Ulrich Wotschikowsky - oder "der Wotsch", wie ihn alle nennen - ist studierter Förster. Von klein auf war der Wolf seine große Liebe. Heute ist er 77 Jahre alt, doch Rente ist für ihn keine Alternative. Deutschlandweit ist er unterwegs als Fürsprecher der Wölfe, betreibt die Internetseite "woelfeindeutschland" und kämpft gegen Fake-News.
Auf der Spur des Wolfes
Heute gibt es in Deutschland 61 nachgewiesene Wolfsrudel - rund 600 Tiere hauptsächlich in Ostdeutschland, aber auch in Bayern - und sogar vor der Haustür vom Wotsch in der Ammergauer Alpen bei Oberammergau hat sich Anfang des Jahres einer herumgetrieben. Der Wolfsexperte hat seine Spur entdeckt.
Angst vor dem Wolf - für Wotschikosky total unbegründet. Ein wilder Wolf sei viel zu schlau, um sich mit einem Menschen anzulegen. Sein Gehirn sei mehr als doppelt so groß wie das eines Hundes, erklärt er. Und trotzdem: Vor allem früher war der Wolf immer der Böse.
"Da sind viele Märchen dabei, da sind viele wahre Geschichten dabei, und darum ist das Unbehagen verständlich, das tief im Unterbewusstsein existiert. Das ist rational nicht zu erklären, da gibt es ganz andere Wildtiere, die viel gefährlicher sind, Hornissen zum Beispiel, aber auch der Haushund. Jedes Jahr stirbt in Deutschland ein Mensch durch einen Angriff von einem Hund - nur darüber spricht keiner." Ulrich Wotschikowsky
Gehege-Wölfe haben anderes Verhalten
Doch bei den entlaufenen Wölfen im Bayerischen Wald wird Wotschikosky Blick ernst. Ende der 70er-Jahre hatte er Vergleichbares erlebt, als er noch stellvertretender Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald war. Damals sind gleich neun Wölfe ausgekommen - alle neun wurden erschossen.
"Man kann das schlicht und einfach sagen: In Gehegen aufgewachsene Wölfe haben nix in der Freiheit verloren. Diesen Wölfen haben wir ins Verhalten eingegriffen, indem wir sie zahm gemacht haben und da können kritische Situationen entstehen. Und dann Gnade uns Gott - oder besser gesagt, den freilebenden Wölfen." Ulrich Wotschikowsky
Auch die Nutztierhalter verstehen
Für eine Zukunft von wilden Wölfen in Bayern sieht Wotschikosky keine andere Wahl, als die entlaufenen Wölfe zu opfern. Sie zu fangen, ist seiner Meinung nach so gut wie unmöglich. Er will vor allem für das Große Ganze kämpfen:
"Meine Rolle sehe ich darin, zu vermitteln zwischen den Lagern. Es genügt nicht, die Wölfe zu hätscheln, sondern wir müssen wirklich die Nöte der Nutztierhalter sehen. Die Nutztierhalter müssen richtig vom Staat entschädigt werden, wenn wir sowohl Wölfe als auch Nutztiere haben wollen." Ulrich Wotschikowsky