Grenzkontrolle Kiefersfelden: Um ihr zu entkommen, lieferte sich der angeklagte Schleuser eine 40 Kilometer lange Verfolgungsfahrt.
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Grenzkontrolle Kiefersfelden: Um ihr zu entkommen, lieferte sich der angeklagte Schleuser eine 40 Kilometer lange Verfolgungsfahrt.

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Anklage gegen mutmaßlichen Drahtzieher einer Schleuserbande

Als er vor einem Jahr bei Aschau gefasst wurde, hatte sich ein 33-jähriger Aserbaidschaner eine 40 Kilometer lange Verfolgungsjagd mit der Polizei ab der Grenze Kiefersfelden geliefert. Laut Ermittler ist er der Organisator zahlreicher Schleusungen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Gegen den mutmaßlichen Drahtzieher zahlreicher Gruppenschleusungen von Flüchtenden ist Anklage erhoben worden. Das hat die Staatsanwaltschaft Traunstein mitgeteilt. Der 33-jährige Beschuldigte soll für mehr als 20 Schleusungsfahrten mit insgesamt über 400 Menschen verantwortlich sein.

Zwei der Geschleusten ungesichert im Kofferraum

Festgenommen wurde der aserbaidschanische Staatsangehörige vor rund einem Jahr von der Rosenheimer Bundespolizei. Damals wollte sich der Mann seiner Festnahme entziehen - es folgte eine 40 Kilometer lange Verfolgungsfahrt vom Grenzübergang bei Kiefersfelden bis nach Aschau im Chiemgau. Im Auto befanden sich sechs Mitfahrer, zwei davon ungesichert im Kofferraum. Bei seiner Festnahme biss der 33-jährige einem Bundespolizeibeamten in die Hand, später drohte er einzelnen Beamten auf der Dienststelle damit, sie zu töten.

Während sich der Mann die vergangenen Monate in Untersuchungshaft befand, ermittelte die Staatsanwaltschaft Traunstein mit ihrer Spezialabteilung und zusammen mit der Bundespolizei Rosenheim die Hintergründe und Strukturen der Schleusungen. Die Ermittler verfolgten Spuren bis nach Ungarn, Polen, in die Tschechische Republik sowie in die Slowakei.

Mutmaßlicher Hauptorganisator

Dabei stellte sich laut Anklage heraus: Der Mann soll ein mutmaßlicher Hauptorganisator einer Bande gewesen sein, die in größerem Umfang vor allem Menschen aus der Türkei nach Deutschland schleuste. Demnach soll er in zahlreichen Fällen deren Anreise organisiert und dafür etwa Bus- und Zugfahrkarten besorgt sowie die Unterbringung an Etappenzielen geregelt haben. Zudem soll er - wie am Tag seiner Festnahme - selbst Menschen illegal über die Grenze gebracht haben.

Neben der Anklage sollen dem 33-Jährigen 160.000 Euro als Wertersatz für die bezahlten Schleuserfahrten eingezogen und sein Auto einbehalten werden. Die Ermittlungen zu den übrigen Mitgliedern der Schleuserbande würden genauso weiterlaufen wie die gesamten Bemühungen, kriminelle Schleuserorganisationen zu zerschlagen, so die Staatsanwaltschaft Traunstein und die Bundespolizei Rosenheim in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Einsatzkräfte bedroht

Der Beschuldigte ist nun insbesondere wegen banden- und gewerbsmäßigem Einschleusen von Ausländern angeklagt. Hinzu kommen Vorwürfe wie ein illegales Kraftfahrzeugrennen sowie Widerstand gegen die Staatsgewalt, weil er sich mit sechs Geschleusten im Auto bei Kiefersfelden ab der deutsch-österreichischen Grenze eine Verfolgungsjagd mit der Polizei lieferte und anschließend Einsatzkräfte bedrohte. Die Anklage wurde am Landgericht Traunstein erhoben. Die Richter müssen nun über deren Zulassung und die Eröffnung einer Hauptverhandlung entscheiden.

Mit Information von KNA

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