Grafik Sekundäres Ertrinken
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"Sekundäres Ertrinken": Unbekannte Gefahr beim Badeausflug

Fast 100 Menschen sind in Bayern 2019 ertrunken. Selten, aber besonders tückisch und aufsehenerregend ist das Phänomen des "sekundären Ertrinkens": vor allem, wenn Kinder betroffen sind. Was versteht man darunter?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Nicht immer sind die Folgen von Badeunfällen dramatisch. Gerade Kinder sind aber von einem besonders tückischen Phänomen betroffen: dem "sekundären Ertrinken". Wenn ein Mensch einen Badeunfall erleidet, also beinahe ertrunken wäre oder versehentlich Wasser eingeatmet hat, kann das Wasser in der Lunge Probleme verursachen: etwa zwei Milliliter Wasser pro Kilogramm Körpergewicht genügen. Deswegen werden vor allem Kinder Opfer von "sekundärem Ertrinken": Bei einem Fünfjährigen mit knapp 20 Kilogramm Gewicht reichen schon 40 Milliliter eingeatmetes Wasser.

Sauerstoffmangel im ganzen Körper

"Dieses minimale Wasser führt in der Lunge zu Veränderungen", sagt Jens Klinge, Leiter der Kinderklinik am Klinikum Fürth. Das Wasser würde die feinsten sauerstoffaufnehmenden Alveolen verlegen, also die Bronchien, die dafür da sind, dass der Sauerstoff ausgetauscht werden kann. Durch den behinderten Gasaustausch stellt sich nach und nach im ganzen Körper Sauerstoffmangel ein, der im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Dieser Prozess kann bis zu 24 Stunden und länger dauern.

Symptome erst verspätet

Das Problem ist laut Klinge, dass die Symptomatik eher unspezifisch sei. Die Kinder würden unruhig und könnten erbrechen. Erst dann setze die Atemnot ein, die schleichend immer schlimmer werde. Bis Eltern die Gefahr erkennen, könne es unter Umständen zu spät sein, so der Mediziner. Die größte Gefahr beim "sekundären Ertrinken" ist, dass sich die Symptome erst verspätet einstellen und möglicherweise gar nicht mehr mit einem Badeunfall in Zusammenhang gebracht werden.

Sofort zum Arzt!

Sollten solche Symptome bei einem Kind nach einem Badeunfall auftreten, sollten Eltern sofort einen Arzt konsultieren. Dieser kann die Lunge abhören sowie die Sauerstoffsättigung im Blut messen und entscheiden, ob ein Kind beatmet werden muss.

Gute Chancen auf Rettung

Weniger als ein Prozent der Todesfälle beim Baden in Deutschland gehen auf "sekundäres Ertrinken" zurück. Wenn die Symptome erkannt werden, sind die Chancen auf Rettung sehr hoch. Wichtiger ist in jedem Fall, Kindern das Schwimmen und Verhaltensregeln am Wasser beizubringen, um Badeunfälle überhaupt zu vermeiden.

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