Die Autobahn A94 Richtung Nürnberg/Passau.
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Die Autobahn A94 Richtung Nürnberg/Passau.

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"Ja zur A94": Simbach am Inn Sorgenkind beim Autobahn-Ausbau

Schon in den 60er-Jahren gab es Forderungen nach einer Autobahn ins Bayerische "Chemiedreieck", aber auch jahrzehntelang Proteste gegen die A94. Seit 2019 reicht sie von München bis Marktl. Irgendwann soll sie von München bis Pocking reichen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Am gestrigen Donnerstagnachmittag hat sich der Verein "Ja zur A94" in Kirchdorf am Inn zur Jahreshauptversammlung getroffen. Der Verein setzt sich für den Bau der Autobahn A94 ein. Seit 2019 ist die A94 zwischen München und Marktl in Oberbayern durchgängig unter Verkehr. Nach Fertigstellung soll sie zwischen München und Pocking durchgehen.

Fertigstellung im Raum Passau wohl 2026

Ein wichtiger Punkt der Jahreshauptversammlung war der Zwischenbericht der Autobahn GmbH. Deren positive Bilanz: Im Landkreis Passau wird das Ziel der Fertigstellung 2026 voraussichtlich eingehalten, so Stefan Pritscher von der Autobahn GmbH. "Wir sind bei der A94 im Landkreis Passau sehr weit, wir werden den Abschnitt bei Tutting noch in diesem Jahr fertigstellen. Wir arbeiten im Abschnitt bei Pocking auf ganzer Länge und unser Ziel ist, dass wir auch diesen Abschnitt 2026 im Bau fertigstellen", fasste Stefan Pritscher auf BR-Nachfrage zusammen. Auch beim Abschnitt Marktl – Simbach/West tue sich im Moment etwas, hier sei man derzeit im Planfeststellungsverfahren. Die Einwände der oberbayerischen und niederbayerischen Kommunen Marktl, Haiming, Stammham, Julbach und Kirchdorf am Inn wurden gerade erst eingegeben. Diese werden jetzt in den nächsten Jahren geprüft, so Stefan Pritscher von der Autobahn GmbH. Allein in Kirchdorf am Inn sind es laut Bürgermeister Johann Springer (CSU) circa 180 Einwände.

Sorgenkind bleibt die Strecke durch Simbach am Inn

Doch ein Abschnitt bleibt bei der A94 in Niederbayern das Sorgenkind: Die Strecke Simbach/West - Simbach/Ost. Diesbezüglich wurde es gestern in der Jahreshauptversammlung des Vereins "Ja zur A94" hitzig: Es folgten emotionale Wortmeldungen, adressiert an Stefan Pritscher. Die große Frage: Warum die Unterlagen seit eineinhalb Jahren beim Bundesrechnungshof zur Prüfung liegen und ob man den Vorgang nicht beschleunigen kann. Wann man mit einer Antwort rechnen und weiterplanen könne, könne man überhaupt nicht sagen, da der Bundesrechnungshof unabhängig agiere, so Stefan Pritscher, Leiter der Außenstelle Deggendorf der Autobahn GmbH, in der Diskussion. Gestern war auch der Mühldorfer Landrat Max Heimerl (CSU) bei der Jahreshauptversammlung vor Ort und meldete sich bezüglich des Vorgehens und der Verzögerung in Simbach am Inn zu Wort. Der Druck ist groß, denn auch das Bayerische Chemiedreieck braucht die Fertigstellung der insgesamt 150 Kilometer zwischen München und Pocking im Kreis Passau. Doch wann die A94 im Landkreis Rottal-Inn fertig wird, kann man nach wie vor überhaupt nicht sagen. Der Grund ist die Diskussion um Simbach am Inn.

Bürgermeister: Simbach wird kämpfen

Simbachs Bürgermeister Klaus Schmid (CSU) sagte auf BR-Nachfrage über den Zwischenbericht der Autobahn GmbH: "Wir haben genau wieder das gehört, was wir nicht hören wollen: Der Bundesrechnungshof prüft und wir werden wieder einmal als Schuldige hingestellt, dass bei der A94 nichts weitergeht." Das könne er so nicht akzeptieren, Simbach werde auf alle Fälle weiterkämpfen und die Interessen der Bürgerinnen und Bürger verfolgen, so Klaus Schmid.

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Günther Knoblauch, Mühldorfer Altbürgermeister und ehem. SPD-Landtagsabgeordneter, und Johann Springer, Bürgermeister Kirchdorf am Inn (CSU).

Neuer Vorstand des Vereins "Ja zur A94" gewählt

Am Donnerstag wurde außerdem ein neuer Vorstand gewählt. Günther Knoblauch, der ehemalige Mühldorfer SPD-Landtagsabgeordnete und Altbürgermeister, zieht sich mit Mitte 70 zurück. Jahrzehntelang hat er mit dem Verein für seinen befahrbaren Traum gekämpft, die A94. Es mache nun mehr Sinn abzugeben und den Vereinssitz in Kirchdorf am Geschehen zu verorten, so Günther Knoblauch. Es seien 30 schöne Jahre gewesen, weil man immer zusammengearbeitet, nicht nur gefordert, und Lösungen gesucht habe, sagte er auf BR-Nachfrage. Der neue Vorsitzende des Vereins "Ja zur A94" ist Johann Springer (CSU), Bürgermeister der Gemeinde Kirchdorf im Kreis Rottal-Inn. Bernhard Langhammer, Sprecher des ChemDelta Bavaria, wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

Der neue Vorsitzende Johann Springer möchte nun den Kampf für die Fertigstellung der A94 in Niederbayern angehen, aus der neuen Zentrale in Kirchdorf am Inn. Der erste Schritt: Die Kommunen der Region wollen gemeinsam ein Schreiben an den Bundestag aufsetzen, um die Wichtigkeit des Abschnitts Simbach am Inn darzustellen und den Stand abzufragen, um hier endlich weiterplanen zu können. Denn die Region brauche dringend eine Alternative zur B12 – eine der gefährlichsten Bundesstraßen Deutschlands.

💡 Hintergrund A94:

Schon in den 60er-Jahren gab es erste Forderungen nach einer Autobahn ins Bayerische Chemiedreieck, in den Landkreisen Altötting, Mühldorf und Traunstein. Die Notwendigkeit wurde lange nicht erkannt, es folgt eine lange Geschichte um das Großprojekt, in Oberbayern gab es jahrzehntelang Proteste und Rechtsstreitigkeiten gegen Teile der A94. Der Verein „Ja zur A94“ hat 247 Mitglieder, darunter vier Landkreise und 60 Kommunen.

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