Vorbereitungen für den IBU-Cup im Bayerischen Wald
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Im Hohenzollern Ski-Stadion wird alles vorbereitet für den IBU-Cup – eine der letzten großen Wintersportveranstaltungen im Bayerischen Wald.

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Biathlon: Wenn die Welt am Arber zu Gast ist

Am Donnerstag startet im Hohenzollern Skistadion der IBU-Cup – eine der letzten großen Wintersportveranstaltungen im Bayerischen Wald. Wenn die "zweite internationale Biathlon-Liga" kommt, dann bedeutet das großen Aufwand für die Organisatoren.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Vier Wochen lang sind sie Organisatoren mit der Vorbereitung beschäftigt und müssen dann auf das positive Signal des Biathlon-Verbands hoffen. Vor zwei Wochen ist die Fahrt hinauf zum Hohenzollern Skistadion ein weißer Traum. Die Straßen schlängeln sich durch den dichten Bayerischen Wald, die Bäume sind schneebedeckt – ein Winterwonderland. Hinter einer Unterführung erhebt sich das Skistadion mit seinen Funktionsgebäuden, dem Schießstand und der Tribüne. Allein die Geräusche machen deutlich: Hier wird kräftig gearbeitet. Es wird gebohrt, es wird geschliffen, es wird präpariert. In der Ferne lässt sich eine Pistenraupe erspähen. Auch Bagger kämpfen sich mit Schaufeln voller Schnee die Strecke hinauf.

Schneesegen über Nacht

Vom Schießstand aus nähern sich zwei Männer, die Mützen tief ins Gesicht gezogen. Es ist kalt und bedeckt an diesem Dienstagmorgen. "Zum Glück ist vor ein paar Tagen über Nacht der Schnee gekommen", sagt einer der beiden, "aber wir haben auch einiges produzieren können." Es ist Sepp Schneider, der Stadionleiter. Schneider hat früher selbst Leistungssport betrieben, hat als Langläufer an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften teilgenommen. Zusammen mit Herbert Unnasch bildet er das Herzstück hier oben im Skistadion. Unnasch ist Chef des Organisationskomitees und Geschäftsführer der Betreibergesellschaft.

Anspannung bei den Organisatoren

Den IBU-Cup zu organisieren ist nicht neu für die beiden. Schon zum neunten Mal findet er hier am Arber statt. Und trotzdem ist das jedes Mal wieder mit großem Aufwand und auch Aufregung verbunden. "Ja sicherlich ist die Anspannung immer von Neuem da, weil es ja auch immer neue Modifikationen und Herausforderungen gibt", sagt Unnasch. Zwei Wochen noch, dann kommt der Internationale Biathlon-Verband und begutachtet die Arbeit des Arber-Teams. Wenn dann etwas nicht passt, kann es hektisch werden.

Als es einmal richtig hektisch wurde

Solch einen Moment hat Pistenpräparator Alexander Wenzl noch gut in Erinnerung. Ein paar Jahre ist es her. Das Team hatte alles über Wochen vorbereitet. Kurz vor Wettbewerbsstart kam der Renndirektor der Internationalen Biathlon Union zur Abnahme – mit neuen Informationen. "Der hat gesagt: ‚Männer, das baut ihr jetzt alles zurück! Wir brauchen einen Schießkorridor!‘ Dann haben wir das ganze Stadion über Nacht einmal komplett zurückgebaut, so dass nur noch der Schnee da war. Da ist es richtig hektisch geworden." Wenzl muss lachen. Das sei aber zum Glück nie wieder vorgekommen.

Pistenpräparation beginnt im Sommer

Wenzl steigt wieder in seine Pistenraupe. Ein beeindruckendes Gefährt mit einem gewaltigen Kettenwerk und einer großen Schaufel. Etliche Kilometer Strecke bereiten er und seine Kollegen auf. 25 Zentimeter Mindesthöhe müssen diese haben. Die größte Runde beträgt vier Kilometer und wird zum Teil als Trainingsstrecke genutzt. "Aber wir müssen natürlich alle Strecken unzählige Male abfahren." Ein Job, der schon im Sommer beginnt. Dann tauscht Wenzl Raupe gegen Mäher für Forstarbeiten. Die konkrete Vorbereitung auf den IBU-Cup beginnt dann circa vier Wochen vor Wettbewerbsstart. Je näher das Event rückt, um so größer wird das Team. "Gegen Ende sind wir dann schon so bis zu 30 Leute", erzählt Wenzl.

