Schon am frühen Morgen ist Seehausen bei Murnau herausgeputzt. Die Straße zur Anlegestelle ist mit frischem Grün belegt. Die Häuser sind mit liturgischen Bannern geschmückt und einige Hausaltäre mit Blumen und Ornamenten für die Prozession vorbereitet. Nach dem Gottesdienst zieht die Gemeinde singend und betend durch den Ort, um am Anlegeplatz die wartenden Boote zu besteigen.
Hostie nicht nur auf die Straße, sondern auch über den See tragen
Über die kleine Insel St. Jakob fahren zwei Dutzend Ruderboote und eine große Zahl an Freizeitbooten mit dem Altarboot hinüber zur Insel Wörth. Dort, auf der größten Insel im Staffelsee, pilgern die Gläubigen hinauf zur Kapelle St. Simpert. "Traumhaft und erhebend für die Seele und das Herz", nennt Thomas Renftle, Pfarrer von Seehausen, den heutigen Tag. "Heute kann mit allen Sinnen geglaubt werden", sagt er dem BR. Glaube sei etwas Schönes, und deswegen dürfe man ihn auch überall sehen, so Renftle.
Lange Tradition der Seeprozession am Staffelsee
Die Staffelsee-Prozession mit Booten gibt es seit 1935. Mit einigen Ausnahmen – zum Beispiel während des Zweiten Weltkriegs, bei drohendem Gewitter oder wegen Corona – fand sie immer am Fronleichnamstag statt. Im Kirchenkalender kommt Fronleichnam neun Wochen nach dem Gründonnerstag und lädt die Gläubigen ein, die Symbolik des Abendmahls mit einem farbenfrohen Fest aus den Kirchen hinaus auf die Straßen der Gemeinden – und hier am Staffelsee auch auf die Inseln - zu tragen. Dabei werden Gebete gesprochen und Kirchenlieder gesungen.
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Auf der Insel Wörth stand seit dem neunten Jahrhundert vermutlich ein Filialkloster des Klosters Benediktbeuern. Das älteste bekannte Gedicht in deutscher Sprache – das Wessobrunner Gebet – soll dort entstanden sein.
In Oberbayern wurde die Fronleichnamsprozession erstmals 1286 in Benediktbeuern begangen. Eine weitere Seeprozession findet am Donnerstag in Utting am Ammersee statt.
Straßenprozession an Fronleichnam in Nürnberg
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