Zwei Landwirte im Maisfeld
Bildrechte: BR / Achim Winkelmann

Der Mais ist gerade hüfthoch - Landwirt Ulrich Schemmel mit Vater Robert im Feld

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Getreide im Klimastress: Starke Einbußen bei Ernte erwartet

Es ist zu trocken in diesem Frühsommer in Unterfranken. Besonders der Juni hat in Nordbayern kaum Regen gebracht. Als Folge sind viele Äcker ausgetrocknet, Mais, Getreide und Zuckerrüben leiden unter Hitze und Trockenstress.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Buchstäblich strohtrocken ist er, der Weizen im Landkreis Schweinfurt. Landwirt Ulrich Schemmel ist mit seinem Vater aufs Feld gefahren, um die Ernte zu kontrollieren. Die Ähren stehen weniger dicht, die Körner seien kleiner und flacher als üblich, erklärt er.

Weizen früher reif als im Vorjahr

Laut dem Deutschen Wetterdienst war der Juni 2022 in Bayern der drittwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Landwirt Schemmel hat im Juni 23 Tage ohne Niederschlag gezählt und Temperaturen von bis zu 36 Grad. Besonders nach der Blüte des Getreides wirke sich das negativ auf den Ertrag aus. Er rechnet mit Einbußen von bis zu 60 Prozent.

Wie gut die Erträge werden, hängt stark von der Qualität des Bodens ab. Wenn alles Wasser aufgebraucht ist, geht die Pflanze in die Notreife. Etwa zehn Tage früher als 2021 sei der Weizen diesmal erntereif. "Bei über 30 Grad wird in der Pflanze einfach gesagt, der Schalter umgelegt und die Abreife startet", erklärt der Landwirt.

Unterdurchschnittliche Getreideernte erwartet

Das bestätigt auch Joachim Dömling, Bereichsleiter Landwirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt. Etwa zwei bis drei Grad wärmer sei es als noch vor 25 Jahren, sagt er. Allein in den vergangenen fünf Jahren habe es zwei Trockenjahre gegeben. Auch er rechnet deshalb mit einer unterdurchschnittlichen Getreideernte.

Durch die frühere Abreife sinke das maßgebliche 1.000-Korn-Gewicht des Weizens auf schlechteren Böden von 55 auf unter 40 Gramm. "Wenn es überhaupt noch regnet, dann ist es oft ein Starkregen, der wegläuft und gar nicht im trockenen Boden versickert", berichtet der Landwirtschaftsexperte.

Wie könnte man gegensteuern?

Die Folgen machen sich auch beim Agrarhandel Wolf in Gerolzhofen bemerkbar. Derzeit liefern die Landwirte vor allem Wintergerste an. Geschäftsführerin Pia Wolf rechnet mit 14 Prozent weniger Volumen durch den Wassermangel. Helfen könnten Neuzüchtungen, die besser mit der Trockenheit zurechtkommen, aber auch eine Verbesserung des Bodens. Das Pflanzen von Hecken, um den Wind abzuhalten und damit die Austrocknung der Böden abzumildern, ist nicht unumstritten. Einige Landwirte befürchten, dass die Hecken und Bäume ihren Äckern zusätzliches Wasser entziehen.

Preissteigerungen bei Düngemitteln

Auch die stark gestiegenen Düngemittelpreise haben zum schlechteren Ertrag beigetragen. Einige Landwirte haben wegen der Preissteigerungen weniger Dünger ausgebracht als im Vorjahr. Der Krieg gegen die Ukraine habe auf die Getreidepreise in Deutschland längerfristig gesehen wohl nur wenig Auswirkungen, sagt Pia Wolf. Allerdings würden allgemeine Preissteigerungen, auch bei der Energie, mittelfristig auch zu gestiegenen Preisen bei Backwaren führen.

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