Schweinehälften hängen im Kühlraum eines Zerlegebetriebs.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Christian Charisius

Der Bamberger Schlachthof wird geschlossen. (Symbolbild)

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Bamberger Schlachthof vor dem Aus: Schließung schon im März?

In den vergangenen Monaten wurde zum Teil heftig über die Zukunft des Schlachthofs in Bamberg diskutiert. Jetzt könnte das mögliche Aus des Betriebs früher kommen als geplant. Das liegt an den Großkunden und fehlenden Schlachtungen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Nächstes Kapitel in der Diskussion um die Zukunft des Bamberger Schlachthofs: Dessen Aufsichtsrat hat am späten Freitagnachmittag entschieden, die Abstimmung über die Zukunft des Betriebes vorzuziehen. Das teilte die Stadt Bamberg in einer Pressemitteilung mit. Demnach soll der Stadtrat bereits am 20. März darüber entscheiden, ob der Schlachtbetrieb endgültig eingestellt wird.

Schlachthof Bamberg fehlen 350 Rinderschlachtungen pro Woche

Ursprünglich war eine Abstimmung im Juni vorgesehen. Grund für eine schnelle Entscheidung sei die Entwicklung der wirtschaftlichen Situation des städtischen Betriebes. Unmittelbar nach der Aufsichtsratssitzung seien die Mitarbeiter über die neuen Pläne der Stadt informiert worden. Seit Jahreswechsel habe sich bundesweit die Marktlage verschlechtert.

Die Schlachtzahlen seien derzeit nicht mehr kalkulierbar, so die Stadt. Auch seien Großkunden nicht bereit, höhere Preise zu bezahlen. Zudem fehlten dem Schlachthof für einen wirtschaftlichen Betrieb rund 350 Rinderschlachtungen pro Woche. Der Betrieb in Bamberg verzeichne dadurch ein wöchentliches Erlösdefizit von 40.000 Euro.

Die fehlende Liquidität der Gesellschaft müsste durch regelmäßige und hohe Zuschüsse der Stadt ausgeglichen werden. Die Situation in der Branche ist zudem so unsicher geworden, dass "mittelfristig auch keine optimistische Prognose zur Wirtschaftlichkeit des Betriebs abgegeben werden kann", erklärt Schlachthof-Geschäftsführer Julian Müller.

Oberbürgermeister Starke: "...oder man zieht die Reißleine"

Wenn der Stadtrat am 20. März tagt, gibt es folgende zwei Optionen, wie Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) im BR-Interview erklärt: "Entweder sagt der Stadtrat: Wir tragen diese Verluste mit, weil es zur Daseinsvorsorge gehört. Oder man zieht die Reißleine, weil sich das aus wirtschaftlichen Gründen einfach nicht mehr verantworten lässt." Der Oberbürgermeister wolle den Schlachthof jedoch "nicht um jeden Preis retten" und gehe auch nicht davon aus, dass es im Stadtrat dafür eine Mehrheit geben werde, so ein Stadtsprecher auf BR-Anfrage. Sicher ist laut Starke nur, dass bei dem Termin Mitte März eine endgültige Entscheidung getroffen wird: "Die ist dann hopp oder top."

Betrieb existiert seit 120 Jahren – 5.000 Mastbetriebe und Erzeuger

Der Bamberger Schlachthof arbeitet mit rund 5.000 Mastbetrieben und Erzeugern zusammen. Derzeit sind rund 165 Menschen im oder für den Schlachthof tätig. Der städtische Betrieb existiert seit mehr als 120 Jahren und steckt seit längerem in der Krise, nachdem Investitionen in Millionenhöhe (4,1 Millionen Euro) nötig sind, um einen Weiterbetrieb sicherstellen zu können. Auch Arbeitsausfälle während der Corona-Pandemie und verschärfte Arbeitsschutzvorschriften brachten das Unternehmen in eine finanzielle Schieflage.

Mitte 2024 sollte nach Angaben der Stadt erst entschieden werden, ob sich ein Weiterbetrieb lohne oder andere Pläne für die Gebäude und das Areal umgesetzt werden sollen. Ein Vorschlag für das 5,5 Hektar große Gebiet sieht ein neues Wohnquartier vor. In jüngster Zeit wurde auch über einen sogenannten Food-Campus mit verschiedenen Start-ups diskutiert, die neue Lebensmittel entwickeln, produzieren und vermarkten sollen. Damit würden auch attraktive Perspektiven für die regionale Landwirtschaft und die Gärtnerstadt Bamberg geschaffen werden.

Aiwanger hatte Förderung für Schlachtbetrieb angekündigt

Gegen die Schließung des städtischen Betriebes hat sich Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) ausgesprochen. Er hatte eine millionenschwere Förderung in Aussicht gestellt. Doch die Verhandlungen mit den Ministerien hätten nicht das gewünschte Ergebnis gebracht, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Auch eine Beteiligung des Landkreises Bamberg am Schlachthof sei ungewiss.

Gegen das Aus des Bamberger Schlachtbetriebes sind vor allem der Bauernverband und ansässige Metzger. Das Schlachtvieh müsse dann im ungünstigsten Fall zu Großschlachthöfen bis nach Ingolstadt, Crailsheim (Baden-Württemberg), Altenburg (Thüringen) oder Weißenfels (Sachsen-Anhalt) transportiert werden, hieß es vom Verband.

Grünes Bamberg: "Schlachthof ist ein Millionengrab"

Die Bamberger Grünen hingegen begrüßen das sich abzuzeichnende Aus des Schlachtbetriebes in Bamberg. Sie möchten auf dem Areal ein neues Wohngebiet ansiedeln, stehen aber auch einem Food-Campus offen gegenüber, heißt es in einer Pressemitteilung. "Der Schlachthof ist ein Millionengrab geworden und wir dürfen nun keine Zeit verlieren, den Übergang zu organisieren. Wir wollen dabei insbesondere auch wissen, dass für die Belegschaft gut gesorgt wird."