Energiemuseum Karlstein
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Energiemuseum Karlstein: Von Kohle über Atomkraft zu Wasserstoff

Das unterfränkische Karlstein am Main setzt seine Geschichte als "Energiegemeinde" in Szene. Im neuen Energiemuseum soll die Brücke von der Braunkohle über die Atomkraft bis zum Wasserstoff geschlagen werden. Ein Teil des Museums wird jetzt eröffnet.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

"Energiegeschichtlich" hat der Ort Karlstein am Main im Landkreis Aschaffenburg einiges zu bieten: Von 1904 bis 1928 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Gustav im Tagebau Braunkohle gefördert. Die ehemalige Grube wurde geflutet und ist heute als Gustavsee bekannt, ein Naturschutzgebiet.

Ende 1960 ging in unmittelbarer Nähe das erste kommerzielle Kernkraftwerk Deutschlands – das Versuchsatomkraftwerk Kahl (VAK) – in Betrieb. Heute werden in Karlstein Batterien und Solarzellen hergestellt und auch die Produktion von Wasserstoff ist in Planung. Diese energetische Bandbreite soll im Energiemuseum Karlstein gezeigt werden. Ein erster Themenbereich zum VAK wird jetzt eröffnet.

Versuchsatomkraftwerk Kahl

Das neue Museum steht am Standort des früheren Versuchsatomkraftwerks. Es trug zwar im Namen die Ortsmarke Kahl, stand aber innerhalb der Gemarkung Karlsteins. Der Name sollte den in den Anfangsjahren im Kraftwerk tätigen Amerikanern sprachlich entgegenkommen.

Das VAK wurde nach 25 Jahren Betrieb Ende 1985 stillgelegt. Der Versuchsreaktor war in dieser Zeit 150.000 Stunden in Betrieb und lieferte mehr als zwei Milliarden Kilowattstunden Strom. Von 90 Störfällen waren sieben als ernsthaft eingestuft worden. Der 1988 begonnene Rückbau wurde 2010 abgeschlossen und kostete mit 150 Millionen Euro mehr als der Aufbau. 1975 nahm Karlstein im Zuge der Gebietsreform das Atomsymbol ins neue Gemeindewappen auf.

Anschauliche Erklärungen – teilweise an Original-Exponaten

Am Eröffnungstag wurden im großen Technikraum verschiedene Stationen und Arbeitsbereiche des VAK veranschaulicht. Ehemalige Mitarbeiter erklärten – teilweise an noch vorhandenen Exponaten, wie Reaktor-Lehrtafel, Turbinenläufern von VAK und HDR (Heißdampfreaktor) sowie inaktiven Modellen der Reaktoreinbauten – die Arbeitsschritte, die seinerzeit für Versuchsläufe getätigt wurden.

Energie der Zukunft: Batterien und Wasserstoff

Doch mit der Stilllegung des VAK ging die Energiegeschichte von Karlstein am Main nicht zu Ende: Heute werden im angrenzenden Industriegebiet Akkus, Batterien und Solarzellen gefertigt – vom global player BMZ. Die Aschaffenburger Stadtwerke planen, am anderen Ortsende Karlsteins, auf einer ehemaligen Mülldeponie, Wasserstoff zu erzeugen. "Meines Wissens ist das einmalig, dass so viele verschiedene Varianten der Energieerzeugung an einem Ort stattgefunden haben", erzählt Wolfgang König, Vorsitzender des Geschichtsvereins Karlstein.

Er hat das Energiemuseum am früheren Kraftwerksstandort nach zweijähriger Beratung und Zusammenarbeit mit der "Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern" – gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen des Geschichtsvereins und ehemaligen Mitarbeitern und Pensionären des Atomkraftwerks - auf den Weg gebracht.

Energiegeschichte am innovativen Energiestandort Karlstein

"Karlstein als innovativer Energiestandort und einzigartig in der deutschen Energiegeschichte möchte in Vorreiterstellung zur Themenaufbereitung übergehen. Die strukturelle Gesamtheit der Energiegeschichte soll bewahrt werden, Interesse wecken und lebendig zugänglich gemacht werden", so Wolfgang König vom Geschichtsverein.

Man plane, das Energiemuseum mindestens einmal im Monat für die Öffentlichkeit zu öffnen. Außerdem sollen angemeldete Gruppenführungen, gerade für Schulklassen, stattfinden. Ergänzende Bereiche wie "Braun- und Steinkohle", "Energie|Batterie|Solar|Wasserstoff" sowie eine "Energiewerkstatt", Mitmachaktionen und ein Lehrzentrum für Vorträge sollen folgen.

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