Josef Winkler im hauseigenen Schlacht- und Zerlegeraum, EU-zertifiziert.
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Josef Winkler im hauseigenen Schlacht- und Zerlegeraum, EU-zertifiziert.

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Deutschlands wohl höchstgelegener Schlachtraum

Eine nervenaufreibende Verladung, kilometerlange Transporte bis zum nächsten Schlachthof – das alles gibt es für die Weideochsen des Siglhofs bei Bayrischzell nicht. Ihr letzter Gang beträgt nur wenige hundert Meter.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Von den saftigen Bergwiesen rund um den idyllischen Siglhof ist es nicht weit zum weiß gekachelten Schlachtraum des Bergbauernhofes. Klar, geschlachtet werden ist für die Tiere nicht schön, aber im Sinne des Tierwohls könnte man es kaum besser machen.

Bergbauernhof mit eigenem Schlachtraum

Der Schlacht- und Zerlegeraum ist nur 20 Quadratmeter groß und reicht für die Belange des Siglhofes völlig aus. Hier wird einmal im Monat ein Ochse von der eigenen Weide geschlachtet und zerlegt. Das übernimmt Metzger Robert, der Schwiegersohn des Hauses. Das Veterinäramt Miesbach hat der Familie Winkler bei der EU-Zulassung geholfen, denn natürlich müssen jede Menge Auflagen erfüllt werden. Und auch im laufenden Betrieb ist ständige Dokumentation nötig, was Kühltemperatur oder Reinigungsplan angeht. Weil der Siglhof auf tausend Metern über dem Meeresspiegel liegt, könnte der Schlachtraum dort der höchstgelegene Deutschlands sein.

Ein Hoch auf das Miesbacher Fleckvieh

Gutes Rindfleisch müsse nicht aus den USA oder Südamerika kommen, davon ist Juniorchef Josef Winkler überzeugt. Es gehe auch anders, das wolle man zeigen. Das Miesbacher Fleckvieh könne ebenfalls richtig gut verwertet werden und nach einer angepassten Fleischreife sei das Weideochsenfleisch genauso gut wie alles andere. Auf den Bergwiesen stehen rund 35 Miesbacher Fleckvieh-Ochsen. Das Jungvieh kommt von einem Milchviehbetrieb im Tal.

Weidefleisch ist heiß begehrt

Die Weideochsen grasen in 900 bis 1.400 Metern Höhe auf der Südseite des Wendelsteins. Dort finden sie den Weidesommer über jede Menge Bergkräuter. 18 Euro kostet das Kilo Weidefleisch und das Angebot ist bei der Kundschaft des Siglhofes heiß begehrt. Vom letzten Ochsen blieben beispielsweise nur 3 Kilo Hackfleisch übrig, berichtet Josef Winkler.

Viele Kunden aus München

Ingrid Pfeil aus München holt regelmäßig Fleischpakete beim Siglhof ab. Direktvermarktung gebe es in der Stadt nicht, bedauert sie. Tatsächlich kommt die Münchnerin zu Fuß auf den Siglhof. Mit ihrem Rucksack wandert sie hinauf, gönnt sich im dortigen Hofcafé eine Brotzeit und wandert dann mit dem Weidefleisch im Gepäck zurück zum Auto. Josef Winkler erzählt, dass viel Kundschaft aus München komme.

Miesbacher Weidefleisch – ein Projekt der Ökomodellregion

Der Schlachtraum am Siglhof gehört zum Projekt "Miesbacher Weidefleisch", dass von der Ökomodell-Region Miesbach ins Leben gerufen wurde. Das Projekt soll hochwertiges Fleisch direkt vom Bauern garantieren. Aktuell beteiligen sich 27 Landwirte aus dem Landkreis Miesbach. Das Team der Ökomodellregion hilft bei Werbung, Vermarktung und Netzwerk. Ziel sei es, die dezentralen Strukturen und die heimische Landwirtschaft zu stärken, so die Projektbeauftragte Kathleen Ellmeier.

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Der Siglhof in Hochkreuth bei Bayrischzell.

Schöne Wanderung zum Hof

Der Siglhof in Hochkreuth bei Bayrischzell ist nicht nur eine Landwirtschaft, zum Bergbauernhof gehören auch ein Hofcafé und Gästezimmer. Vom Tal aus ist der Hof, der auf tausend Metern liegt, über eine schöne Wanderung entlang des Wendelstein-Männlein-Wegs zu erreichen, der Kinder in die Sagenwelt rund um den Wendelstein einweiht. Wer ganz nachhaltig anreisen will, kann das mit dem Zug der Bayerischen Regiobahn tun und kann ab dem Bahnhof Osterhofen (etwa 45 Minuten) hinaufwandern.

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