Dies ist die mutmaßlich falsche WhatsApp-Nachricht von Karins Handy
Bildrechte: Dagmar Bohrer Glas

Ein Auszug aus dem Nachrichtenverlauf

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Hereingelegt: Betroffene erzählt von fieser WhatsApp-Masche

Nie und nimmer hätte sie geglaubt, jemals auf so etwas hereinzufallen. Und doch überwies Karin aus dem Landkreis Rosenheim am Ende 1.100 Euro. Im guten Glauben daran, damit ihrer Tochter zu helfen. Doch die wusste von nichts.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Über WhatsApp wurde Karin (Name von der Redaktion geändert) von einer unbekannten Nummer kontaktiert. Angeblich meldete sich hier ihre Tochter, die ihre Mutter am Ende um Geld bat. Karin überwies und musste am Ende feststellen, dass sie auf Betrüger hereingefallen war.

Als ihr die Masche klar geworden war, sei sie zusammengebrochen. "Das war Geld, das ich eigentlich nicht habe", erzählt die Mutter aus dem Landkreis Rosenheim, die gerne anonym bleiben möchte.

Falsche Nachricht via WhatsApp

Auslöser des Ganzen war eine WhatsApp-Nachricht, in der die Tochter behauptete, sie habe ein neues Smartphone, die Mama solle doch die Nummer abspeichern. Kurz darauf meinte die Tochter, sie schulde jemandem Geld und bat die Mama um Hilfe. Diese überwies 1.100 Euro auf ein angegebenes Konto. Als sie später eine Nachricht in gebrochenem Deutsch bekam, sei ihr sofort alles klar gewesen, erzählt Karin. Zudem habe sie dann ihre Tochter auch erreicht. Diese bestätigte, nichts von einem neuen Handy und einer Zahlung zu wissen.

Bildrechte: Dagmar Bohrer Glas
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Der weitere Nachrichtenverlauf

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Scham, Wut und Ärger

Man zweifelt an sich selbst, sagt Karin rückblickend. Richtig große Scham habe sie empfunden, hereingefallen zu sein. Man sei auf WhatsApp so verbunden, das man gar nicht daran zweifele, dass es sich nicht um diese gewisse Person handle. Zudem seien die Nachrichten täuschend echt gestaltet gewesen, zum Beispiel mit einem Herz-Emoji.

Karin stellte ihre Geschichte im Anschluss in ihren Status und bekam viele Rückmeldungen von Freunden und Bekannten, die ebenfalls solche Nachrichten bekommen hätten. Die Polizei bestätigt einen Anstieg von falschen WhatsApp-Nachrichten.

Großer Anstieg an Betrüger-Nachrichten

Im Jahr 2021 gab es nur vereinzelt solche Betrüger-Nachrichten. In diesem Jahr jedoch sind die Zahlen in die Höhe geschnellt, berichtet Kriminalrat Anton Huber vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Genaue Zahlen könne er noch nicht nennen. Diese gebe es erst mit der Jahresbilanz des Polizeipräsidiums. Huber schätzt die Zahl der Betroffenen in Südostoberbayern allerdings im hohen dreistelligen, wenn nicht sogar im vierstelligen Bereich. Zudem sei die Dunkelziffer sehr hoch, da viele diese Nachrichten einfach löschen würden, ohne sie zu melden. Und wer hereingefallen sei, erstatte oft auch aus Scham keine Anzeige.

Handynummern von Adresshändlern oder aus dem Internet

Die Handynummern würden die Betrüger oft von Adresshändlern bekommen oder im Internet auf Webseiten oder in Kleinanzeigen finden. Oft kämen diese Nachrichten von Call-Centern aus dem Ausland. Die Ermittlungen dazu seien sehr umfangreich, aber es gebe durchaus Möglichkeiten, so Huber, der nicht weiter auf die Details eingehen möchte.

Tipp: Unbekannte Nummer anrufen

Stutzig sollte man immer werden, wenn eine Nachricht von einer unbekannten Nummer kommt. Huber gibt hier den Tipp diese Nummer anzurufen. Wahrscheinlich nimmt dann niemand ab, so der Kriminalrat. Insbesondere wenn es ums Geld geht, solle man skeptisch sein. Oder man könne auch eine persönliche Frage stellen, zum Beispiel: Welche Farbe hat mein Auto? Wie heißt die Straße, in der wir aufgewachsen sind?

Appell an jüngere Generationen

Man müsse auf WhatsApp damit rechnen, Opfer von solch einem Betrugsversuch zu werden, so Anton Huber. Die Täter würden stets die Hilfsbereitschaft von Mutter, Vater oder von den Großeltern ausnutzen. Deswegen appelliert der Kriminalrat auch an die Jungen: "Schaut auf Eure Verwandten, klärt sie auf über diese Betrugsmaschine und vereinbart ein Vorgehen, wenn seltsame Nachrichten auftauchen."

Betroffene: Glück im Unglück

Karin hatte am Ende Glück. Sie reagierte schnell und kontaktierte die Bank, auf die sie das Geld überwiesen hatte. Nach einem Anruf und einer E-Mail wurde ihr das Geld zurückerstattet. Nun möchte sie andere Menschen vor der fiesen WhatsApp-Masche warnen, hat dafür ihre Scham überwunden und ihre Geschichte erzählt. "Da müssen wir einfach zusammenhalten", meint sie.

*In einer ersten Version dieses Artikels hieß es, das Geld sei für einen Handykauf gedacht gewesen. Richtig ist, dass von der vermeintlichen Tochter Schulden angegeben wurden, um das Geld von der Mutter zu bekommen.