06.08.2019, ehemaliges innerdeutsches Grenzgebiet - Auf dem Rundwanderweg "Grenzgänger", der von Trappstadt bis Linden führt, kommt man am Wachturm der DDR-Grenzer bei Gombertshausen vorbei und geht auf dem Kolonnenweg der ehemaligen Grenztruppen.
Bildrechte: BR/Norbert Steiche

Rundwanderweg "Grenzgänger"

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"Grünes Band" geht nächsten Schritt zum UNESCO-Welterbe

Es ist das größte deutsche Naturschutzprojekt und gleichzeitig von historischer Bedeutung. Jetzt ist das Grüne Band nah dran, die erste Natur- und gleichzeitig auch Kulturerbestätte Deutschlands zu werden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

In Deutschland gibt es wenige Orte, an denen man deutsch-deutsche Geschichte und Naturerlebnisse so gut in Einklang bringen kann wie am Grünen Band. Der rund 1.400 Kilometer lange und 50 bis 200 Meter breite Geländestreifen entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze erstreckt sich von Travemünde an der Ostsee bis zum Dreiländereck bei Hof. Jetzt haben auch die Kultusminister beschlossen, das Grüne Band in die Vorschlagsliste zum UNESCO-Welterbe mit aufzunehmen. Auch der Münchner Olympiapark ist auf dieser Vorschlagsliste zu finden.

Bund Naturschutz begrüßt Entscheidung als "starkes Signal"

Der Bund Naturschutz (BUND) in Bayern hatte das Grüne Band im Dezember 1989 ins Leben gerufen – als Schutz der Biotope entlang der damaligen deutsch-deutschen Grenze. Vor einem Jahr bereits beschloss die Umweltministerkonferenz (UMK) dann einstimmig die Aufnahme des Grünen Bandes als Naturerbe in die deutsche UNESCO-Vorschlagsliste und nahm die Option zur Weiterentwicklung hin zu einem Kulturerbe mit auf. Die Kultusministerkonferenz der Länder beschloss nun schließlich, dass sie das Grüne Band im Januar 2024 auch als Weltkulturerbe vorschlagen will. Prof. Dr. Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des BUND und BUND-Beauftragter für das Grüne Band begrüßt die Entscheidung. Es sei ein "starkes Signal, das Grüne Band als erste 'gemischte Welterbestätte' Deutschlands mit Natur- und Kulturwerten in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln", so Weiger. Auch der deutsche Kulturrat lobt den Beschluss. Laut Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des deutschen Kulturrats, sei es "sehr erfreulich, dass nach der Umweltministerkonferenz auch die Kultusministerkonferenz die Dialektik von Natur und Kultur als die Stärke des Grünen Bandes erkannt hat." Das Auswärtige Amt wird im Januar 2024 den Vorschlag offiziell an das UNESCO-Welterbezentrum in Paris weiterreichen. Bis das Grüne Band dann aber tatsächlich UNESCO-Welterbe wird, kann es noch ein paar Jahre dauern.

Erstes "gemischtes" Welterbe in Deutschland

Den UNESCO-Welterbestätten gemeinsam ist ihr außergewöhnlicher universeller Wert, ihre Bedeutung nicht nur für lokale oder nationale Gemeinschaften, sondern für die gesamte Menschheit. Im Falle des Grünen Bandes sind es der kulturelle sowie der Naturschutzwert. Das Grüne Band beherbergt über 1.200 seltene und gefährdete Arten der Roten-Listen Deutschland wie Torfwiesen-Scheckenfalter, Fischotter, Wildkatze und Kranich. Es ist der einzige länderübergreifende Biotopverbund und Querschnitt durch fast alle deutschen Naturlandschaften. Als Beispiel für den Naturwert nennt Weiger das Biosphärenreservat Rhön, das er als "eine Perle der Natur" sieht: Eine naturnahe Kulturlandschaft, die in Unterfranken von zentraler ökologischer Bedeutung sei. Weiger betont zudem, dass mit "dem Beschluss der Kulturministerkonferenz auch seine Bedeutung als lebendiges Monument der deutschen und europäischen Geschichte bestätigt wird." Schließlich ist das Grüne Band auch ein Teil des Grünen Bands Europa, dem über 12.500 Kilometer langen Lebensraumverbund entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs.

Die UNESCO-Welterbestätten

Aktuell gibt es insgesamt 1.199 Welterbestätten in 168 Ländern. In Deutschland wurden 49 Kulturerbestätten und drei Naturerbestätten nominiert. Gemischte Welterbestätten gibt es weltweit nur 39, von denen sich nur 9 in Europa befinden, keine davon liegt in Deutschland. Das Grüne Band wäre also die erste gemischte Welterbestätten in Deutschland. Mit seinen 52 Welterbestätten liegt die Bundesrepublik im weltweiten Vergleich aktuell nach Italien (58) und China (56) auf Platz drei der Vertragsstaaten.

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