Autos fahren auf der Straße, der über den Fernpass in Tirol führt. Im Hintergrund bewaldete Berghänge.
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Der Fernpass könnte ab 2028 Geld kosten.

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Fernpass von Bayern nach Österreich: Tirol will Maut erheben

Die Fernpass-Route, die Bayern mit Tirol verbindet, soll ausgebaut werden. Der Aus- und Neubau soll mehr Verkehrssicherheit bringen, doch er soll auch rund 500 Millionen Euro kosten. Um das zu finanzieren, will das Land Tirol ab 2028 Maut kassieren.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die Fernpass-Route, die von Füssen nach Tirol führt und das Außerfern mit dem Inntal verbindet, soll aufgerüstet werden. Die ersten Arbeitsaufträge sollen bereits vergeben sein. Ab 2028 wird die Fernpass-Route dann auch Maut kosten. Das hat die Tiroler Landesregierung bekannt gegeben.

Fernpass-Route soll ausgebaut werden: Was ist geplant?

Nach den Plänen der Tiroler Regierung soll der Lermooser Tunnel eine zweite Röhre bekommen und die bereits vorhandene saniert werden. Unterhalb der Passhöhe soll der 1,4 Kilometer lange Fernpasstunnel neu gebaut werden. Die Verantwortlichen werben damit, dass durch den neuen Tunnel statt 200 nur noch 70 Höhenmeter überwunden werden müssen, was Zeit und Sprit und laut einer Studie der Universität Innsbruck auf Dauer unzählige Tonnen CO₂ spare. Zusätzlich sollen weitere Ausbaumaßnahmen entlang der Fernpassstraße (B179) erfolgen. Kostenpunkt für alle geplanten Baumaßnahmen: rund 500 Millionen Euro.

Laut Mitteilung der Landesregierung Tirol wurden schon die ersten Arbeitsaufträge vergeben. Man habe bereits EU-weit die Planungsleistungen für den Bau der zweiten Röhre des Lermooser Tunnels ausgeschrieben. Laut dem zuständigen Straßenbaureferenten Josef Geisler werden in den nächsten Tagen die Unterlagen für das Bauprojekt Fernpasstunnel zur Bewilligung eingereicht.

Eine Maut soll den Aus- und Neubau finanzieren

Um das zu finanzieren, will Tirol ab Inbetriebnahme des Fernpasstunnels Maut kassieren. Die Gründung einer Maut- und Erhaltungsgesellschaft sei bereits zur rechtlichen Prüfung vorgelegt worden, teilte die Tiroler Landesregierung mit. Die Mautpflicht werde aber erst mit der Inbetriebnahme des Fernpasstunnels starten, frühestens im Jahr 2028, so die Behörde in Innsbruck.

Josef Geisler bezeichnet die Fernpass-Maut als Notwendigkeit: "Eine halbe Milliarde Euro an Investitionskosten sind nicht über den regulären Haushalt zu stemmen. Angelehnt an das Felbertauern-System sollen und werden Mauttarife für Bürgerinnen und Bürger sowie die Wirtschaft verträglich gestaltet", so Geisler. Über das Vorhaben soll der Tiroler Landtag im März abstimmen.

Strecke soll auch verkehrssicherer werden

Die Kapazität der Strecke, das ist den Verantwortlichen wichtig, soll nicht weiter ausgebaut werden. Aktuell nutzen bis zu 30.000 Fahrzeuge die Fernpass-Route täglich. Damit zählt sie zu den meistbefahrenen Pässen in den Ostalpen. Nach Vorstellung der Verantwortlichen soll die Strecke durch den Aus- und Neubau vor allem verkehrssicherer werden. Zum Beispiel soll der Tunnel Schutz bieten vor Lawinen oder Muren. Auch das Fahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen bleibe bestehen.

Ziel des sogenannten Fernpass-Pakets ist laut einem Sprecher Tirols eine sichere und verlässliche Anbindung des Bezirks Reutte an das Inntal.

