Die Halle 116 in Augsburg: Ein langer zweistöckiger Bau mit vielen bunten geschlossenen Jalousien.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Stefan Puchner

Lange haben Bürger dafür gekämpft, dass die Halle 116 in Augsburg zum Erinnerungsort wird.

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Halle 116: Langer Weg zur Erinnerung an die NS-Zeit in Augsburg

Während der NS-Zeit sind auch in Augsburg Zwangsarbeiter gequält worden. Daran erinnert jetzt eine Ausstellung an einem Ort mit einer besonders grausamen Vergangenheit. Bürger haben lange dafür gekämpft, dass dieser Ort nicht vergessen wird.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Von außen ist es ein unscheinbares Fabrikgebäude aus vergangener Zeit, im Augsburger Stadtteil Pfersee. Dabei wurde jahrelang gerungen, um die sogenannte Halle 116. Die einen wollten endlich ein dunkles Kapitel der Augsburger Stadtgeschichte offen legen. Die anderen am liebsten den Mantel des Schweigens bewahren, darüber, dass auch mitten in Augsburg Zwangsarbeiter während des NS-Regimes gequält und geschunden wurden.

Augsburg als Außenstelle des Dachauer KZ

Ende des vergangenen Jahres ist nun die Halle 116 im heutigen Sheridanviertel eröffnet worden – als Lernort und eine Art Stadtmuseum, das Augsburger Zeitgeschichte ab 1933 abbilden soll. Früher war die Halle Teil einer Wehrmachts-Kaserne, von 1944 bis zum Kriegsende diente das Areal dann den Nazis als Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau. Bis zu 2.000 Menschen waren dort gleichzeitig eingepfercht – und mussten bei diversen schwäbischen Unternehmen Zwangsarbeit leisten.

Hörstationen mit Erinnerungen von ehemaligen Zwangsarbeitern, Bildtafeln mit historischen Aufnahmen und Texterläuterungen wechseln sich ab, deutlich wird, wie grausam die Bedingungen für die Häftlinge waren. Als zwei von ihnen auf dem täglichen Weg zur Fabrik der Firma Messerschmidt einen Fluchtversuch wagten, erwischte sie die SS und hängte sie – mit einem Schild um den Hals: "Ich bin wieder da."

Halle 116: Ein Blinder Fleck in der Augsburger Stadtgeschichte

Die Halle 116 war bislang tatsächlich eher ein blinder Fleck in der Augsburger Stadtgeschichte, weiß Ausstellungskuratorin Jessica Gebauer: "Das ist ein Ort, den viele gar nicht kennen." Viele Zeitzeugen hätten angegeben, von den dortigen Gräueltaten nicht viel mitbekommen zu haben.

Als im April 1945 die US-Truppen vorrückten, wurde das Lager aufgegeben. Die amerikanischen Soldaten nutzen die Halle später unter anderem als Fahrzeugwerkstatt. Die Ausstellung bildet auch die Berührungspunkte zwischen US-Soldaten und Augsburger Bürgern ab, von der Entnazifizierung bis zum Deutsch-Amerikanischen Volksfest.

Und deutlich wird auch, wem der Erhalt der geschichtsträchtigen Halle eigentlich zu verdanken ist: "Es ist durch gesellschaftliche Initiativen überhaupt so weit gekommen", erklärt Gebauer und fügt hinzu: "Das Gebäude ist erhalten worden, weil sich Bürger dafür eingesetzt haben!"

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