Arbeiter mit Hochspannungsmasten
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Die Hochspannungsleitung P44 nach Franken schien begraben - jetzt soll sie in veränderter Form doch kommen.

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Aiwanger verkündet überraschend weitere Stromtrasse nach Franken

Es wird immer klarer, wie der Endausbau des Stromnetzes in Bayern 2045 aussehen wird, wenn Deutschland klimaneutral sein muss. Nun weiß man auch: Eine Stromleitung, die Wirtschaftsminister Aiwanger einst wegverhandelt haben wollte, kommt jetzt doch.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Das schwer umstrittene Stromleitungsprojekt mit Namen P44 von Thüringen nach Franken ist wieder da. Wenn auch mit neuem Namen – es heißt jetzt "P540". Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger (FW) hatte es noch 2019 als "großen Erfolg" bezeichnet, die geplante Hochspannungstrasse "wegverhandelt" zu haben. Nun verkündete er, dass sie doch kommt, wenn auch in veränderter Form.

Staatsregierung hat sich mehr Stromtrassen gewünscht

Diese überraschende Wende könnte auf eine Intervention der bayerischen Staatsregierung zurückzuführen sein. Die großen Stromnetzbetreiber planten in ihrem ersten Entwurf für den Netzentwicklungsplan 2037/45 noch ohne die zusätzliche Leitung zwischen Thüringen und Unterfranken. Vergangenen Sommer jedoch machte Bayern in seiner Stellungnahme zu den Plänen klar, dass aus Sicht des Freistaats die geplanten Leitungen nicht ausreichten. "Der Strombedarf der bayerischen Industrie und für die Wasserstofferzeugung in Bayern wird unterschätzt. In der Konsequenz wird der Übertragungsbedarf von und nach Bayern im aktuellen Netzentwicklungsplan zu gering angesetzt", beklagte die Staatsregierung in einem Beschluss vom November.

Die neue Leitung kommt in den 2030er-Jahren

Nun hat die Bundesnetzagentur die zusätzliche Wechselstromleitung für notwendig erklärt. Solche Leitungen verlaufen in der Regel oberirdisch auf klassischen Hochspannungsmasten. Auch für abschnittsweise Erdverkabelung sind die Möglichkeiten in diesem Fall nach Ansicht von Experten begrenzt, unter anderem wegen des schwierigen Terrains in der Region. Gebaut werden soll nach 2030.

Die Trasse soll jetzt einen Umweg über Thüringen nehmen

Aiwanger stellte bei einem Pressetermin heraus, dass es gegenüber den ursprünglichen Plänen für die Stromleitung in deren neuen Version eine wesentliche Veränderung gibt: Sie soll zwar wie gehabt von Schalkau im südthüringischen Landkreis Sonneberg nach Grafenrheinfeld in Unterfranken führen. Allerdings nun nicht mehr in gerader Linie, sondern in einem Bogen nordwärts über Thüringer Gebiet. "Das hat den Vorteil, es geht weniger durch bayerisches Gebiet", betonte Aiwanger. Begründet wird die Umplanung damit, dass die Leitung auch ein Umspannwerk in Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) anschließen soll, in dessen Umfeld Windparks und größere Mengen an Photovoltaik geplant sind.

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Übersicht zum Projekt P540 (Leitungsverlauf steht noch nicht fest) - vormals P44 über Thüringen und den Lkr. Bad Kissingen nach Grafenrheinfeld.

Aiwangers Kehrtwende in Sachen Stromtrassen

In Bayern vermutlich betroffen von der neuen Hochspannungsleitung sind die Landkreise Coburg, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Schweinfurt. Die bayerische Staatsregierung und vor allem der Freie Wähler Aiwanger haben in Sachen Stromtrassen eine Kehrtwende hinter sich. Noch 2020 hatte Wirtschaftsminister Aiwanger erklärt: "Ich will keine dieser Trassen." Inzwischen achten er und die Staatsregierung vor allem darauf, dass es nicht zu wenige sind. Weil Bayern inzwischen mehr Strom verbraucht, als es selbst produzieren kann, ist es vor allem auf Windstrom aus dem Norden angewiesen.

Auch Südwestlink führt nach Unterfranken

Bestätigt hat die Bundesnetzagentur außerdem den Plan, dass auch ein Abzweig des unterirdischen Gleichstromkabels Südwestlink nach Unterfranken führen wird. Auch dies ist eine Änderung gegenüber den ursprünglichen Plänen der Netzbetreiber, sie war jedoch bereits seit einigen Monaten bekannt.

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Der Sued-West-Link von Schleswig Holstein nach Baden-Württemberg (DC 42+) mit dem neu geplanten Abzweig nach Trennfeld (Lkr. Main-Spessart).

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