Die Sendeanlage des Bayerischen Rundfunks ist tief verschneit.
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Die BR-Sendeanlage auf dem Grünten ist das ganze Jahr über mit Sendetechnikern besetzt.

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Der Sender Grünten: Ein Blick hinter die Kulissen

Der Wächter des Allgäus – Lieblingsberg, Heimat, Emotion für viele im Allgäu. Auch für den Bayerischen Rundfunk ist der Grünten ein wichtiger Berg. Dort sorgen seit den 50ern BR-Mitarbeiter dafür, dass das Programm in die Fernseher und Radios kommt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Der rot-weiße Sendeturm auf dem Grünten ist weithin sichtbar: Mit fast 100 Metern thront er regelrecht auf dem Grat Richtung Gipfel. Daran befestigt eine große Antenne für die Ausstrahlung von Radio- und Fernsehprogrammen, aber auch jede Menge kleinere Antennen, die zum Beispiel Mobilfunkanbietern gehören.

Arbeitsplatz mit beeindruckender Aussicht

Seit mehr als 25 Jahren arbeitet hier oben zum Beispiel Thomas Lingenhöl. Er ist einer von fünf Sendetechnikern und Sendetechnikerinnen, die dafür sorgen, dass Radio- und Fernsehprogramme fehlerfrei in die Wohnzimmer und Autos kommen.

An dem tollen Ausblick von der BR-Station auf rund 1.700 Meter hat er sich auch nach all den Jahren noch nicht satt gesehen. "Wenn man so ins Tal schauen kann, dann ist das eindrucksvoll; auch nachts, wenn man die ganzen Lichter sieht, Immenstadt, Sonthofen bis Oberstdorf, das ist nach wie vor beeindruckend", sagt der Sendetechniker.

Tierische Begegnungen am Grünten

Im Winter wirken die Station und der hohe Sendemast oft wie eingefroren, dann, wenn sie von einer durch Schnee und Wind bizarr geformten Eisschicht bedeckt werden. In den wärmeren Jahreszeiten kommt es dagegen oft zu tierischen Begegnungen, wenn zum Beispiel frühmorgens ganze Rudel von Gämsen nahe der Station äsen. "Wenn man leise ist, dann kann man ihnen wirklich lange, lange zugucken", erzählt Lingenhöl. Von außen wirkt die Sendestation wie eine Berghütte: Typisch geschindelt schmiegt sich das Gebäude ein paar hundert Meter vom Grünten-Gipfel entfernt an die Süd-West-Flanke des Bergrückens.

Für ihre Arbeit müssen die BR-Kollegen aber meistens nach drinnen. Der Tag beginnt routinemäßig im sogenannten Überwachungsraum. Hier flimmern die Fernsehprogramme von ARD und ZDF über die Bildschirme, daneben zappeln die Pegel einer ganzen Reihe von Radioprogrammen. Sendetechnikerin Petra Ferrari muss überprüfen, ob alles in Ordnung ist. Augenscheinlich passt an diesem Tag alles, aber das Signal könnte kaputt sein und zum Beispiel rauschen.

Um diese Fehler zu erkennen, muss Petra Ferrari Kopfhörer aufsetzen und die Sendeliste durchhören. Neben den Programmen des Bayerischen Rundfunks (BR) und des Südwestrundfunks (SWR) hört sie auch ab, ob bei den privaten Radiosendern, die von hier oben ebenfalls ausgestrahlt werden, alles passt. Nach ein paar Minuten ist klar: "Alles bestens."

Sendeausfälle machen sich mit schrillem Alarm bemerkbar

Thomas Lingenhöl prüft derweil vom PC aus, ob an den ergänzenden, kleineren Sendestandorten in der Region alles ok ist. Die gibt es zum Beispiel in Pfronten im Ostallgäu oder in Markt Wald im Unterallgäu. Lingenhöls Zuständigkeitsbereich erstreckt sich von Lindau bis zum Herzogstand, von Balderschwang bis fast nach Ulm. Bei Fehlern könnte es schwarz werden am Fernseher oder ziemlich still am Radio, "und Stille ist was ganz etwas Böses", sagt Lingenhöl. Denn dann sei klar, irgendetwas stimmt nicht. Bei akuten Sendeausfällen macht sich darüber hinaus ein schriller Alarm im ganzen Gebäude bemerkbar. Spätestens dann geht das Gerenne los.

Ein Haus voller Technik

Die BR-Station auf dem Grünten hat vier Stockwerke, über 100 Räume und ist 2.000 Quadratmeter groß. Alles ist voll mit Technik: für DVB-T, also digitales Antennenfernsehen, für den digitalen DAB+, also den digitalen Radioempfang, oder mit UKW-Verteilern, die das analoge Radiosignal verbreiten. Allein zu wissen, wo welche Technik steht, ist eine Herausforderung.

Manchmal können die Schichten der Sendetechniker mehrere Tage am Stück dauern: Wenn Sturm oder Gewitter angesagt sind, müssen die Mitarbeiter über Nacht bleiben. Thomas Lingenhöl hat zum Beispiel schon einmal erlebt, wie an Ostern, mitten in der Nacht, ein Blitz in den Antennenfuß des Senderturms eingeschlagen hat. Da heißt es dann: "Raus aus dem Bett, Treppe runter und zum Beispiel in den UKW-Saal, um nachzugucken, was los ist, was der Blitzeinschlag kaputt gemacht hat."

Zur Not gibt's ein Bett und Konserven

Für solche Fälle gibt es für die Mitarbeitenden nicht nur eigene Zimmer mit Bett und Waschbecken, sondern in der Stationsküche auch eine Notration an Lebensmitteln: Kaffee, Tiefkühlpizza oder Konservenbüchsen.

Und während die Techniker vom Grünten aus dafür sorgen, dass die Fernsehbilder und die Radioprogramme klar und deutlich im Tal empfangen werden können, kommen viele Wanderer und Touristen hoch auf den Berg. Sie lassen sich auf der Wiese vor der Station für ein Picknick nieder und genießen die Aussicht. Hin und wieder klingelt es dann auch mal an der Haustür, erzählt Petra Ferrari: "Einmal hat auch jemand nach einem Kaffee gefragt. Den musste ich aber enttäuschen, den guten Mann." Kaffee gibt es hier oben nur für BR-Mitarbeiter.

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