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Steviapflanze Stevia: Natürlicher Zucker aus dem eigenen Garten

Die Blätter der Steviapflanze sind süßer als Zucker, enthalten jedoch keine Kalorien. Und das Beste: Die Pflanze wächst im Garten oder auf der Fensterbank. Wie Sie Stevia pflegen und wie Sie deren Blätter verwenden können.

Stand: 26.08.2020 12:46 Uhr

Pflanze stevia | Bild: mauritius-images

Die Pflanze Stevia rebaudiana stammt ursprünglich aus Südamerika. Die Blätter der Pflanze enthalten süß schmeckende Pflanzenstoffe, sogenannte Steviolglycoside. Deshalb wird die Pflanze traditionell als Süßungsmittel für Tee benutzt. Mit der spanischen Kolonisierung kam Stevia im 16. Jahrhundert nach Europa. Doch erst in den vergangenen Jahren wurde die Pflanze als Zuckerersatz immer beliebter. Ihr Vorteil: Die Blätter sind süßer als Zucker, aber enthalten keine Kalorien.

Stevia Pflanze im Garten

Stevia ist ein buschig wachsendes Kraut, das der Pfefferminze auf den ersten Blick sehr ähnlich sieht. Die Pflanze wird rund 60 cm groß und ist ein Flachwurzler. Der Trieb verholzt mit zunehmendem Alter. Stevia rebaudiana gehört zur Gruppe der Korbblütler und blüht cremefarben. Eine Pflanze kann bis zu 150 Einzelblüten haben, die sich entweder durch Wind selbst bestäuben oder durch Insekten bestäubt werden.

Stevia wächst am besten im Topf. Egal, ob auf der Terrasse, dem Balkon oder auf der Fensterbank, Hauptsache, die Temperaturen fallen nicht unter 18°C. Wählen Sie ein großräumiges und eher breites als tiefes Gefäß, damit sich die Wurzeln gut ausbreiten können, rät BAYERN 1 Pflanzenexpertin Karin Greiner.

"Pflanzerde mit Sand im Verhältnis 3:1 vermengen und auflockern. Achten Sie bei Stevia auf eine gute Drainage. Das Gefäß sollte Wasserabzugslöcher haben. Streuen Sie unten eine Schicht Tonscherben, Kies oder Hydrokultursubstrat ein"

BAYERN 1 Pflanzenexpertin Karin Greiner

Stevia braucht einen sonnigen bis halbschattigen Standort. Optimal ist ein geschützter Platz, zum Beispiel an einer Hauswand. Im Sommer sollten Sie darauf achten, dass die Pflanzen genügend Wasser bekommt, denn sie ist durch die flachen Wurzeln etwas trockenheitsempfindlich.

Die Blätter der Pflanze kann man trocknen, mahlen und so zum Würzen und Süßen verwenden.

Auch, wenn Stevia nicht winterhart ist und einjährig gezogen wird, lässt sie sich über den Winter bringen, so Karin Greiner. Schneiden Sie die oberirdischen Teile komplett ab und lagern Sie die Wurzel in einem Topf an einem sehr hellen Ort bei 10-15 °C. Im Winterquartier zieht sich die Pflanze in den Wurzelstock zurück. Dabei sieht sie zwar fast abgestorben aus, doch, wenn Sie sie Ende Februar auf die Fensterbank stellen, treibt sie wieder aus.

Stevia rebaudiana ist in Gartencentern in der Kräuterabteilung und auch in den Gartenabteilungen von Baumärkten erhältlich. Sie können auch Saatgut kaufen, dieses meist aber nur online.

Stevia als neuartiges Lebensmittel

Die Blätter der Steviapflanze gelten in der Europäischen Union als "neuartige Lebensmittel" und fallen deshalb unter die sogenannte Novel-Food-Verordnung, erklärt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern. Das bedeutet, dass die Blätter derzeit nicht als Lebensmittel verkauft werden würfen. Und das solange, bis eine gesundheitliche Unbedenklichkeit nachgewiesen wurde. Das ist bislang nicht geschehen. Es fehlen umfangreiche Studien.

"Es gibt jedoch eine Ausnahme: Kräuter- und Früchteteemischungen dürfen Steviablätter seit 2017 als Zutat beigemischt werden. Für alle anderen Lebensmittel ist der Einsatz verboten."

 Daniela Krehl, Verbraucherzentrale Bayern

Im Dezember 2011 wurde der aus den Blättern der Stevia Pflanze gewonnene Süßstoff aber als Lebensmittelzusatzstoff E 960 in der Europäischen Union zugelassen. Auch, wenn die Stoffe erlaubt sind, ist das für die Pflanze Stevia an sich nicht klar geregelt. Deshalb ist Stevia rebaudiana in vielen Gärtnereien nur als Zier- oder Topfpflanze erhältlich. Oft ist auch der Hinweis angebracht, dass die süßen Blätter nicht zum Verzehr geeignet sind. Ein Anbau im eigenen Garten und auch der Verzehr des eigenen Anbaus ist jedoch erlaubt.

Steviablätter erneten und verarbeiten

"Ich schneide bei der Ernte alle Triebe um ein Drittel zurück. Die Pflanze treibt danach wieder gut durch und wird buschiger. Mehrfach ernten ist problemlos möglich."

BAYERN 1 Pflanzenexpertin Karin Greiner

Die optimale Erntezeit für Stevia-Blätter ist der Herbst, bevor die Pflanze zu blühen beginnt. Wer schon einmal ein grünes Steviablatt probiert hat, wird überrascht sein, wie süß das Blatt ist. Es ist ein Vielfaches süßer als herkömmlicher Zucker. Ihre Süße verdankt die Steviapflanze den Hauptbestandteilen Glykosiden Steviosid und Rebaudiosid A.

Die Stoffe sind so stabil, dass sie den Verdauungstrakt des Menschen unverändert durchwandern. So beeinflusst Stevia weder den Blutzuckerspiegel noch wird Insulin ausgeschüttet.

Frische Blätter lassen sich super im Tee verwenden. Einfach ein grünes Blatt pro Tasse ins warme Teewasser werfen. Der Süßstoff ist hitzestabil. Kleingeschnitten passen die Blätter gut in den Obstsalat, ins Müsli, in Quarkspeisen oder Salatsoßen.

Die grünen süßen Blätter kann man aber auch bei 50°C im Backofen trocknen und anschließend in einer Mühle oder mit einem Mörser zu Pulver verarbeiten. In Pulverform lässt es sich gut beim Backen oder Kochen als Gewürz verwenden. Komplett ersetzen kann das Pulver aus getrockneten Blätter den Zucker beim Backen allerdings nicht.

Wichtig: Stevia hat einen ganz eigenwilligen Geschmack. Manche Menschen erinnert die Süße an Lakritze. Deshalb sind die süßen Blätter nicht jedermanns Sache. Einfach probieren.


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