Der Donau-Rieser Landrat Stefan Rößle bei einer Schuleröffnung
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Der Donau-Rieser Landrat Stefan Rößle bei einer Schuleröffnung

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Aus Spenden: Vier Schulen für afrikanische Länder zum Geburtstag

Der Erlös aus dem Verkauf eines Porsches war der Grundstock für den Bau einer ersten Schule für Afrika. 1.000 sollen es werden, so das Ziel des Donau-Rieser Landrats Stefan Rößle und anderen Unterstützern. Er spendet jetzt sein "Geburtstagsgeld".

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Statt Geschenken zum 60. Geburtstag hat der Donau-Rieser Landrat Stefan Rößle (CSU) um Spenden gebeten. Spenden für sein Herzensprojekt: den Bau von Schulen in Afrika. Inzwischen handelt es sich dabei um ein bundesweites Projekt. 1.000 Schulen für unsere Welt heißt es, Schirmherrin ist Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze. Auch der Deutsche Landkreistag, der Deutsche Städtetag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund unterstützen die Initiative.

Insgesamt sind durch diese Initiative innerhalb von sechs Jahren bereits über zehn Millionen Euro in den Schulbau in sogenannten Entwicklungsländern geflossen. Angefangen hat alles aber im Landkreis Donau-Ries, und die Finanzen für rund 70 der bisher 250 gebauten Schulen in Entwicklungsländern stammen auch aus dem Landkreis.

Porsche für ersten Schulbau in Namibia verkauft

2016 war es, da hat der Donau-Rieser Landrat seinen Porsche verkauft, und für das Geld in Zusammenarbeit mit Reiner Meutsch von "Fly and Help" im Jahr 2017 "seine" erste Schule in Afrika, nämlich in Namibia, gebaut.

Auf einem Vortrag hatte er Meutsch kennengelernt. Er war begeistert von dessen Engagement und wollte sich hier auch einbringen. Das Ziel war, bis 2020 zehn Schulen auf dem afrikanischen Kontinent zu bauen, um Perspektiven für die Menschen vor Ort zu schaffen. Dass daraus so eine große Initiative werden würde, hatte Rößle damals noch nicht zu hoffen gewagt. Allerdings, sagt er, war für ihn die Zahl von 1.000 Schulen schon damals nicht ganz abwegig: In dieser Zeit baute man gerade das neue Schulzentrum in Rain am Lech. 50 Millionen Euro waren veranschlagt. Da habe er sich überlegt, dass man mit dem Geld in Afrika rechnerisch 1.000 Schulen verwirklichen könnte.

Kooperation mit Organisationen vor Ort wichtig

Dieser Gedanke beschäftigte ihn, und er fand viele Mitstreiter, auch im eigenen Landkreis Donau-Ries: Firmen, Privatleute, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Landratsamt, alle bauten sie in Kooperation mit Organisationen wie "Fly and Help", "Vier Steine für Afrika" oder Missio Schulen in Afrika. Diese Zusammenarbeit sei auch sehr wichtig, so Rößle. Die Organisationen hätten Leute in den Ländern. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Schulen an geeigneten Orten gebaut würden und dass der Betrieb der Schulen funktioniere. Man brauche dort Leute des Vertrauens, sagt er weiter, gerade in Ländern, in denen Korruption eine Rolle spiele.

Bei Schuleinweihungen: "Das ganze Dorf feiert"

Zu der Eröffnung der sechs Schulen, die er bereits gemeinsam mit seiner Familie finanziert hat, ist Stefan Rößle meist selbst hingereist. Erlebnisse, die ihn tief beeindruckten. Man erlebe immer eine "unheimliche Freude vor Ort", erzählt er. Die Schulen würden in den ärmsten Gegenden gebaut. Da sei ein öffentliches Schulgebäude etwas ganz Besonderes.

Wenn er von diesen Erlebnissen spricht, merkt man ihm die Begeisterung für das Projekt an: "Das ganze Dorf feiert. Weil das Dorf jetzt reich ist: Sie haben eine Schule, da können die Kinder hingehen, was oft auch damit verbunden ist, dass sie zumindest ein Mal am Tag sicher eine Mahlzeit bekommen. Und sie dürfen in die Schule gehen. Das bleibt vielen sonst verwehrt."

Bildrechte: Clemens Schäfer
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Stefan Rößle mit Schülerinnen und Schülern in Namibia

Projekte in Liberia, Togo, Ruanda und Madagaskar

Konkret wolle er mit den 50.000 Euro Spenden von seinem Geburtstag jetzt vier Schulen bauen, und zwar in Liberia, Togo, Ruanda und Madagaskar. In der Regel kostet der Bau einer Schule um die 50.000 Euro. Dass er für diese Summe gleich vier Schulen finanzieren könne, hänge mit unterschiedlichen Faktoren zusammen. Bei einem der Projekte stellten die Menschen vor Ort die Baumaterialien selbst her, deshalb sei der Bau günstiger, bei einem anderen Projekt lege eine Stiftung noch mal die gleiche Summe drauf, erklärt Rößle. Aktuell unterstützt der Landkreis Donau-Ries außerdem gemeinsam mit dem Schulverband Mönchsdeggingen den Bau einer Schule in Sanjan in Tansania.

Schulen für mehr Bildung auch ein "Friedensprojekt"

Ursprünglich war der Hintergedanke beim Bau der Schulen, die Chancen der Menschen vor Ort zu verbessern, um letztendlich auch Fluchtursachen zu bekämpfen. Wer gebildet ist, habe mehr Möglichkeiten, auch in seinem eigenen Land.

Heute, sagt Rößle, angesichts der vielen Kriege und Krisen auf der Welt, sehe er darin auch ein Friedensprojekt. Die Erfahrung zeige, dass viele terroristische Organisationen ihren Zulauf hauptsächlich aus der armen Bevölkerung bekämen. Männer, die nichts hätten, die keine Aussicht hätten, einen Beruf zu erlernen und Geld zu verdienen, ließen sich vom Sold, den sie erhielten, locken. Das seien nicht per se kriegsbegeisterte Kämpfer, meint Rößle, viele gingen wohl hin, weil sie überleben wollten. Wenn alle diese jungen Leute die Chance bekämen, Bildung zu erfahren und einen Beruf zu erlernen, könnte das, so hofft er, dazu beitragen, die Motivation zu senken, terroristischen Organisationen beizutreten.

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