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Eine Pistenraupe bereitet die Grundlage für die Loipen vor.

"Andere zahlen ein Schweinegeld"

Die Pisten sind sein Kerngebiet. Je nach Bedingungen muss er sich dafür auch einmal Nächte um die Ohren schlagen. Seit 21 Jahren macht er das. "Ich muss sagen, ich habe meinen Traumjob gefunden. Ich darf das Riesenteil fahren. Andere zahlen ein Schweinegeld dafür, dass sie vielleicht mal ein Stück geradeaus fahren. Ich mach das drei Monate", schwärmt Wenzl, "Mir macht das wirklich Spaß. Wenn man auf den Wettkampf schaut: Du hast es! Du bist der, der das schafft! Da bin ich schon mächtig stolz drauf, dass wir einen internationalen Wettbewerb abwickeln."

"Dann trinken wir ein Bier"

Ein Gefühl, das OK-Chef Unnasch und Stadionleiter Schneider teilen. Ein bisschen Hektik sei da eingepreist. "Dann trinken wir ein Bier und dann passt das", erzählt Unnasch, "Es ist doch so: Wir dürfen es machen, andere wollen es. Und das Schöne ist: Wir können es auch!" In der Tat gibt es mehr Bewerber als IBU-Cups. Der Standort am Arber hat aber über Jahre überzeugt. Das sieht auch der Deutsche Skiverband so. "Von der Veranstaltung her kann man glaube ich sagen, dass sich da in den letzten Jahren ein absolut Klasse-OK gebildet hat. Das Arber-Event gehört mittlerweile absolut in den internationalen Kalender rein, und da ist es auch zu Recht“, lobt Biathlon-Sportdirektor Felix Bitterling am Telefon.

100.000 Euro Kosten

Aber solch eine Veranstaltung ist natürlich mit Kosten verbunden. Nicht nur die Pisten wollen präpariert werden. Am Schießstand schleifen und streichen Wenzls Kollegen die Scheiben, legen die Schießbasis an, bauen die Stadioninfrastruktur auf. 100.000 Euro kostet die Durchführung die Veranstalter. Vom Landkreis Regen und vom Internationalen Biathlonverband gibt es Zuschüsse. "So dass es für uns zumindest kein Draufzahlgeschäft ist“, wie Organisator Unnasch erläutert. Die Zuschauerzahlen bleiben überschaubar. Mit bis zu 500 Menschen rechnen sie hier – auch wenn das für IBU-Cup-Verhältnisse durchaus beeindrucken kann.

Der Moment der Wahrheit

Zwei Wochen nach unserem ersten Besuch fahren wir erneut hinauf zum Arber. Dieses Mal ist der Schnee an den Straßen verschwunden, die Sonne strahlt. Im Schatten der Bäume zeigt das Thermometer sieben Grad an. "Das Wetter hat uns zuletzt nicht gerade unterstützt“, sagt Stadionleiter Sepp Schneider. Doch jetzt wird es ernst. Der IBU-Renndirektor Kristjan Oja ist angereist. Es sind noch drei Tage bis zum Wettbewerbsstart. Oja arbeitet seinen strengen Vorgabenkatalog ab, schaut sich alles genau an. Vorm Schießstand ruft er Schneider und Unnasch zu sich. "Everything’s fine. We can start“, sagt der Este auf Englisch und streckt den Daumen nach oben.

100 ehrenamtlicher Helfer

Sepp Schneider ballt vor Freude die Faust. "Fertig! Das Stadion schaut super aus. Und wenn der Renndirektor hier ist und das abnimmt, dann ist das schon eine Erleichterung für die ganze Mannschaft, die hier mitgeholfen hat, das Stadion vorzubereiten." Und diese Mannschaft wird noch wachsen. Bis zu 100 Helfer sind am Wettkampftag im Einsatz. Ehrenamtlich, wie Sepp Schneider. Aber nach vier Wochen Vorbereitung ist das nun die Kür für das Organisationsteam des Biathlon-Events am Großen Arber.

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Die Verantwortlichen bei der Vorbereitung des IBU-Cups im Bayerischen Wald

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