Eine Kuhweide im Chiemgau.
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Kühe auf einer Weide im Chiemgau

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Hubert Weiger: Vegane Ernährung schadet Klima- und Artenschutz

Esst Fleisch und trinkt Milch, fordert der Ehrenvorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern. Denn nur Rinder könnten Gras fressen, ohne sie gäbe es in Bayern keine Weiden und das wäre schlecht fürs Klima. Veganismus als Leitbild sei ein Irrweg.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Professor Hubert Weiger ist das, was Jugendliche als alten weißen Mann bezeichnen würden: 77 Jahre alt, weißes Haar, gerne Träger von Trachtenjankern und - bekennender Fleischesser. Jahrzehntelang war er Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern und in Deutschland, jetzt ist er Ehrenvorsitzender des Umweltverbands und erhebt weiterhin seine Stimme, wenn es seiner Meinung nach um Fehlentwicklungen geht. So wie bei der Diskussion um Nutztierhaltung und vegane Ernährung.

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Hubert Weiger

Sind Kühe Klimakiller?

Weil Kühe Methan rülpsen werden sie oft als Klimakiller bezeichnet. In einem Interview mit BR24 widerspricht Hubert Weiger dieser Annahme vehement: "Wenn Wiederkäuer, also nicht nur Rinder, sondern auch Schafe und Ziegen, auf der Weide stehen und Gras fressen, sind sie keine Klimakiller, im Gegenteil, sie schützen das Klima."

Kritisch sieht der Naturschützer allerdings, wenn Kühe in großen Ställen stehen und statt mit Gras mit Mais, Getreide und Soja gefüttert werden.

Wiesen sind Kohlenstoff-Speicher

Wiederkäuer können im Gegensatz zu anderen Tieren und zum Menschen Gras fressen und sozusagen in Lebensmittel umwandeln: in Milch und Fleisch. Für Menschen ist Gras unverdaulich. Nur mit Rindern werde Grasland für Menschen nutzbar gemacht und erhalten - und in Grasland werde genauso viel Kohlenstoff gespeichert wie in Wäldern, sagt Weiger: "Grünland ist durch die Wurzelmasse im Boden ein lebender Humuskörper und Kohlenstoff-Speicher, und gleichzeitig sind Wiesen und Weiden die artenreichsten Lebensräume, die wir haben."

Auf der Erde ist nur rund ein Drittel der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche für Ackerbau geeignet, der Rest sind Wiesen und Weiden.

Weiger: "Wir brauchen Nutztiere"

Deshalb lehnt Hubert Weiger vegane Ernährung ab. Vor kurzem hatte die Jugendorganisation des Bund Naturschutz gefordert, auf BUND-Veranstaltungen nur noch vegane Gerichte zu servieren. Die Antwort Weigers darauf ist:

"Veganismus als Leitbild ist ein zentraler Angriff auf bäuerliche Strukturen." Hubert Weiger

Denn es gehe nicht nur um Arten- und Klimaschutz, sondern auch um den Erhalt bäuerlicher Landwirtschaft. Durch die Tierhaltung würden die Bauern die Landschaft erhalten und pflegen, und ohne Tierhaltung würden auch viele alte Nutztierrassen aussterben: "Es wäre ein kultureller Verlust für unsere Landschaft, wenn es keine Nutztiere mehr gäbe."

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Lebensraum Wiesen und Weiden

Kombihaltung im Kuhstall soll weiterhin erlaubt sein

In Bayern, vor allem im Voralpenland, gibt es allerdings noch viele Milchbauern, die ihre Tiere zwar im Sommer auf der Weide haben, im Winter aber angebunden im Stall. Diese sogenannte Kombihaltung soll im Gegensatz zur ganzjährigen Anbindehaltung weiterhin erlaubt sein. Tierschützer kritisieren das.

Weiger befürwortet die Kombihaltung, denn damit erhalte man kleine Betriebe, die keine Möglichkeiten hätten, in neue Ställe oder Umbauten zu investieren: "Entscheidend ist ja, dass die Tiere überhaupt eine Möglichkeit haben, im Sommer auf die Weide zu gehen. Denn 70 Prozent unserer Kühe in Bayern haben diese Möglichkeit nicht."

Disclaimer: In einer früheren Version dieses Artikels wurde die Aussage "Esst Fleisch" als direktes Zitat des Ehrenvorsitzenden des Bund Naturschutz, Hubert Weiger, dargestellt. Dies war nicht korrekt. Herr Weiger hat dies nicht wörtlich gesagt.

Dieser Artikel ist erstmals am 4. Juni 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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