Es ist frühmorgens im Juli, als der Vater von der Arbeit nach Hause fährt. "Es ist in einer Kurve passiert, wahrscheinlich Sekundenschlaf", sagt Günter Baumgartner, Bürgermeister der Gemeinde Bayerbach im Landkreis Rottal-Inn. Seit drei Jahren lebt die Familie hier, die Mutter arbeitet im Ort als Verkäuferin. An dem Juli-Tag verunglückt ihr Mann tödlich - und sie muss seitdem die drei Kinder allein versorgen. Das Jüngste ist noch im Kindergarten, das Älteste bereits in der Pubertät.
"Das lässt mich als Familienvater natürlich nicht kalt"
Der Tod des dreifachen Familienvaters bewegt bis heute viele im Ort; zum Beispiel Martin Zue, Vorstand vom Sportverein. Er kannte die Familie zuvor nur flüchtig, jetzt aber will er helfen: "Wenn man das mitbekommt, dass andere Kinder freiwillig ihr Spielzeug hergeben, weil die Familie finanziell nicht ganz so gut aufgestellt ist - das lässt mich als Familienvater natürlich nicht kalt."
Seine Idee: Die Hilfsbereitschaft der Bayerbacher bündeln und Geld sammeln, am besten zu eine Art Fonds. Aus dem soll die Familie immer wieder Hilfe bekommen, etwa falls mal eine Klassenfahrt ansteht oder das Auto kaputt geht. Martin Zue hat sich deshalb mit anderen Vereinen und dem Bürgermeister zusammen getan. Daraus ist eine ungewöhnliche Aktion entstanden: "Bayerbach hoid zam" (https://www.badbirnbach.de/bayerbach/holzinger) - eine Verlosungsaktion zugunsten der Familie.
Lose für den guten Zweck
"Jeder Verein hat Kontakte zu Firmen und wir sind dann auf die Reise gegangen und haben Preise gesammelt", sagt Bürgermeister Günter Baumgartner. Dabei sei "enorm viel" zusammen gekommen: fast 40 Preise im Wert von mehr als 4.000 Euro, schätzt er. Insgesamt 5.000 Lose verkauft die Gemeinde seit etwa zwei Wochen über verschiedene Stellen im Ort. Etwa im Supermarkt, beim Metzger oder aber auch im Kosmetikstudio. Anfänglich hatten die Initiatoren Angst, dass die Aktion nicht laufen könnte. "Aber wir wurden praktisch überrannt", erzählt Günter Baumgartner begeistert.
Enorme Hilfsbereitschaft im Ort
Die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger und auch weit über die Gemeindegrenzen hinaus sei immens. "Wir haben jetzt schon 4.000 Lose verkauft." Insgesamt sollen so in den nächsten Wochen knapp 10.000 Euro zusammenkommen. Aber: das Geld sei auch nicht alles, so die Initiatoren: "Nach so einem tragischen Unfall ist es auch, glaub ich, extrem wichtig, dass die Familie weiß: da ist jemand. Wir sind nicht allein." Sollte es ein Problem geben, so stünden viele in Bayerbach jederzeit bereit. Die Mutter der drei Kinder weiß das. Sie zeigte sich auf BR-Anfrage überwältigt von der Hilfsbereitschaft im Ort: "Das ist einfach Wahnsinn - es werden einem die Existenzsorgen genommen." Sie könne nur eines sagen: Danke.
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