Der Hinterhof des Kolbanwesens
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Der Hinterhof des Kolbanwesens - der neue Dorfmittelpunkt von Gutenstetten, der durch Förderprogramme finanziert wurde

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Förderung in Gefahr: Wird Leben auf dem Land bald unattraktiver?

Außerhalb von Metropolen wie Nürnberg oder Würzburg hat Franken zahlreiche kleine Gemeinden auf dem Land. Damit die den Bewohnern etwas bieten können, gibt es viele Programme im Rahmen der Dorferneuerung. Doch diese Förderung will der Bund kürzen.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

In Gutenstetten steht der erste Bürgermeister Gerhard Eichner stolz vor dem Kolbanwesen. Das Bauerhaus aus dem 17. Jahrhundert ist seit drei Jahren der Mittelpunkt der 1.300-Einwohner Gemeinde im Landkreis Neustadt Aisch-Bad Windsheim. Seit drei Jahren bietet es einen Treffpunkt für Vereine, Platz für Veranstaltungen wie Lesungen, es finden hier Trauungen statt und im Hof auch die Kirchweih. Ein Vorzeigeprojekt in Sachen Dorferneuerung – sogar ausgezeichnet mit dem Staatspreis für eine gelungene ländliche Entwicklung.

Neuer Dorfmittelpunkt – möglich dank Förderungen

Rund 1,3 Millionen Euro hat die Renovierung des Kolbanwesens mit neuem Anbau gekostet. Nur etwa ein Drittel musste davon die Kommune bezahlen. Möglich machten das Förderprogramme, die es speziell für die ländliche Entwicklung gibt. Viele Gelder daraus stammen vom Bund und der will diese ab kommendem Jahr kürzen. Am Beispiel Mittelfranken bedeutet das: Statt vorher 20 Millionen Euro sind nur rund 13 Millionen geplant – ein gutes Drittel weniger.

"Ländlicher Raum fühlt sich abgehängt"

Das Amt für Ländliche Entwicklung sorgt als Behörde dafür, dass diese Gelder dazu verwendet werden, den ländlichen Raum nachhaltig zukunftsfähig zu machen – mit den verschiedenen Programmen zur Dorferneuerungsmaßnahmen, aber auch zur Flurneuordnung. Letzteres ist aktuell ein wichtiges Thema im Bereich Hochwasserschutz und Wasserrückhalt. Werden die Gelder des Bundes gekürzt, denkt Wolfgang Neukirchner, Behördenleiter des Amts für Ländliche Entwicklung Mittelfranken, dass sich das Land von der Stadt abgehängt fühlt. Es gäbe weniger Projekte und dafür längere Wartezeiten in Umsetzung und Finanzierung.

"Wäre fatal für ländliche Entwicklung"

Auch die Kommunalen Allianzen im Landkreis Neustadt Aisch-Bad Windsheim schlagen Alarm. Eine Kommunale Allianz ist der Zusammenschluss von mehreren Gemeinden, die die jeweiligen Entwicklungsprojekte koordinieren. "Für unsere Arbeit wäre das sehr fatal, weil wir bei vielen Projekten auch in Vorleistung gehen", sagt Maximilian Gaier von der Kommunalen Allianz "Aurach-Zenn". Die Allianzen seien als Verein organisiert, mehrere Jahre auf die Auszahlung von Fördersummen zu warten, sei schwierig.

"Es würden viele Projekte nicht mehr so stattfinden könne, wie sie aktuell stattfinden und das wäre auf jeden Fall fatal für den ländlichen Raum." Maximilian Gaier, Kommunale Allianz "Aurach-Zenn"
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Der Schützenverein in Neuhof an der Zenn hat über das "Regionalbudget" eine neue Bogenschießabteilung schaffen können.

Gemeinde haben kein Geld für Dorferneuerung

20 Kilometer von Gutenstetten entfernt liegt Neuhof an der Zenn. Hier wird aktuell die neue Bogenschießabteilung des Schützenvereins aufgebaut. Davor war das kleine Forscherhäuschen in einem einst verwilderten Garten in Gemeindeeigentum dran. Jetzt gibt es hier ein Klassenzimmer unter freiem Himmel und Platz für Aktionen oder Feste wie die Waldweihnacht.

Möglich ist beides durch ein anderes Förderprogramm aus Bundesgeldern, nämlich dem "Regionalbudget". Hier werden bis zu 80 Prozent der Kosten für kleine Projekte in kurzer Zeit und unbürokratisch gefördert. Zumindest war das bisher so. Claudia Wust, Erste Bürgermeisterin von Neuhof an der Zenn, macht klar: Ohne Fördermittel werde es keine Dorfverschönerungsprojekte wie diese in dem kleinen Ort geben.

"Das sind keine Pflichtaufgaben, wie eine Straße sanieren und Krippenplätze schaffen." Claudia Wust, Erste Bürgermeisterin Neuhof an der Zenn

Für Projekte der Dorferneuerung hätte die Gemeinde einfach keine finanziellen Mittel. Das sei schade. Wust hat, wie auch die anderen Beteiligten Angst, dass somit das Leben auf dem Land langfristig unattraktiver wird. Mit einem Schreiben wandten sich die Kommunalen Allianzen und das Amt für Ländliche Entwicklung an die Bundestagsabgeordneten der Region.

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Ebenfalls über das Programm "Regionalbudget" gab es ein Forscherhäuschen für Neuhof an der Zenn

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