Ein Mann trägt eine Kippa mit Judenstern.
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Dem Krieg zum Trotz: Jüdische Kulturwoche in Schwaben

Trotz des Krieges in Israel und Gaza begann am Sonntag die seit Langem geplante Jüdische Kulturwoche Augsburg Schwaben. Die ganze Woche über soll an mehreren Standorten in ganz Schwaben jüdische Kultur von damals und heute im Mittelpunkt stehen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Man habe sich bewusst dafür entschieden, die Jüdische Kulturwoche Augsburg Schwaben zu veranstalten - trotz des Schocks nach dem Angriff der Hamas auf Israel, sagt Carmen Reichert, die Direktorin des Jüdischen Museums in Augsburg. "Daffke" ist wohl das Wort der Stunde. Das ist jiddisch und bedeutet "jetzt erst recht", sagt Reichert: "Dieses Museum wurde ja mit dem Ziel gegründet, die nicht jüdische Bevölkerung zu informieren. Wir wollen lebendiges Judentum vermitteln in all seiner Lebenszugewandtheit."

Jüdische Kultur soll besonders jetzt sichtbar gemacht werden

Man schätze es auch als ein Zeichen der Solidarität, wenn die Menschen in Schwaben an den Veranstaltungen teilnehmen und Interesse an der jüdischen Kultur bekunden, sagt Reichert. "Jüdische Kultur gerade in diesen Tagen zu canceln wäre ein falsches Signal", betont auch Alexander Mazo, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben.

Kunst und Kultur, Feiern und Andacht, das alles soll zusammenkommen bei der Jüdischen Kulturwoche in Augsburg, sagt Mazo. Er freue sich über jeden einzelnen Besucher, weil dieser damit ein klares Bekenntnis gegen den Terrorangriff ablege: "Es geht nicht um einen banalen Konflikt Israel-Palästina. Es geht darum, die westliche Zivilisation umzukippen, gegen so was müssen wir alle zusammenstehen."

Bayerische Biertradition ist auch jüdischen Brauern zu verdanken

Das Jewish Chamber Orchestra Munich spielte zum Auftakt der Jüdischen Kulturwoche in Augsburg Hochzeitsmusik am Sonntagabend in der Großen Synagoge in Augsburg. "Nigunim" heißt das Werk, das auf die Ursprünge der Klezmer-Musik zurückgeht im jüdischen Schtetl Osteuropas. Gemischt mit Scherenschnitt-Puppenspiel und Videokunst: schwungvoll, heiter, virtuos.

Die Jüdische Kulturwoche Augsburg Schwaben soll Einblicke in die jüdisch-bayerische Geschichte und Beziehungen geben - mit Vorträgen, Konzerten, Workshops und einem Quiz über die jüdische Kultur. Das Motto lautet: "Bagel, Bier und Berches". Museumsdirektorin Carmen Reichert erklärt die Hintergründe: "Berches ist das Challe-Brot. Bei Bagel denken viele, das sei was Neues aus den USA, das wurde aber mitgebracht. Und Bier ist den meisten mit Bayern verbunden, den wenigsten ist bewusst, dass dieser große Aufschwung nicht möglich gewesen wäre ohne die jüdischen Hopfenhändler und Schankwirte."

Bier, Musik, Tanz und Friedhofsführungen

Löwenbräu in München etwa hatte einst einen jüdischen Eigentümer, davon wird bei den Brauhausgeschichten mit Bierprobe und Brauerführung erzählt werden. Gemeinsam musiziert wird beim Klezmer-Workshop mit der Augsburger Band Feygele, Schüler und Schülerinnen studieren Stücke ein und präsentieren sie dann beim Abschlusskonzert in der alten Synagoge in Kriegshaber.

Wer will, kann aber auch traditionelle und moderne Tänze aus Israel kennenlernen, beim Tanz-Treff im Festsaal der Synagoge. Im Stadtmuseum Nördlingen oder bei der Führung am Friedhof in Hürben bei Krumbach kann man mehr über das schwäbische Landjudentum erfahren. "Das Ziel ist auch über Augsburg hinaus zu strahlen, weil historisch jüdisches Leben auch ganz lange im Umland stattfand, solange in Augsburg die Niederlassung verboten war", erklärt Carmen Reichert.

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