Person mit gezücktem Messer
Bildrechte: BR/Johanna Schlüter

Raub oder räuberische Erpressung durch Jugendliche: Solche Delikte registriert die Staatsanwaltschaft München 2023 häufiger.

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Bayern fordert Jugendarrest auf bis zu drei Monate auszuweiten

Weil gravierende Jugend-Delikte deutlich ansteigen, fordert Bayerns Justizminister Eisenreich die Verlängerung des Jugendarrests. Bislang darf dieser maximal vier Wochen dauern - Eisenreich möchte, dass er auf bis zu drei Monate ausgeweitet wird.

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Sie schlagen ihre Opfer krankenhausreif, rauben sie aus oder töten sogar: Kriminelle unter 21 Jahren werden offenbar immer brutaler. Diesen Trend stellt die Staatsanwaltschaft München seit 2021 in der Landeshauptstadt fest. Im Bereich Straßenraub etwa sind mehr als die Hälfte aller Tatverdächtigen jünger als 21 Jahre.

Jugendgewalt: immer brutaler

Nicht nur der Anteil schwerer Delikte an der Jugendkriminalität steige, auch die Taten selbst würden offenbar brutaler, beobachtet der Münchner Oberstaatsanwalt Franz Gierschick. In den 1990ern sei es ein Aufreger gewesen, wenn auf Personen am Boden noch eingetreten worden sei. "Ich würde mir diese Zustände heute 'zurückwünschen'", sagt er. Heute gingen Jugendliche und Heranwachsende mit Messern und zum Teil Macheten aufeinander los – eine Steigerung in der Qualität der Angriffe, die auffalle in den letzten Jahren.

Auffällig ist auch, dass die Täterinnen und Täter immer jünger würden. Bei tatverdächtigen Kindern unter 14 Jahren stieg die Zahl für 2022 laut Sicherheitsbericht des Polizeipräsidiums München um fast 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch im Bereich "Kinderpornografie" fällt eine Zahl auf: Unter allen Tatverdächtigen, sowohl Erwachsenen als auch Jugendlichen, die kinderpornografisches Material besitzen oder verbreiten, sei fast die Hälfte unter 21 Jahre alt – zehn Prozent davon seien sogar jünger als 14 Jahre alt.

Kinderpornos im Klassenchat

Solches Material werde häufig per Handy in Klassenchats geteilt, sagt die für Kinder- und Jugendpornografie zuständige Münchner Staatsanwältin Martina Mayer: "Es wird geteilt, es wird gelikt. Die große Masse der Jugendlichen macht es aus Neugier, aus Gleichgültigkeit. Reflexartig wird einfach alles geteilt und verbreitet, wie sie es auch mit anderen Bildern machen. Manche finden es lustig."

Bayerns Justizminister Georg Eisenreich spricht von einer "unschönen Entwicklung". Er verweist auf die Kampagne "Mach dein Handy nicht zur Waffe", die zusammen mit dem Kultusministerium entwickelt worden sei: "Unser Ziel ist es, dass die Jugendlichen merken, Ärger mit der Staatsanwaltschaft ist teilweise nur ein, zwei Klicks entfernt."

Bund soll Jugendarrest verlängern

Eisenreich fordert als Reaktion auf die zunehmend gewalttätigen Straftaten von Kindern und Jugendlichen eine Verlängerung des Jugendarrests durch den Bund. Bislang ist der für maximal einen Monat möglich, Eisenreich möchte ihn auf bis zu drei Monate ausweiten. Bayern werde diesen Vorschlag in die Justizministerkonferenz einbringen.

Um die Jugendlichen nicht nur zu bestrafen, sondern sie frühzeitig wieder auf einen friedlichen Weg zu lenken, gibt es laut Eisenreich in München und ganz Bayern immer mehr präventive und erzieherische Maßnahmen und Projekte.

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