Bernd Höcke bei einer Wahlkampfveranstaltung der AfD
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AfD-Wahlkampf: Höcke tritt in Bayern auf

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AfD-Wahlkampf: Höcke tritt in Bayern auf

Bei großen Teilen der Bevölkerung verhasst, von einem Teil der AfD gemocht: Björn Höcke polarisiert und rückt die AfD immer weiter nach rechts. Nun tritt er in Bayern auf, um Verbündete des radikalen AfD-Lagers im Wahlkampf zu unterstützen.

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Wer in die Tiefstollenhalle will, muss an einer Front von Gegendemonstranten vorbei. Ein Pfeifkonzert und "Nazis raus"-Rufe für jeden – inklusive Reporter – der die AfD-Veranstaltung in Peißenberg mit Björn Höcke betritt. Die Gegendemonstranten dürfen bis direkt vor die Halle. Dem Protest-Aufruf des Bündnisses "Nie wieder" aus Gewerkschaften, Parteien und der Antifa folgen rund 500 Menschen. So viele waren es in etwa auch in der Halle. Hier wird Björn Höcke wie ein Superstar gefeiert. Auch nach seiner mehr als einstündigen Rede: Standing Ovations und "Höcke! Höcke!"-Sprechchöre.

"Wer mehr Bayern und mehr Deutschland will, der wählt AfD!"

Höcke weiß, wie man die Emotionen der Massen anspricht. In seiner Rede grenzt er seine Partei klar von allem ab, was in seinen Augen Unheil über Deutschland bringt: Migranten, die EU und die etablierten Parteien. "Es geht immer weiter bergab mit Deutschland", sagt Höcke zu Beginn. Was folgt, ist eine lange Aneinanderreihung von Halbwahrheiten, Fakenews und Übertreibungen: Die Medien hätten ihren "moralischen Kompass verloren" und würden "aus der Staatskasse bezahlt", Masseneinwanderung und Gendern seien Teil eines "Plans für die Zerstörung unserer Kultur", es drohe der "Great Reset" und die "Gleichschaltung" der Menschen. Gegen all das kämpfe nur eine Partei an, so Höcke, nämlich die AfD: "Wer mehr Bayern und mehr Deutschland will, der wählt AfD!"

Höcke: Zweifel an Klimamodellen und an der Briefwahl

Auf seiner Tour durch die Politikthemen glaubt Höcke zu wissen, dass der Kanzler in die Pläne zur Sprengung der Nordstream-Pipeline involviert gewesen sei, Klimamodelle nicht auf Wissenschaft basierten, sondern rein auf Glaubensdogmen der "CO-2-Religion" und dass die Bundesregierung das Land absichtlich in den Abgrund stößt. Auch sei die Meinungsfreiheit mittlerweile im Zustand angelangt wie in der DDR. Dann streut Höcke Zweifel an der Briefwahl: Diese sei "manipulationsanfällig" und "dürfe nicht zur Normalität werden".

Verbalattacken auf Migranten und den bayerischen Ministerpräsidenten

Bei seinem Wahlkampfauftritt in Oberbayern arbeitet sich Höcke auch am bayerischen Ministerpräsidenten ab: Söder nennt er einen "Apparatschik", der "so glatt geschliffen ist wie ein Kieselstein im bayerischen Gebirgsbach". Höcke warnt vor "nicht integrierbaren Sozialmigranten", die den Steuerzahler Milliarden kosteten und Teil des "Great Resets" seien. Den Regierungsvertretern unterstellt er, sie würden Deutschland im schlechtesten Falle "sogar hassen".

AfD in Bayern: "Oppositionsführerschaft ist realistische Chance"

Der rechtsextreme AfD-Politiker aus Thüringen verweist auf die jüngsten Wahlerfolge der Partei: In Sonneberg stelle man den ersten AfD-Landrat, in Raguhn-Jeßnitz den ersten hauptamtlichen AfD-Bürgermeister. In Bayern sei die Oppositionsführerschaft eine realistische Chance, sagt Höcke und fügt hinzu: "Wenn ihr jetzt richtig Gas gebt!" Auffällig ist, dass bei seinem Besuch in Bayern keiner der beiden AfD-Spitzenkandidaten dabei ist. Martin Böhm wählte eine andere Veranstaltung, auch Katrin Ebner-Steiner kam nicht nach Peißenberg.

Höcke deutet Ambition auf Kanzlerkandidatur an

Seine Rede schließt Höcke dann mit einem Satz, der aufhorchen lässt: Die AfD werde weitergehen, so Höcke, bis eine "grundsätzliche Wende in Deutschland" eintrete, nämlich einen "patriotischen Politiker in der Staatskanzlei" und einen "patriotischen Politiker, der Deutschland wirklich im Herzen trägt, im Kanzleramt, dann sind wir am Ziel". Damit deutet Höcke einmal mehr seine Ambitionen an der AfD-Kanzlerkandidatur 2025 an. Im Endspurt des bayerischen Wahlkampfs will er seine Verbündeten aus dem radikalen Lager der AfD unterstützen. Geplant sind weitere Höcke-Auftritte am Wochenende in Kaufbeuren und in Friedberg.

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