Tirol baute den Brennerzulauf unter der Erde.
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Tiroler Tunnel bei Stans.

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Brenner-Nordzulauf: So haben es die Tiroler gemacht

Eine Delegation bayerischer Bürgermeister hat sich im benachbarten Tirol über den Bau der dortigen Bahnstrecke, der Unterinntaltrasse, informiert. Die neuen, fast fertigen Gleise sind Zulauf zum Brennerbasistunnel. Ist Tirol ein Vorbild für Bayern?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Es regnet leicht, als die Bürgermeister aus dem Landkreis Rosenheim am Bahnhof in Wörgl aus dem Bus steigen. Aber einen Regenschirm braucht keiner, denn die Informationen in Sachen Brenner-Nordzulauf gibt es gleich direkt im Bahnhof, in einem Info-Raum, im "Erlebnisbahnsteig". Hier können sich Besucher informieren, auch interaktiv.

ÖBB informiert Lokalpolitiker

Wie lief das mit dem Tunnelbau in Tirol, wie mit den Innunterquerungen? Wie groß waren die Baustelleneinrichtungen? Wo haben die vielen Arbeiter gewohnt und wohin mit dem Abraum? Es waren viele konkrete Fragen, die die Bürgermeister aus dem Landkreis Rosenheim den Vertretern der Österreichischen Bundesbahn stellten.

Ortstermin zum Brenner-Nordzulauf
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Ortstermin zum Brenner-Nordzulauf

"Tirol ist uns in vielem voraus"

Beim viergleisigen Ausbau in Tirol auf einer Länge von 40 Kilometern sind 34 Kilometer der Neubaustrecke im Tunnel gebaut worden. Zwei von drei Inn-Querungen wurden ebenfalls unter der Erde gebaut. Das bestärkt die Rosenheimer Mandatsträger in ihren Forderungen. Bei den Kreuzungsbauwerken könnten wir uns einiges von Tirol abschauen, meinte etwa Rosenheims Landrat Otto Lederer im Anschluss. Im Landkreis Rosenheim werde vieles noch oberirdisch geplant von der Deutschen Bahn. Lederer erklärte, die Rosenheimer Forderungen weiter deutlich an Bahn und Bund herantragen zu wollen.

Mehr Tunnel, auch am Inn

Organisiert wurde der Infotermin für die Bürgermeister von Rosenheims CSU-Bundestagsabgeordneter Daniela Ludwig. Auch sie forderte im Anschluss hinsichtlich der deutschen Planungen noch mehr Tunnel, auch am Inn nördlich von Rosenheim. Dies sei wichtig, denn man wolle ja auch im weiteren Verlauf bis Ostermünchen eine unterirdische Strecke bekommen. Die Deutsche Bahn plant hier derzeit mit einem oberirdischen Verlauf und vielen Brückenbauwerken.

Wohncontainer für die Arbeiter

Schichtbetrieb auf den Baustellen sieben Tage die Woche, die Größe der Tunnelbohrmaschinen mit 13 Meter Durchmesser – das sind Fakten, die Laien staunen lassen. Auch die Tatsache, dass die vielen Arbeiter auf den Baustellen oft in Wohncontainern im direkten Umfeld untergebracht werden. In Tirol waren Baustellen für die Innunterquerungen fünf bis sechs Jahre lang eingerichtet. Sollte das auch im oberbayerischen Inntal einmal Realität werden, hofft Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher, dass die Arbeiter auch privat unterkommen können, dann hätten auch die Vermieter etwas davon.

Von ehemals großen Baustellen nichts mehr zu sehen

Für Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März war es interessant zu sehen, dass die Renaturierung der ehemals großen Baustellen in Tirol gut geklappt hat. Das zeigen Fotos im Vorher-Nachher-Vergleich der Österreichischen Bundesbahn.

Allerdings macht der Vortrag der Experten auch deutlich, dass sich die Bevölkerung auf jahrelange große Baustellen einrichten muss, sollte der Brenner-Nordzulauf im Landkreis Rosenheim gebaut werden. Abraum aus dem Tunnelbau wurde in Tirol so weit wie möglich wiederverwendet, schon allein aus wirtschaftlichen Gründen, so die Experten. Bei Stans wurde Abraum neben der Autobahn unter einer Wiese versteckt, dort ist heute eine leicht hügelige Landschaft zu sehen.

Rettungswege aus den Tiefen - Örtliche Feuerwehren gefragt

In Tirol wurden rund zehn Kilometer Rettungsstollen gebaut und 35 Rettungsschächte. Die kleinen Häuschen, die in Tirol in der freien Landschaft in Abständen neben der Autobahn zu sehen sind, dürften den meisten kaum auffallen. Sie sind die Zugänge zu den Rettungsschächten. Bei Stans hieß es für die Bürgermeister Treppen steigen – rund 30 Meter in die Tiefe. Die Experten erklärten, wie eine Rettung im Fall einer Havarie aus den Tiefen ablaufen würde. Fakt ist: Sollte der Brenner-Nordzulauf im Raum Rosenheim wirklich gebaut werden, müssten sich die örtlichen Feuerwehren auf das Thema Tunnelrettung einstellen.

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Die Verknüpfungsstelle bei Stans.

Braucht es das wirklich?

Es gab auch kritische Anmerkungen am Rande dieser Bürgermeisterfahrt. So lehnt Rohrdorfs Bürgermeister Simon Hausstetter das gesamte Projekt nach wie vor ab. Man habe bereits zwei Gleise im Inntal, diese seien ausreichend, so Rohrdorfs Bürgermeister. Aus der Gemeinde Stephanskirchen war der zweite Bürgermeister Robert Zehetmaier mitgefahren, auch er lehnt das Projekt Brenner-Nordzulauf komplett ab. Wenn jeder seinen Konsum einschränke, man wegkomme von der Just-In-Time-Mentalität, dann brauche es so große Infrastrukturprojekte gar nicht, so Zehentmaier, kurz bevor er wieder einsteigt in den Bus und zurückfährt nach Bayern.

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