07.06.2019, Jenner - Blick von der Bergstation auf 1.800 Meter der neuen Jennerbahn in den Nationalpark Berchtesgaden.
Bildrechte: BR/Christine Haberlander

Neue Bergstation der Jennerbahn.

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300.000 Euro für die Jennerbahn: Beschneien oder nicht?

Wofür sollen öffentliche Gelder verwendet werden? Nicht, um Skigebiete zu unterstützen, wenn es nach dem Landesbund für Vogelschutz geht. Der kritisiert, dass die Gemeinde Schönau die Jennerbahn mit 300.000 Euro unterstützt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) kritisiert, dass die Gemeinde Schönau am Königssee den Winterbetrieb mit 300.000 Euro unterstützt. "Wenn Skigebiete nur noch mit öffentlichen Geldern künstlich am Leben gehalten werden, ist das eine Absurdität inmitten der Klimakrise", so LBV-Geschäftsführer Helmut Beran.

Hintergrund: Die Gemeinde Schönau bezahlt die erwähnten 300.000 Euro, um auch diesen Winter noch die Talabfahrt zu beschneien. Die Jennerbahn selbst wollte diesen Winter eigentlich darauf verzichten, so Vorstand Thomas Hettegger. Es sei zu teuer geworden und nicht mehr rentabel.

Jennerbahn will Skibetrieb einschränken

Bei der Jennerbahn wolle man neue Wege gehen, sagt Hettegger auf Anfrage von BR24. Der Skibetrieb soll eingeschränkt werden. Stattdessen soll es mehr Angebote für Schneeschuhwanderer, Rodler oder Spaziergänger geben. Zwischen Berg- und Mittelstation soll gar nicht mehr präpariert und beschneit werden, sondern man will eher Freerider anziehen, also Ski- und Snowboardfahrer im freien Gelände.

Denn Skialpinisten seien für die wenigen Menschen, die die Talabfahrt am Jenner wirklich nutzen, zu teuer. 70 Prozent der Gäste seien tatsächlich Fußgänger, so Hettegger. Die Gäste bevorzugen einen kleinen Panoramaweg und dann Kaffee und Kuchen in der Sonne, so der Vorstand der Jennerbahn. Die Pisten am Jenner seien außerdem steil und schmal und zögen den klassischen Skiurlauber nicht an. Bei Skitourengehern sei das Gebiet in letzter Zeit hingegen immer beliebter geworden. "Wir müssen uns verändern, das ist der Anfang", so Hettegger.

Kommune will für Winterurlauber attraktiv bleiben

Die Kommune will eine beschneite Talabfahrt diesen Winter aber noch ermöglichen. Bei dieser Entscheidung gehe es allerdings nicht nur darum, die Talabfahrt zu halten, betont Andreas Huber von der Verwaltung im Rathaus in Schönau. Schönau will damit vielmehr einen kompletten Imageverlust vermeiden.

Nach der Zerstörung der Rodelbahn am Königssee seien bereits viele Wintertouristen weggeblieben. Um als Winter-Urlaubsgebiet attraktiv zu wirken, sei es deshalb momentan noch wichtig, einen Skiberg im Angebot zu haben - egal, ob die Leute dann wirklich Ski fahren oder nicht.

Beschneiung aktuell nur für ein Jahr

Das Ziel sei auf jeden Fall, den Wintertourismus in andere Bahnen zu lenken, sagt Huber. Es brauche aber Zeit, um darauf reagieren zu können: Beispielsweise um abzuklären, wer in Zukunft Schneeschuhwanderungen anbieten könnte, welche Strecke sich eignen würde und wo es naturschutzrechtlich erlaubt ist. Bezahlt werde die Beschneiung aktuell nur für ein Jahr. "Wir werden nicht langfristig jedes Jahr 300.000 Euro zahlen, das ist klar", so Huber. Nächstes Jahr wolle man dann neu entscheiden.

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