Annika Bauer (links) und Tabea Wulms mit ihrem Hund Storm.
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Annika Bauer (links) und Tabea Wulms mit ihrem Hund Storm.

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Artenschutz: DB setzt Spürhunde für Baustellen ein

Große Bauprojekte sind auch für den Artenschutz eine Herausforderung. Ob auf künftigen Bauflächen seltene Tiere leben, ist oft schwer herauszufinden. Beim Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München setzt die Deutsche Bahn nun Artenspürhunde ein.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Insgesamt sechs Artenspürhunde suchen im Auftrag der DB Netz AG nach seltenen Tieren wie Amphibien und Fledermäusen. Eingesetzt werden die Spürhunde immer dann, wenn es schwierig wird, eine Tierart aufzuspüren, erklärt Michael Schmitt, Leiter des Kompetenzzentrums Artenkartierung bei der DB Netz AG. Er hat selbst schon mal nach Eidechsen gesucht. Dabei musste er teils stundenlang warten, um Eidechsen entdecken zu können. Doch ein Hund sei da schneller: "Genau da kann uns der Hund natürlich schnell Abhilfe leisten. Der Hund riecht an dieser Eidechsenburg und sagt uns direkt - die ist besetzt oder nicht."

Die Suche nach dem "Kong"

Einer der sechs derzeit von der Bahn in München eingesetzten Artenspürhunde ist der Springer-Spaniel Monti. Er unterstützt die Arbeit der Artenkartiererin Alexandra Hörand. Normalerweise spürt er Reptilien und Fledermäuse auf. Doch heute ist Training angesagt. Er soll auf einer großen Brachfläche direkt neben den Schienen unweit des Münchner Hauptbahnhofs ein kleines Plastikteil finden, einen sogenannten Kong.

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Alexandra Hörand mit Hund Monte.

Zwei Jahre Ausbildung für die Hunde

Bis die Hunde zeigen dürfen, was ihre Spürnasen drauf haben, müssen sie eine zweijährige Ausbildung durchlaufen. Neben Monti und seinen Kollegen stecken sieben weitere Welpen und Junghunde in der Ausbildung. Zuerst wird ihr Geruchssinn mit einer sogenannten Scent Box trainiert, einem Metallkasten mit sieben Löchern, aus denen zum Beispiel der Geruch der Zauneidechse strömt, wie Artenkartiererin Annika Bauer erklärt.

Der Hund sucht an der Scent Box sieben Löcher ab und sobald er den richtigen Geruch gefunden hat, hält er seine Nase rein, wartet auf den Piep und dann bekommt er seine Belohnung. Wie Arbeit fühle sich das für die Tiere nicht an, meint Tabea Wulms, eher "wie Konsole spielen", meint sie.

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Artenspürhund Storm beim Schnuppern an der Scent Box.

Einsatz auch am Brenner-Nordzulauf

Wird eine seltene Tierart auf einer Baufläche nachgewiesen, muss der Bauträger, in diesem Fall die Bahn, die Tiere umsiedeln oder in der Nähe Ausgleichsflächen schaffen. Neben der S-Bahn-Stammstrecke kommen die Artenspürhunde der DB Netz auch beim Bau des Brenner-Nordzulaufs zum Einsatz.

Umsiedlung für 20 Eidechsen

Die aufgespürten Eidechsen, die zwischen Laim und Donnersberger Brücke vorher ihren Lebensraum hatten, wurden übrigens "größtenteils vergrämt", heißt es vonseiten der Bahn. Die Vergrämung finde in der Aktivitätszeit der Eidechsen und vor der Eiablagezeit statt. Dabei wurden "die Flächen gemäht und Deckungsstrukturen entfernt", um den Lebensraum für die Zauneidechsen zu entwerten. Die sollen sich so von den Bauflächen fernhalten: "Nach der Vergrämung werden Reptilienzäune aufgestellt, um ein Wiedereinwandern der vergrämten Tiere in das Baufeld zu verhindern", so der Plan der Bahn. Dieses Konzept sei mit der Naturschutzbehörde abgestimmt.

  • Zum Artikel: "Artenschutz: Was Deutschland jetzt tun muss"

Zusätzlich wurden Tiere in manchen Bereichen mit Angeln oder per Hand abgefangen – insgesamt 20 Eidechsen in den Jahren 2017 bis 2021 zwischen den Haltepunkten Laim und Donnersberger Brücke. Die wurden dann auf Ersatzflächen umgesiedelt und in Absprache mit der Naturschutzbehörde in sichere Bereiche entlassen, so die Bahn.

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