Das Bild aus einem Video des Verteidigungsministeriums mit der Bezeichnung Gimbal aus dem Jahr 2015 zeigt in der Mitte ein unerklärliches Objekt, das verfolgt wird, während es hoch über den Wolken aufsteigt und sich gegen den Wind bewegt.
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Das Bild aus einem Video des Verteidigungsministeriums mit der Bezeichnung Gimbal aus dem Jahr 2015 zeigt in der Mitte ein unerklärliches Objekt.

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Forschung zu Ufos in Bayern: Naturphänomene oder doch Aliens?

Die Suche nach Ufos wurde lange Zeit belächelt. Doch Wissenschaftler nehmen das Thema zunehmend ernst. Auch an der Uni Würzburg will ein Professor für Klarheit sorgen. In der deutschen Forschungslandschaft ist er jedoch allein - bislang zumindest.

Über dieses Thema berichtet: Theo.Logik am .

Bei Ufos denken die meisten wohl unwillkürlich an eine fliegende Untertasse. Dabei steht die Abkürzung "Ufo" erstmal nur für "unidentifiziertes Flugobjekt". Und ein Blick in die Ufo-Sichtungsdatenbank verrät: Allein in Deutschland haben Menschen letztes Jahr mehr als 300 Beobachtungen am Himmel gemeldet. Entfernte Lichter, ovale und weiß strahlende Flugkörper, die plötzlich wieder verschwinden oder längliche Objekte, die lautlos umherschwirren.

Ufos - oft stecken Satelliten oder Drohnen dahinter

Klar, die allermeisten Beobachtungen lassen sich leicht auflösen, oft stecken Satelliten, Drohnen oder Spiegelungen dahinter. Aber es gibt eben einen kleinen Teil, der auch nach eingehender Prüfung unerklärbar bleibt. In der Fachwelt spricht man dann von "Unidentified Aerial Phenomena" – kurz UAP, also unidentifizierte Luftphänomene.

Vor rund anderthalb Jahren hat das Verteidigungsministerium der USA einen Bericht einer Task Force veröffentlicht, die 144 solcher UAP untersucht hatte. Nur eine davon konnte sie identifizieren, der Rest blieb – auch wegen der schlechten Datenlage – unerklärt. Dazu zählen auch Aufnahmen von US-Kampfpiloten, die in den vergangenen Jahren berühmt geworden sind: Der Radar im Cockpit verfolgt ein kleines, fliegendes Etwas – bis heute ist unklar, was sich dahinter verbirgt.

Autor: "Deutschland auf dem Ufo-Auge blind"

Auch die NASA hat nun eine Studie über UAP angekündigt. Deutschland dagegen ist ein weißer Fleck auf der Karte jener Länder, die offiziell Ufos untersucht haben, sagt der Journalist Andreas Müller. Er ist der Frage in seinem Buch "Deutschlands Ufo-Akten" nachgegangen und sagt, er verstehe "gar nicht, warum man sich da ohne Grund in so eine Außenseiterposition begibt".

Zwar haben laut Müller auch staatliche Stellen immer mal wieder in der Vergangenheit mit Ufo-Sichtungen zu tun gehabt. Doch es gibt keine Behörde, die offiziell gezielt Ufos oder UAP untersucht. "Auf dem Ufo-Auge sind wir immer noch ein bisschen blind", sagt Müller.

Würzburger Professor fasziniert von Ufos

An der Uni Würzburg forscht ein Mann, der deswegen ziemlich besorgt ist. Hakan Kayal ist Professor für Raumfahrttechnik. "Es bereitet mir manchmal schlaflose Nächte. Denn die Berichte über die Phänomene, von denen man hört, sind doch sehr faszinierend, manchmal sogar beängstigend", erzählt er im BR-Interview. "Daher würde ich schrecklich gerne wissen, was es ist."

Auf einem Schrank in seinem Büro steht ein Miniaturmodell eines Raumschiffs aus der Star-Trek-Serie. Kayal sagt, sein Institut sei deutschlandweit das einzige, an dem offiziell an einer Universität zu unbekannten Himmelsphänomenen geforscht wird. Der größte Anteil davon seien entfernte Lichter, meistens weiß, sie könnten aber auch bunt sein. "Die Merkwürdigkeit liegt daran, dass sie manchmal sehr ungewöhnliche, zackige Flugprofile aufweisen. Sie können fast um 90 Grad um die Ecke fliegen, plötzlich stoppen oder quasi aus dem Stand heraus extrem beschleunigen", sagt er.

Unerklärbare Phänomene: Viele Theorien - keine Beweise

Kayal erzählt, es gebe Berichte von Erscheinungen, die Medien überschreiten, also durch Wasser, Luft und Weltraum fliegen. Manche Phänomene würden sich auch scheinbar intelligent verhalten, sich etwa mit Piloten ein Katz-und-Maus-Spiel liefern. Doch vieles beruhe auf Anekdoten und subjektiven Erfahrungsberichten. Bislang gebe es kaum systematische Daten zu UAP.

Das will der Wissenschaftler aus Würzburg ändern. "Es könnte sein, dass ein großer Teil dieser Phänomene auf militärische Aktivitäten zurückzuführen ist, wie geheime Drohnen." Auch neue Naturphänomene könnten dahinter stecken. Auch die Vermutung, dass außerirdische Intelligenzen etwas damit zu tun haben, dürfe man nicht per se ausschließen. Für keinen dieser Erklärungsansätze gebe es Beweise, weshalb daran geforscht werden sollte, so Kayal.

Beobachtungsstationen auf der Würzburger Universität

Für den Professor sind UAP zwar nur ein Forschungsbereich neben anderen, er und seine Mitarbeiter bauen ansonsten vor allem Satelliten. Er will diese Forschung jedoch ausbauen, auch wenn ihm bislang die nötigen Gelder fehlen. Doch Hakan Kayal hat einen Plan: Er möchte Beobachtungsstationen mit mehreren Kameras aufbauen, die gleichzeitig, aber aus unterschiedlichen Perspektiven, den Himmel absuchen. Eine Computersoftware soll automatisch Vögel, Flugzeuge und andere bekannte Objekte herausfiltern. Übrig bleiben dann UAP.

Auf dem Dach der Universität bauen er und sein Team Teststationen auf "mit dem Ziel, sie später zu replizieren und woanders aufzubauen", wo man mit interessanteren Daten rechnen könne. In Norwegen zum Beispiel, sagt Kayal. Da soll es an einigen Orten besonders viele UAP zu sehen geben. In Würzburg hätte er noch keines entdeckt. Dabei habe er schon 2008 mit einer ersten Kamera nach Ufos gesucht, wie er erzählt. Nur hätte er es damals nicht so genannt: "Ich wollte nicht direkt Ufo sagen. Wegen der Stigmatisierung hätte es sich vielleicht doch unvorteilhaft ausgewirkt auf die Arbeit und mögliche Anträge."

"Potenziell von größter Bedeutung für die gesamte Menschheit"

Hakan Kayal ist davon überzeugt, dass die Ursachen der beobachteten Anomalien potenziell von größter Bedeutung für die gesamte Menschheit sein könnten. Momentan ist er damit in der deutschen Forschungslandschaft ziemlich alleine. Doch wer weiß, die Wissenschaftsgeschichte ist schließlich voll von Pionieren, deren Forschung zunächst nicht ernstgenommen wurde.

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