotional", sagen die beiden. Was hingegen eine Herausforderung ist: Die Trauer der Angehörigen nicht in den Feierabend mitzunehmen. "Das ist nicht einfach. Jeder Abschied nimmt uns mit", sagen die Frauen. Allerdings lernen wir das Leben dadurch auch immer wieder aufs Neue zu schätzen. "Das hilft uns sehr, damit umzugehen."

Individualität im Mittelpunkt

Trauerfeiern sollen genauso individuell gestaltet werden wie Hochzeiten, finden Meike Höhne und Christine Reim. Wenn die Oma ihren Kräutergarten geliebt hat - warum muss dann eine Trauerfeier in einer Trauerhalle stattfinden? "Warum kann es nicht einfach eine liebevolle Abschiedszeremonie in ihrem Garten sein", sagt Daniela Jost, Initiatorin des Seelenreisen-Konzepts. Daneben sind auch Waldbestattungen sowie See- oder Windbestattungen bei Seelenreise möglich. Oft machen Gesetze in Deutschland den kreativen Ideen jedoch einen Strich durch die Rechnung. Deshalb ist es nicht selten, dass von Höhne organisierte Bestattungen im Ausland wie Tschechien oder Polen geplant werden.

Weiter beide Berufe ausüben

Neben der Individualität der Bestattungen spielt auch ihre Philosophie eine wichtige Rolle: "Seelenreise hat etwas mit unserem Glauben zu tun. Wir sind der festen Überzeugung, dass der Körper stirbt, aber die Seele nicht. Die Seele darf weiterziehen." In Zukunft wollen sich beide in dem Bereich der Trauerbegleitung weiterbilden, um die Angehörigen mit ihren Emotionen bestmöglich auffangen zu können. Auch nach der Pandemie wollen Höhne und Reim beide Berufe ausüben. "Wir werden weiterhin Hochzeitsplanerinnen sein und wir werden auch weiterhin Trauerfeiern planen", sagt Reim. Beide sind sich einig, dass die Mischung aus beiden Welten für sie einzigartig ist. Das schönste an ihrem Beruf sei es, den Menschen zu helfen, das Leben des Verstorbenen ein letztes Mal zu ehren, oder eben den Beginn einer neuen Liebe zu feiern.

Von der Hochzeitsplanerin zur Planung von Bestattungen: Meike Höhne und Christine Reim mussten sich beruflich neu orientieren in der Pandemie.
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