Manfred Miosga von der Universität Bayreuth sieht Wege für mehr gesellschaftliche Akzeptanz bei der Planung von Großprojekten.
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Geht es um die Planung von Großprojekten, regt sich häufig Widerstand. Droht wegen Windkraft-Ausbau eine ganze Widerstands-Welle?

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Streit um Windkraft-Ausbau und wie man ihn vermeiden kann

Wo Großprojekte geplant werden, gibt es oft Proteste. Droht wegen des zu erwartenden Windkraft-Ausbaus in den kommenden Jahren gar eine ganze Widerstands-Welle? Nicht, wenn man richtig plant, sagt der Bayreuther Wissenschaftler Manfred Miosga.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Egal ob ICE-Werk in Nürnberg oder Centerparks am Brombachsee: Viele geplante Großprojekte in Franken sind zuletzt am "Nein" der Bevölkerung gescheitert. Auch gegen geplante Windräder gab es oft massiven Widerstand – sofern die Anlagen in den vergangenen Jahren wegen der sogenannten 10h-Regel überhaupt noch geplant wurden. Doch wegen der Energiewende soll der Bau der Windkraftanlagen nun wieder kräftig Fahrt aufnehmen.

Gibt es in der Folge eine Welle massiven Widerstands, mit Protesten und massenweise Bürgerentscheiden? Nein, sagt ein Forscher der Universität Bayreuth. Zumindest nicht, wenn man die Planungen richtig angeht.

Bayreuther Forscher sieht keine generelle Ablehnungs-Kultur

Auch wenn so manch einer es möglicherweise anders empfindet: Der Bayreuther Wissenschaftler Manfred Miosga sieht derzeit keine generelle "Ablehnungs-Kultur" in Deutschland. Miosga ist Geograph an der Universität Bayreuth und hat sich eingehend mit Akzeptanz und Widerstand von Windkraftanlagen beschäftigt. Während es in den vergangenen Jahren durchaus "sehr schnell skeptische Stimmen" und Bürgerentscheide gab, habe sich das Stimmungsbild mit dem Ukraine-Krieg gedreht. Erneuerbare Energien würden nun auch als "Freiheits-Energien" wahrgenommen, die unabhängig machen von russischem Öl und Gas. Diese Haltung gebe den erneuerbaren Energien derzeit "einen großen Schub". Umfragen zufolge läge die generelle Zustimmung für den Bau von Windkraftanlagen an Land zwischen 75 und 85 Prozent, so Miosga.

Planung entscheidend für die Akzeptanz von Windrädern

Bei der Frage, ob geplante Windkraftanlagen von der Bevölkerung angenommen oder abgelehnt werden, spielen laut dem Bayreuther Wissenschaftler zwei Faktoren eine entscheidende Rolle. Zum einen müssten die Bürgerinnen und Bürger von Beginn an transparent über das Vorhaben informiert werden. Das ermögliche den Planern, berechtigte Fragen, etwa beim Naturschutz, frühzeitig aufzugreifen. Oftmals könnten dabei Kompromisse gefunden werden, so Miosga. So könnten Windkraftanlagen in Zeiten, in denen Fledermäuse fliegen, abgeschaltet werden.

Viele Einwände von Kritikerinnen und Kritikern seien berechtigt, ergänzt der Bayreuther Wissenschaftler. Der Bau von Windkraftanlagen gehe zwar immer mit Risiken einher, sei aber immer eine Abwägungssache, so Miosga. Der zweite Faktor, der neben Transparenz und Mitsprache bei der Akzeptanz von Windrädern eine wichtige Rolle spielt, sei die finanzielle Beteiligung. Diese könne entweder über die Kommune erfolgen, etwa wenn die Stadt oder die Gemeinde mit den Einnahmen aus der Windkraftanlagen Kindergartengebühren senkt. Ebenso sinnvoll ist laut Miosga aber, dass Bürgerinnen und Bürger "sich selbst beteiligen können", etwa in Form von Bürger-Energiegenossenschaften.

Planungsfehler lassen sich kaum mehr korrigieren

Wenn bei der Planung von Windkraftanlagen allerdings Fehler gemacht und die Bevölkerung beispielsweise nicht frühzeitig oder transparent genug informiert wird, dann führt das laut Miosga ganz schnell zu einem Vertrauensverlust. "Das wieder gutzumachen, ist häufig sehr schwierig", so der Forscher der Uni Bayreuth.

Gute Planung überzeugt nicht alle, aber die große Mehrheit

Wenn der Bau von Windrädern richtig geplant wird, erreicht man laut Miosga "die Zustimmung der großen Mehrheit". Allerdings sagt er auch: "Sie werden nie alle erreichen können." Repräsentativen Umfragen zufolge lehnt etwa ein Viertel der Bevölkerung den Bau neuer Windkraftanlagen ab, so Miosga. Die Hälfe davon, also rund zwölf Prozent, sei auch bereit ihren Widerstand anzubringen, etwa durch die Teilnahme bei Demonstrationen. Die Mehrheit der Bevölkerung sei aber generell eher für die Windkraft. Auch wenn es sich dabei laut Miosga oft um eine schweigende Mehrheit handelt.

Eine Luftaufnahme zeigt, dass die ersten Turmteile für eine neue Windkraftanlage montiert sind.
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Die Akzeptanz für den Bau neuer Windkraftanlagen ist bei der Bevölkerung nicht überall gleich.

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