National-Torhüter Manuel Neuer mit sogenannter "One-Love-Kapitänsbinde"
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National-Torhüter Manuel Neuer mit sogenannter "One-Love-Kapitänsbinde"

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"Bunte Liga Regensburg" zu WM-Armbinden-Debatte: Fahrt heim!

Dass die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-WM wegen der angedrohten Fifa-Sanktionen doch auf die sogenannte "One-Love"-Kapitänsbinde verzichten will, stößt beim Verein "Bunte Liga Regensburg" auf Unverständnis. Der DFB sei eingeknickt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Die deutsche Nationalmannschaft wird bei der WM auf die "One-Love"-Kapitänsbinde mit den Regenbogenfarben verzichten. Grund dafür seien die angedrohten Fifa-Sanktionen. Der Verein Bunte Liga in Regensburg, ein multikultureller Zusammenschluss von Hobbysportlern, zeigt dafür kein Verständnis. "Ich finde es wahnsinnig schade, dass der DFB jetzt eingeknickt ist", sagt Claudia Bernhard, Vorsitzende des Vereins.

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Gelbe Karte oder Punktabzug in Kauf nehmen

Bernhard versteht nicht, warum man die gelbe Karte oder einen Punkteabzug nicht in Kauf genommen hat. "Jetzt würde ich sogar so weit gehen, zu sagen: Packt euer Zeug zusammen und fahrt's heim!"

Claudia Bernhard wollte bei der WM ohnehin nur die Spiele der deutschen und der Schweizer Mannschaft im Fernsehen verfolgen. Nach dem Verzicht auf die Binde will sie auch die Spiele dieser beiden Mannschaften nicht schauen. "Dabei war es ja von vornherein keine richtige Regenbogenbinde, sondern nur ein Wischiwaschi."

Trainer: "Debatte zum jetzigen Zeitpunkt falsch"

Auch aus den 28 Freizeitmannschaften der "Bunten Liga" heraus kommt Kritik. Ein Trainer findet die Debatte allerdings zum jetzigen Zeitpunkt falsch. "Wir wussten von Anfang an, dass die Zustände in dem Land schlecht sind. Jetzt über das Tragen oder Nicht-Tragen der Binde zu diskutieren, hat schon was von Doppelmoral. Man hätte schon die Qualifikation nicht spielen sollen."

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Bunte Liga steht für Diversität

Die "Bunte Liga" steht bereits wegen ihres Namens für Diversität. Laut dem Verein spielen in den drei Ligen 700 Spieler und Spielerinnen aus rund 40 Nationen. "Jeder darf bei uns mitspielen, egal welche Farbe er hat. Außer er oder sie vertritt braunes Gedankengut", so die Vereinsvorsitzende.

Damit sei man durchaus politisch. So beteiligte sich der Verein bereits bei mehreren Demonstrationen gegen Rassismus und gegen Abschiebungen. Eine Mannschaft wird von der Flüchtlingshilfsorganisation CampusAsyl gestellt.

Equality Oberpfalz: Chance vertan

Kritik am Verbot der "One Love"-Binde bei der Weltmeisterschaft in Katar kommt auch aus der queeren Szene, so zum Beispiel vom Verein Equality Oberpfalz mit Sitz in Regensburg. Der erste Vorsitzende Alexander Irmisch zeigt sich im BR-Interview verärgert: "Das ist der Höhepunkt der Farce seit der Vergabe an Katar und war doch leider vorhersehbar. Die Werte der Gleichberechtigung sind für die Fifa scheinbar nichts wert", so Irmisch.

Iraner hätten mit ihrem Protest Mut gezeigt

Mut hätten die Iraner gezeigt, so der 47-Jährige weiter. Mit ihrem Protest bei der Nationalhymne hätten die Spieler für sich und ihre Angehörigen viel mehr riskiert als eine gelbe Karte oder Punktabzüge.

Die iranischen Nationalspieler hatten bei ihrem Auftaktspiel während der eigenen Nationalhymne komplett geschwiegen und wollten so ein Zeichen der Solidarität an die Regime-Kritiker in der Heimat aussenden.

Hoffnung setzt Alexander Irmisch jetzt darauf, dass Bundesinnenministerin Nancy Faser ein Zeichen setzt und das erste Spiel der Deutschen Mannschaft am Mittwoch doch nicht besucht, sondern boykottiert.

Der Verein Equality Oberpfalz setzt sich für die Gleichberechtigung aller Menschen und gegen Hasskriminalität gegen lesbische, schwule, bisexuelle, trans, inter und queere Menschen ein.

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