Der Eingang zur Immenstädter Notaufnahme.
Bildrechte: BR / Michaela Neukirch

Im Eingang zur Notaufnahme des Immenstädter Krankenhauses wurde am Montag ein Neugeborenes abgelegt.

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Neugeborenes vor dem Krankenhaus in Immenstadt abgelegt

Gerade mal 30 Minuten alt: Ein Neugeborenes wurde kurz nach seiner Geburt im Eingang zur Notaufnahme des Immenstädter Krankenhauses abgelegt. Jetzt ermittelt die Polizei. Wohin sich Schwangere in Notlagen wenden können.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Es ist ein früher Dienstagmorgen, gegen halb sieben, als im Eingangsbereich der Notaufnahme des Immenstädter Krankenhauses ein Bündel abgelegt wird. Es ist noch dunkel und knapp unter null Grad, als eine Pflegekraft im unscheinbaren Windfang der Notaufnahme das Bündel findet. Darin eingewickelt in Handtücher: Ein neugeborenes Kind. Die Polizei bestätigt auf BR24-Nachfrage, dass der Junge vor der Notaufnahme abgelegt wurde. Das Krankenhaus teilte am Mittwoch mit, dass der Säugling unterkühlt war.

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Säugling war unterkühlt

Wie ein Sprecher des Klinikverbunds Allgäu sagt, gehe es dem Kind den Umständen entsprechend gut, es befindet sich nun in der Kemptener Kinderklinik und wird "bestens versorgt", wie der Sprecher sagt. Bei Neugeborenen ist das Risiko, auszukühlen, laut dem Klinikverbund sehr hoch, weil sie eine relativ große Körperoberfläche in Relation zur Körpermasse und zudem wenig sogenanntes Unterhautfettgewebe haben.

Polizei sucht nach der Mutter

Den Angaben nach war das Kind, als es abgelegt wurde, schätzungsweise erst 30 Minuten alt. Jetzt ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft, sie suchen vor allem nach der Mutter. Laut Zeugenbeschreibungen war am Dienstagmorgen eine junge Frau zwischen 20 und 25 Jahren zur betreffenden Uhrzeit in der Notaufnahme gesichtet worden, laut Polizei trug sie eine grüne Daunenjacke und eine weiße Wollmütze. Das Baby wurde vom Oberallgäuer Jugendamt in Obhut genommen, nachdem es aus dem Krankenhaus entlassen ist, wird sich eine Pflegefamilie um den Säugling kümmern.

Keine Babyklappe im Klinikverbund Allgäu

Eine Babyklappe gibt es am Immenstädter Krankenhaus, das zum Klinikverbund Allgäu gehört, nicht. Im gesamten Verbund gibt es keine. Laut dem Chefarzt der Frauenklinik, Professor Ricardo Felberbaum, existierte vor Jahren eine Babyklappe am Klinikum Kempten. Diese sei jedoch abgeschafft worden – "auch da seit 2004 dort nie ein Kind abgelegt wurde", so Felberbaum.

Möglichkeit zur "vertraulichen Geburt"

Für Fälle, in denen die Mutter das Kind nicht behalten möchte, bietet der Verbund die vertrauliche Geburt an. Bei dieser kann die Mutter, ohne ihren Namen zu nennen, ihr Kind im Kreißsaal zur Welt bringen. Im Klinikverbund Allgäu betreiben die Kliniken in Kempten, Immenstadt und Mindelheim Geburtshilfe.

Im Bayerischen Erziehungsratgeber, angeboten vom Landesjugendamt, wird betont, dass die anonyme Weggabe eines Kindes wohl für jede Mutter eine schwerwiegende Entscheidung darstellt, die nur in einer völlig ausweglosen Situation erwogen werden sollte: "In einer solchen Lage brauchen die Frauen aber dringend Hilfe", heißt es dort.

Wohin sich Schwangere wenden können

Hilfe bieten verschiedene Schwangerschaftsberatungsstellen an. Die gibt es beim Gesundheitsamt der Stadt oder der Gemeinde, bei Caritasverbänden, bei Pro Familia und kirchlichen Verbänden. Die Beratungsstellen können auch Auskunft darüber geben, wo die nächste Babyklappe angeboten wird, wie es vom Bayerischen Familienministerium heißt.

Schwangere Frauen haben Anspruch auf umfassende Beratung in allen Fragen, die ihre Schwangerschaft betreffen. Auf der Seite des Bayerischen Sozialministeriums finden Sie eine Übersicht der Beratungsangebote.

Der Hilfetelefon "Schwangere in Not" ist eine anonyme Anlaufstelle, an die sich schwangere Frauen rund um die Uhr wenden können. Die kostenlose Nummer lautet: 0800 40 40 020

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