Vor der Gläubigerversammlung: Mitarbeitende der Galeria Kaufhof-Filiale in Schweinfurt bangen um ihre Zukunft
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Das Logo an der Galeria Kaufhof-Filiale in der Nürnberger Königstraße.

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Gläubiger entscheiden über Zukunft der Galeria-Filialen

Die Gläubiger der insolventen Kette Galeria Karstadt Kaufhof entscheiden derzeit in Essen über einen Rettungsplan für etwa 80 der verbliebenen 129 Filialen des Warenhauskonzerns. In Bayern trifft es acht Filialen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Zur Stunde stellen die Gläubiger der insolventen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof in Essen die Weichen für die Zukunft des ums Überleben kämpfenden Traditionsunternehmens. Es seien knapp 40 Gläubigervertreter erschienen, sagte ein Sprecher des Landgerichts. Durch sie werde ein großer Teil der Forderungen vertreten. Wichtigster Punkt auf der Tagesordnung des Gläubigertreffens ist die Abstimmung über den von der Unternehmensführung ausgearbeiteten Insolvenzplan, der den Weg zu einer Gesundung des Warenhausriesen weisen soll.

Medienberichten zufolge verlangt die Unternehmensführung darin von Vermietern, Lieferanten und anderen Gläubigern, auf Forderungen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro zu verzichten, um dem Konzern einen Neuanfang zu ermöglichen. Außerdem sollen im Zuge der Sanierung 47 der zuletzt noch 129 Warenhäuser geschlossen und tausende Arbeitsplätze abgebaut werden.

  • Zum Artikel: Ein halbes Leben bei Galeria-Karstadt – und jetzt?

Acht Galeria-Filialen schließen in Bayern

Die Filialschließungen treffen in Bayern acht Filialen - ursprünglich sollten es zehn sein. Zum 30. Juni ist in den Häusern Coburg, München Bahnhof, Nürnberg Königstraße und Nürnberg-Langwasser sowie Regensburg Neupfarrplatz Schluss. In der zweiten Schließungswelle zum 31. Januar 2024 trifft es dann Häuser in Kempten, Rosenheim und Schweinfurt.

Würde die Gläubigerversammlung dem Sanierungsplan des Insolvenzverwalters heute keine Zustimmung geben, wäre es möglich, dass auch die Häuser der zweiten Schließungswelle früher zu machen könnten.

Mitarbeiter in Schweinfurt bangen um Zukunft

Auch die rund 60 Mitarbeiter der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filiale in Schweinfurt schauen heute mit "Hoffen und Bangen" nach Essen - ihre Filiale soll am 31. Januar 2024 dicht gemacht werden. Das Schweinfurter Warenhaus besteht seit 1964 und war damals eine Filiale von Horten. Anfänglich wurden hier 600 Mitarbeiter beschäftigt. Das Warenhaus am Rand der Schweinfurter Innenstadt ist das letzte in der Stadt. Eigentümer der Immobilie ist eine Investorengruppe aus Luxemburg.

Die Stadt Schweinfurt teilt auf Anfrage zu Ihren Bemühungen für eine Zukunft des Warenhauses und die Arbeitsplätze mit: "Wir stehen weiterhin im Kontakt mit allen Beteiligten, auch mit dem Eigentümer. Auch findet ein Austausch mit allen betroffenen bayerischen Städten statt. Mit der Aachener Modekette wird die Stadt Schweinfurt ebenfalls Kontakt aufnehmen. Jetzt müssen aber auch wir die Ergebnisse vom Montag abwarten."

Verdi appelliert vor Gläubigerversammlung an alle Verantwortlichen

Unmittelbar vor der Gläubigerversammlung hat die Gewerkschaft Verdi an alle Verantwortlichen appelliert, dem Warenhaus und den Beschäftigten eine Zukunft zu verschaffen. "Es gibt viel Potenzial. Die neue Leitung muss dies nutzen, auch und vor allem im Sinne der Beschäftigten", sagte Verdi-Bundesvorstand Stefanie Nutzenberger der Deutsche Presse-Agentur. Hier gehe es um Menschen, Existenzen und Arbeitsplätze. "Galeria und der Eigentümer tragen für sie soziale Verantwortung."

