Seit Jahrzehnten ist in Bayern ein regelrechtes Wirtshaussterben zu beobachten. In Parsberg im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz lassen drei Quereinsteiger die traditionelle Wirtshauskultur wieder aufleben – in einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem 18. Jahrhundert.
Idee kam vor erstem Lockdown
Für Andreas Pöller, Adriana Stritzel und Martina Peter ist es ein emotionaler Moment als sie die ersten Biergläser für die Gäste füllen. Die Vorfreude und Anspannung der vergangenen Monate fällt endlich ab. Die drei Neu-Wirte sind Quereinsteiger in der Gastronomie. Im März 2020 - kurz vor dem ersten Pandemie-Lockdown - hatten sie die Idee: In Parsberg fehlt ein traditionelles Wirtshaus. Schnell steht das Konzept für das "Wir’z Haus Parsberg".
Denkmalgeschütztes Haus wird zum Wirtshaus
Eine neue Heimat für das Vorhaben ist auch schnell gefunden: Das alte Spitzner-Haus aus dem 18. Jahrhundert. Es liegt unterhalb der Parsberger Burg und besteht aus mehreren Anbauten. Es ist denkmalgeschützt und stand lange leer. Um das Haus allerdings in ein modernes Wirtshaus umzuwandeln, waren viele Bauarbeiten notwendig.
Tradition trifft Moderne
Vieles Alte bleibt aber erhalten. So finden sich im Eingangsbereich des ehemaligen Künstlerhauses Wandmalereien mit Jagdszenen wieder. Eine Stuckdecke im ersten Obergeschoss wurde zudem aufwendig restauriert.
Wirtshauskultur in Bayern stirbt aus
Früher gab es mehrere Schankwirtschaften in jedem Ort in Bayern. Sie waren wichtiger Mittelpunk für das Leben. Mit insgesamt 23.000 Wirtshäusern in den 1960er Jahren ist der Höhepunkt überschritten. Seitdem sinkt die Zahl der Wirtshäuser stetig. In den letzten 15 Jahren hat Bayern rund ein Viertel seiner Schankwirtschaften eingebüßt. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung sogar noch verschärft.
Bayerische Gemütlichkeit und Moderne
Dass das Trio die traditionelle Wirtshauskultur neu interpretiert, spiegelt auch die Einrichtung wider. Auf einer durchgehenden Bank im Gastraum findet jeder einen Platz. Gleichzeitig kann so jeder ins Gespräch kommen. Eine petrolfarbene Theke im Gastraum ist ein richtiger Blickfang. Dass die sanierten Räume modern und gemütlich sind, quittieren auch die Gäste mit wohlwollendem Kopfnicken.
Angebot an regionalem Bier und Speisen
Regionalität liegt den Betreibern des neuen Wirtshauses sehr am Herzen. Die Produkte stammen alle aus der näheren Umgebung. So ist die Haus-Brauerei nur knapp zehn Kilometer entfernt. Auch das Weizen stammt aus einer nahegelegenen Brauerei, deren Chefin aus Parsberg stammt. Im Sommer lädt ein großer Biergarten ein. Wie das Konzept dann in den kalten Monaten ankommt, wird sich noch zeigen müssen.
- Zum Artikel: Drei Jahre nach dem ersten Lockdown: Wie geht's der Gastronomie?
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