Ausschnitt der Eintrittskarte für den Funpark für Frauen
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Zum Weltfrauentag hat der Bezirksfrauenrat Verdi Mittelfranken dort einen Funpark aufgebaut - mit ernstem Hintergrund.

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Funpark fürs weibliche Geschlecht: Nürnberg feiert Weltfrauentag

Dosenwerfen, ein Ninja Parcours oder eine Brüll-Box: Das sind Aktivitäten, die Frau auf dem Nürnberger Kornmarkt ausprobieren kann. Zum Weltfrauentag hat der Bezirksfrauenrat Verdi Mittelfranken dort einen Funpark aufgebaut – mit ernstem Hintergrund.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Das Eingangstor zum Funpark auf dem Nürnberger Kornmarkt ist ein echter Hingucker – und zugleich die erste Station auf dem bunten Jahrmarkt: "Viva la Vulva" ist eine Hommage an den weiblichen Körper und soll gleichzeitig als Aufruf zu mehr Selbstbestimmung verstanden werden. An dieser Station gehe es um das Recht auf Bildung, Informationszugang und freie Wahl in Bezug auf sexuelle und reproduktive Gesundheit, so der Bezirksfrauenrat von Verdi Mittelfranken, der die Aktion zusammen mit der Verdi Jugend, DGB, IG Metall und EVG ins Leben gerufen hat. Frauen sollen die Freiheit haben, ohne Angst vor Diskriminierung, Misshandlung oder Urteilen über ihre Körper, ihre Sexualität und ihre reproduktiven Entscheidungen zu bestimmen.

Die Brüllbox: Frauen erheben ihre Stimme

Dabei darf es auch gern mal laut werden. An der Station "Brüllbox – Raise Your Voice" können Frauen ihre Stimme erheben. Denn gerade in körperlich bedrohlichen Situationen sei die Stimme eine mächtige Waffe, um auf sich aufmerksam zu machen und etwa einen Angreifer abzuwehren. Zudem könne das Benutzen der eigenen Stimme auch klare Grenzen setzen, um deutlich "Nein" zu sagen – gerade wenn es um Übergriffe sexueller Art geht. "Wir wollten dieses Jahr neue Aktionsformen zum internationalen Weltfrauentag", sagt Tanja Haas, die Vorsitzende des Verdi-Bezirksfrauenrats Mittelfranken. Die Besucherinnen sollen Spaß im Funpark haben, an Aktionen teilnehmen, die "sich frisch und bestärkend anfühlen und wo es auch mal richtig knallen darf".

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Bei der "Brüllbox" können die Besucherinnen ihre Stimme erheben.

Der Ninja-Parcours: Frauen kämpfen sich durch

Knallen tut es zweifelsohne beim Ninja-Parcours. Diese Station soll verdeutlichen, wie hoch die Hürden für Frauen in vielen gesellschaftlichen Bereichen immer noch sind. Der Ninja-Parcours steht dabei symbolhaft für das "sich-Durchkämpfen-müssen". "Echte Gleichstellung lässt weiter auf sich warten", erklärt Tanja Haas. "Diskriminierung zeigt sich oft erst auf den zweiten Blick. Uns ändern sich die Dinge viel zu langsam. Wir laden in unserem feministischen Funpark zu neuen Perspektiven ein. Wir wollen uns den Problemen von Frauen und FLINTAs in dieser Gesellschaft bestärkend und humorvoll nähern." (Anm. d. Red.: FLINTA ist ein Akronym, welches für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen steht.)

Gender Pay Gap: Frauen sind schlechter bezahlt als Männer

"Echte Gleichstellung lässt weiter auf sich warten, Diskriminierung zeigt sich oft erst auf den zweiten Blick. Uns ändern sich die Dinge viel zu langsam", so Haas weiter. Das wird auch bei der Bezahlung offensichtlich. Frauen bekommen in Deutschland deutlich weniger Lohn als Männer. Für das Jahr 2023 spricht das Statistische Bundesamt in Wiesbaden von einer Entgeltlücke von 18 Prozent. In Bayern liegt der unbereinigte Gender Pay Gap sogar bei 21 Prozent (Quelle: Landesamt für Statistik). Eine berufstätige Frau erhält in Bayern somit einen durchschnittlichen Stundenlohn in Höhe von 21,24 Euro. Ein Mann bekommt hingegen 26,85 Euro.

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In den Funpark gelangen die Gästinnen und Gäste durch eine stilisierte Vulva.

Das Care-Karussell: Altersarmut belastet Frauen weiterhin stark

Dieses Ungleichgewicht wird im Funpark beim Care-Karussell offensichtlich. Durch die unbezahlte Care-Arbeit, die vornehmlich Frauen leisten, indem sie sich um Kinder, Angehörige, Hausarbeit und die Organisation des Familienlebens kümmern, tragen diese auch ein hohes Armutsrisiko im Alter. Oft werde Care-Arbeit als selbstverständlich angesehen, so Verdi. Dass diese Arbeit zu einer permanenten Doppelbelastung – auch mental – führe, werde nicht gesehen.

Um das Care-Karussell zu stoppen, seien gesellschaftliche Veränderungen notwendig. Es müssten Strukturen geschaffen werden, die eine gerechte Verteilung der Arbeit zwischen allen Geschlechtern ermöglichen, wodurch Frauen dann entlastet würden, heißt es vonseiten der Gewerkschaft. Diese lädt von 11.00 bis 17.00 Uhr auf den Nürnberger Kornmarkt ein: zu Gesprächen, zur Diskussion, zum Erfahrungsaustausch – und auch zum Mitmachen. Der Eintritt in den feministischen Funpark für Frauen ist kostenlos.

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