Dächer in Volkach
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Dächer in Volkach

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Beispiel Volkach: Denkmalschutz bremst Energiewende aus

Strom aus Wind, Wasser und Sonne wird immer wichtiger. Viele rüsten technisch nach, aber nicht jeder Hausbesitzer darf das. Denn bei Photovoltaik in historischen Altstädten scheitern die Pläne oft am Denkmalschutz – wie im unterfränkischen Volkach.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Seit drei Jahren hat Stefan Leykamm sein Taxi-Unternehmen Schritt für Schritt auf Elektroantriebe umgerüstet – aus Umweltgründen, wie er sagt. Drei Elektroautos stehen auf seinem Parkplatz am Rand der Volkacher Altstadt. Die brauchen übers Jahr gerechnet etwa 70.000 Kilowattstunden Strom. Einen Teil liefert ein Blockheizkraftwerk in seinem Keller, einen weiteren großen Teil würde der Unternehmer gerne mit einer Photovoltaikanlage auf seinem nach Süden ausgerichteten Dach erzeugen.

Ensembleschutz vor Umweltschutz?

Doch da beißt der Taxiunternehmer seit Jahren auf Granit. Denn das Häuschen seiner Eltern, erbaut wie viele Nachbarhäuser in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts, gehöre zum "denkmalgeschützten Ensemble" der Volkacher Altstadt. So sieht es der Denkmalschutz. Zusammen mit der etwa 20 Jahre alten Gestaltungssatzung und dem Bebauungsplan des Weinstädtchens macht das eine offen einsehbare Solaranlage auf dem Dach faktisch unmöglich.

Fehlende Zusage existenzbedrohend für Unternehmer

Eine kleine, nicht einsehbare Anlage auf dem nach Norden gerichteten Dach des Carports hat Leykamm zwar genehmigt bekommen. Die aber ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein seines Strombedarfs. "Es ist existenzbedrohend. Ich kann so nicht weitermachen, denn die Kosten steigen immer weiter", sagt Leykamm.

Taxiunternehmer Stefan Leykamm
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Beispiel Volkach: Denkmalschutz bremst Energiewende aus

Warum sich die Stadt bei der Genehmigung von Solaranlagen so schwertut und die Abwägung zwischen notwendiger Energiewende und Denkmalschutz meist zugunsten des Denkmalschutzes ausfällt, hängt auch mit der Städtebauförderung zusammen, über die schon Millionen nach Volkach geflossen sind, erklärt Bürgermeister Heiko Bäuerlein. "Wir müssen das im Benehmen mit den Fördergebern machen. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass wir keine Städtebauförderung mehr bekommen." Er betont, dass die Stadt derzeit einen Kompromiss sucht, um Bürgern auch in der Altstadt PV-Anlagen zu ermöglichen.

Solarkataster reicht Grünen nicht

Ähnlich wie im nahen Mainbernheim möchte die Stadt zunächst ein Solarkataster in Auftrag geben. Mit ihm sollen Hausbesitzer erkennen, ob eine Anlage auf ihrem Dach im Einvernehmen mit dem Denkmalschutz in Frage kommt. Den Grünen dauert das zu lange. "Wir spüren doch jetzt schon die Auswirkungen des Klimawandels. Wir brauchen kein Museumsdorf, und auch der Altstadtkern muss lebenswert bleiben. Deshalb müssen in der Altstadt Solarpaneele wie in jedem Baugebiet erlaubt werden", sagt Moritz Hornung, Stadtrat der Grünen in Volkach.

Rote Solarmodule als möglicher Kompromiss

Stefan Leykamm hat das Warten satt. Für seinen Carport hat er jetzt ziegelrote Solar-Module bestellt. Die sind aber weniger effizent und deutlich teurer. Der Taxi-Unternehmer kann nicht verstehen, dass der Umweltschutz und seine wirtschaftlichen Interessen hinter dem historischen Denkmalschutz zurückstehen müssen. Viele seiner Nachbarn in der Altstadt sähen das genauso.

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Volkacher Altstadt vom Kirchtum aus gesehen

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