Apotheke (Symbolbild)
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Medikamente lagern in einer Schublade in einer Apotheke (Symbolbild)

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Apothekerverband: Viele Arzneimittel schon nicht mehr lieferbar

Für den nahenden Herbst wird erneut eine Grippewelle erwartet. Bereits jetzt decken sich manche mit Medikamenten ein. Der Bayerische Apothekerverband warnt vor einer möglichen Knappheit - auch Gesundheitsminister Holetschek befürchtet Lieferengpässe.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) befürchtet, dass es in den kommenden Wochen und Monaten bei bestimmten Medikamenten wieder zu Lieferproblemen kommen könnte. Trotz der Maßnahmen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) werde es weiter eng bleiben, so Holetschek im Interview mit BR24. Auch der Bayerische Apothekerverband befürchtet eine Knappheit.

Apothekerverband rechnet erneut mit Knappheit bei Antibiotika

"Wir können davon ausgehen, wenn das Erkrankungsgeschehen ähnlich wie letztes Jahr verlaufen sollte, wir mit Sicherheit wieder Probleme gerade im Bereich der Antibiotika und Kinderarzneimittel haben werden", sagte das Vorstandsmitglied des Apothekerverbands, Peter Sandmann, zu Bayern 2. Schon jetzt seien "viele Arzneimittel nicht mehr lieferbar".

Er bezweifle, dass der Einkauf im Ausland langfristig helfe. Kurzfristig könne es eine Lösung sein – "vielleicht für ein, zwei Wochen. Tragfähig ist das System so natürlich nicht", stellte Sandmann klar. Langfristig müsse sich Deutschland von Märkten wie China und Indien unabhängig machen.

Sandmann: Eigenproduktion gut – aber nicht ausreichend

Sandmann, der selbst in München eine Apotheke hat, begrüßte, dass Apotheker wirkungsähnliche Medikamente wieder selbst herstellen können: "Das hilft in Teilen. Ich denke aber nicht, dass es alles in allem ausreichen wird, den Markt mit Antibiotika zu decken."

Der Bundesverband der Pharmagroßhändler hatte vor kurzem gewarnt, dass die Bestände vieler Medikamente, die im Herbst und Winter verstärkt nachgefragt würden, nicht einmal zwei Wochen reichten.

Pharmaindustrie müsse sich in Deutschland "wieder lohnen"

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek fordert, die Bürokratie zurückzudrängen und Apothekern mehr Möglichkeiten zur Produktion von bestimmten Arzneien zu geben. Außerdem müsse Deutschland bei der Industrie verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Die Produktion hierzulande müsse sich für die Pharmaunternehmen wieder lohnen.

Hamsterkäufe gibt es "immer wieder"

Sowohl Bundesgesundheitsminister Lauterbach als auch Vertreter der Kinder- und der Allgemeinärzte betonen immer wieder, dass auch die Verbraucher in der Pflicht seien: Es mache keinen Sinn, Medikamente zu horten. Bei Fiebersäften zum Beispiel reiche eine Tagesdosis als Vorrat.

Zur Frage, ob er als Apotheker Hamsterkäufe bereits beobachten könne, sagte Sandmann: "Es gibt immer wieder, gerade aus dem Bereich der Privatversicherten, die Anmutung, dass doch mehr auf dem Rezept steht als akut gebraucht wird. Wir machen das dann so, dass wir mit den Eltern meistens reden und sagen, dass wir was gerne haben, wenn das Kind krank wird, aber so vorab nicht."

Lauterbach will Produktion hochfahren

Bundesgesundheitsminister Lauterbach hatte heute Pläne präsentiert, wie er dem drohenden Mangel begegnen wolle. So soll zum Beispiel die Produktion von wichtigen Kinderarzneimitteln in Deutschland hochgefahren werden. Sollte es dennoch Lieferprobleme geben, können zusätzliche Medikamente importiert werden. Zudem sollen die Befugnisse von Apothekern erweitert werden.

Im Video: Interview mit Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek

Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) im BR24-Interview.
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Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) im BR24-Interview.

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