Trotz aller Härten gilt die Annahme des Insolvenzplans als wahrscheinlich. Denn so können die Gläubiger hoffen, zumindest noch einen kleinen Teil ihres Geldes zurückzuerhalten. Bei einer Ablehnung des Insolvenzplans droht dagegen nach Einschätzung von Insolvenzexperten das Aus für den Konzern und damit möglicherweise ein Totalverlust der Forderungen.

Arbeitsagentur stellt Bedingungen für Galeria-Sanierung

Zu den größten Gläubigern von Galeria zählen neben Kreditinstituten und Vermietern auch der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds sowie die Bundesagentur für Arbeit. Einem Bericht des "Handelsblatt" zufolge will die Arbeitsagentur ihre Unterstützung bei der Galeria-Sanierung an Bedingungen knüpfen. "Wichtig ist, dass es ein Zukunftskonzept für das Geschäftsmodell gibt", sagte BA-Vorstand Daniel Terzenbach der Zeitung. Nur ein "weiter so" reiche nicht. Dem Insolvenzplan zufolge, aus dem das "Handelsblatt" zitierte, hat die Behörde 96,8 Millionen Euro Insolvenzgeld gezahlt.

Terzenbach sieht gute Chancen für die von der Schließung betroffenen Beschäftigten. Die Arbeitsagentur habe bereits Sprechstunden in einzelnen Filialen abgehalten und plane sogenannte digitale Begegnungsräume mit Unternehmen, die neue berufliche Perspektiven bieten könnten. Galeria müsse jedoch "auch in die Mitarbeitenden investieren, die im Unternehmen bleiben, damit wir nicht in einigen Jahren wieder vor den gleichen Problemen stehen", mahnte der BA-Vorstand.

Handelsverband bietet Weitervermittlung der Mitarbeiter an

Der für Stadt und Landkreis Schweinfurt zuständige Vorsitzende des Handelsverbands Bayern, Axel Schöll, sagte auf BR24-Anfrage, dass der Verband für den Fall, dass es für den Galeria-Standort in Schweinfurt keine Zukunft gibt, gerne vermitteln würde. Im Augenblick gäbe es unter seinen Mitgliedern rund "zwei Dutzend" offener Stellen im Handel.

Zukunft für Mitarbeitende in Coburg und Nürnberg gesichert

Für die fränkischen Galeria Filialen Coburg und Nürnberg Langwasser gibt es eine Zukunft: Wie die Modekette Aachener mit Sitz in Dortmund mitteilte, existieren unterschriebene Mietverträgen mit den Filialen, die dann rechtskräftig werden, wenn die schriftlichen Kündigungen dieser Standorte von Galeria bei dem jeweiligen Eigentümer eingehen. Das Unternehmen will dort ab Juli 2023, beziehungsweise Februar 2024 sogenannte Departement Stores betreiben.

Aachener erklärt außerdem, dass es allen betroffenen Mitarbeitenden die Möglichkeit anbieten will, an ihrem angestammten Arbeitsplatz weiterzuarbeiten. Das Unternehmen hat bislang Filialen in Bad Homburg, Bad Kreuznach, Brühl, Flensburg, Göppingen, Koblenz und Mayen. Auf seiner Internetseite aachener.de schreibt das Unternehmen zu seinem Sortiment: "Die Sortimente umfassen Damen- und Herrenmode sowie Wäsche im gehobenen und höheren Preissegment. In ausgewählten Bekleidungshäusern bieten wir auch Markenmode für Kinder an. Aktuelle Schuhmode und Accessoires runden unser Angebot als ‘Total Look‘ Anbieter ab."

Auch die Warenhäuser in Bayreuth und Erlangen sollen dank Zugeständnissen der Vermieter erhalten werden können. Auch diese beiden Standorte standen anfangs noch auf der Schließungsliste.

Mit Informationen von dpa.

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