ADAC Südbayern: Zuspruch für die Ausbaumaßnahmen

Ein Sprecher des ADAC Südbayern begrüßte die Pläne der Tiroler Landesregierung. "Jede Maßnahme, um die Verkehrssicherheit zu verbessern, ist vernünftig", sagte Alexander Kreipl im BR-Interview. In den vergangenen Jahren seien am Fernpass immer wieder Hangrutsche und Lawinen zu beobachten gewesen. Der geplante Scheiteltunnel am Fernpass könne so für mehr Sicherheit sorgen. Ebenso hält Kreipl den Bau der zweiten Röhre des Lermoos-Tunnels für sinnvoll. "Begegnungsverkehr in einem Tunnel ist sehr gefährlich."

Dass die gesamten Maßnahmen durch eine neu eingeführte Maut finanziert werden sollen, hält Alexander Kreipl für durchaus nachvollziehbar. Er findet positiv, dass das Land Tirol zuerst die Baumaßnahmen durchführen und in Vorleistung gehen möchte und erst nach Fertigstellung der Tunnel die Maut eingeführt werden soll.

Maut könnte Folgen für Autofahrer und Anrainergemeinden haben

Allerdings führe die neu hinzukommende Maut zu einer weiteren finanziellen Belastung der Autofahrerinnen und Autofahrer. Die Strecke von Baden-Württemberg oder aus dem Allgäu über den Fernpass und den Brenner nach Italien werde nochmal um einiges teurer. Der ADAC-Experte gibt zu bedenken, dass sich das erstens negativ auf den Tagestourismus auswirken könnte.

Zweitens hält er es für wahrscheinlich, dass sich nach Einführung der Maut lokale Ausweichverkehre bilden könnten. Gerade die ohnehin stark belastete Region rund um Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald wäre seiner Meinung nach davon betroffen.

Bernreiter: Tiroler sollten von den Plänen "am besten ganz absehen"

Das bayerische Verkehrsministerium teilt die Befürchtung, dass sich der Verkehr nach Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald verlagern und eine Maut negative Auswirkungen auf den Tourismus haben könnte. Verkehrsminister Bernreiter mahnte, dass eine Maut nicht zu Lasten Bayerns gehen dürfe. Er wolle sich mit dem Anliegen an seine Tiroler Kollegen wenden: "Am besten sollten die Tiroler von den Plänen ganz absehen", so Bernreiter, zumindest aber müssten bei den geplanten Befreiungen und Rabatten auch bayerische Unternehmen und angrenzende Gemeinden bedacht werden.

Bayerische Gemeinden ohnehin schon vom Verkehr belastet

Auf der Strecke von Garmisch-Partenkirchen zum Fernpass sind vor allem die Orte Biberwier, Ehrwald und Lermoos von den Blechlawinen geplagt, die sich sommers wie winters Richtung Fernpass und zurück stauen. Viele Autos aus Holland und Westdeutschland sind über den Fernpass Richtung Tiroler Feriengebiete – Pitztal, Ötztal, Kaunertal und über den Reschenpass weiter nach Südtirol – unterwegs. Experten rechnen mit noch mehr Autoverkehr auf dieser Route, wenn der Kramertunnel 2027 fertiggestellt sein wird. Und dann könnte im Jahr 2028 noch der Ausweichverkehr dazukommen, wenn Fahrerinnen und Fahrer die dann eingeführte Fernpass-Maut vermeiden wollen.

Erste Besprechungen mit Außerfern-Gebieten bereits stattgefunden

In den österreichischen Gemeinden des Außerfern-Gebiets hat laut der Landesregierung Tirol bereits eine Besprechung mit den Bürgermeistern und eine öffentliche Präsentation des sogenannten Fernpass-Pakets stattgefunden. Die verkehrstechnischen Herausforderungen würden bereits beim Grenztunnel Füssen beginnen und zögen sich über den Fernpass bis in die angrenzenden Gemeinden des Bezirkes Imst, so der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle.

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