An einem Wohnblock mit vielen Ferienwohnungen in Füssen-Weißensee sind die meisten Rollläden unten.
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Rollladensiedlungen wie hier im Füssener Stadtteil Weißensee sind in vielen bayerischen Tourismusorten ein Problem.

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Tourismusorte und ihr Problem mit Zweit- und Ferienwohnungen

Für viele Tourismusorte in Bayern werden Zweit- und Ferienwohnungen zum Problem: Während Einheimische oft keine bezahlbare Bleibe finden, stehen diese Wohnungen die meiste Zeit im Jahr leer. Immer mehr Gemeinden versuchen gegenzusteuern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ein Straßenzug im Füssener Ortsteil Weißensee: An den Wohnblocks rechts und links sind zur Nebensaison auch tagsüber fast überall die Rollläden unten. Rund 20 Prozent der Wohnungen in Füssen würden nicht dauerhaft genutzt, sagt Bürgermeister Maximilian Eichstetter. In Zeiten von Wohnraumknappheit sei das ein massives Problem. "Jede fünfte Wohnung ist eine Ferienwohnung oder ein Zweitwohnsitz. Das strapaziert den gesamten Markt natürlich schon", sagt der Bürgermeister.

"Preise steigen extrem"

Bezahlbare Wohnungen sind ohnehin schon Mangelware. Mit jeder weiteren Wohnung, die in eine Zweit- oder Ferienwohnung umgewandelt wird, verschärft sich die Situation. "Die Preise steigen extrem in die Höhe, egal ob Miete oder Kauf", erklärt Bürgermeister Eichstetter. "Im Gegenzug haben wir natürlich vor Ort auch das Problem, dass wir uns das als Einheimische nicht mehr leisten können."

Füssen setzt auf Regulierung bei Ferienwohnungen

Deshalb versucht die Stadt jetzt gegenzusteuern. Die Zweitwohnungssteuer wurde in Füssen vergangenes Jahr auf den Höchstsatz angehoben. Bei den an Urlauber vermieteten Ferienwohnungen setzt der Stadtrat auf Regulierung: Die Stadt will in den nächsten Jahren die Bebauungspläne so ändern, dass nur noch in bestimmten Stadtteilen neue Ferienwohnungen entstehen können. Dafür muss allerdings jeder Bebauungsplan einzeln entsprechend geändert werden. Und das wird Jahre dauern.

Zweitwohnungs-Stopp in Berchtesgaden

200 Kilometer weiter östlich, in Berchtesgaden, hat man in Sachen Zweitwohnungen schon vor Jahren reagiert: Als erste Gemeinde in Bayern hat der beliebte Tourismusort eine Satzung erlassen, die die Umwandlung von Haupt- in Nebenwohnsitze in weiten Teilen der Marktgemeinde untersagt. "Der Tendenz, die wir bei anderen Kommunen sehen, wollten wir entgegenwirken und nicht erst zuschauen und dann handeln, wenn es zu spät ist", sagt der Berchtesgadener Bürgermeister Franz Rasp. "Deswegen haben wir gesagt: Es kann nicht sein, dass Wohnraum ungenutzt rumsteht!"

Weniger Zweitwohnungen – erste Erfolge

Inzwischen sind mehrere Orte in Oberbayern wie Schönau am Königsee und Ruhpolding dem Beispiel gefolgt und haben ähnliche Satzungen erlassen. Zahlreiche weitere Gemeinden bis ins Allgäu haben sich von den Berchtesgadenern beraten lassen. Dort zeigt der Zweitwohnungsstopp bereits Wirkung: Nach nur drei Jahren ist die Zahl der Menschen mit Nebenwohnsitz in dem oberbayerischen Tourismusort spürbar zurückgegangen. "Unsere Zielrichtung war nur, dass man es begrenzt", sagt Bürgermeister Franz Rasp. "Aber es ist tatsächlich eingetreten, dass es 20 Prozent weniger geworden ist. Das ist über unseren Erwartungen."

Zweit- und Ferienwohnungen nicht verteufeln

In Füssen hoffen sie, dass sie das Problem mit den vielen Ferienwohnungen bald in den Griff bekommen. Trotzdem: Verteufeln dürfe man die Zweit- und Ferienwohnungen nicht, betont Bürgermeister Eichstetter. Schließlich profitierten Handel, Gastronomie und Vermieter in einer Touristenhochburg wie Füssen eben auch von den Urlaubern in Ferienwohnungen und von gut betuchten Zweitwohnungsbesitzern. "Man darf nicht sagen: 'Um Gottes Willen! Wir wollen gar keine Zweitwohnsitze!' Aber das Verhältnis mit 20 Prozent ist bei uns ganz einfach gesagt mindestens fünf bis zehn Prozent zu hoch."

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