Hitzewellen nehmen in Zeiten des Klimawandels zu.
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Hitzewellen nehmen in Zeiten des Klimawandels zu.

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Klimakrise: acht extreme Hitzewellen seit 1960

In Indien und Pakistan werden momentan bereits Temperaturen bis 50 Grad erreicht. Hitzewellen werden im Zuge des Klimawandels immer häufiger vorkommen. Forschende haben die Rekorde der vergangenen Jahrzehnte zusammengetragen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Eine Studie aus Bristol, die am 4. Mai 2022 im Fachblatt Science Advances veröffentlicht wurde, beschreibt acht extreme Hitzewellen auf der Welt, die seit 1960 auftraten. Das sind Ereignisse, die von den sonst üblichen Temperatur-Mittelwerten in einer Region deutlich abweichen. Sie sind in dieser Übersicht nach Datum geordnet:

  1. Im Nordwesten Kanadas, Yukon, im Juni 1969 mit 27,3 Grad
  2. Im Süden der USA im Juli 1980 mit 38,4 Grad
  3. Im Süden Brasiliens im November 1985 mit 36,5 Grad
  4. In Südostasien im April 1998 mit 32,8 Grad
  5. Im Südwesten von Peru im Januar 2016 mit 23,0 Grad
  6. Im südlichen Alaska, USA, im Juli 2019 mit 23,8 Grad
  7. Im südlichen Brasilien im Oktober 2020 mit 36,7 Grad
  8. In Kanada, Alberta, im Juni 2021 mit 36,0 Grad

Manche Hitzewellen haben kein Medienecho

Als die drei extremsten Ereignisse beschreiben die Forschenden diese Hitzewellen:

  1. In Südostasien im April 1998 mit 32,8 Grad
  2. Im Süden Brasiliens im November 1985 mit 36,5 Grad
  3. Im Süden der USA im Juli 1980 mit 38,4 Grad

Dabei fällt auf, dass unter den drei extremsten Ereignissen zwei der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt waren: Südostasien 1998 und Brasilien 1985. Die Hauptautorin der Studie, Vikki Thompson: „Diese Hitzewellen blieben unbemerkt, wahrscheinlich, weil sie in ärmeren Ländern auftraten“.

Was eine Hitzewelle ausmacht

Eine allgemein gültige Definition, was unter einer Hitzewelle zu verstehen ist, gibt es nicht. Von heißen Temperaturen spricht man in der Regel ab 30 Grad. Von einer Hitzewelle ist die Rede, wenn über mehrere Tage ungewöhnlich hohe Temperaturen herrschen. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) definiert eine Hitzewelle, wenn die Tageshöchstwerte an mindestens fünf zusammenhängenden Tagen den durchschnittlichen Tageshöchstwert um fünf Grad übersteigen.

Die Forschenden aus Bristol haben für ihre Berechnungen die Welt in 0,5 Millionen Quadratmeter große Regionen unterteilt. Für jede Region haben sie extreme Wettereignisse mit den Durchschnittsdaten verglichen. Die allgemeine Klimaerwärmung haben sie herausgerechnet. Ziel ist es, die Ereignisse herauszufiltern, die „außerhalb der natürlichen Variabilität liegen“, so Vikki Thompson.

Die Hitzewelle 2003 gehört nicht zu den Top-Events

Subjektiv würden viele die europäische Hitzewelle im Jahr 2003 zu den extremen Wetterereignissen zählen. Nach den Berechnungen im Rahmen der Studie gehört der Sommer 2003 aber nicht zu den Top-Events. Vikki Thompson: „Vier der wichtigsten Ereignisse fanden in Nordamerika statt, und weltweit fanden drei innerhalb der letzten drei Jahre statt.“

Generell nehmen Temperaturen und Extremwetter zu

Der Copernicus-Klimawandeldienst der Europäischen Union meldete im Januar 2022, dass die vergangenen sieben Jahre die sieben wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen waren. Die jährliche Durchschnittstemperatur lag den Copernicus-Daten zufolge im vergangenen Jahr 1,1 bis 1,2 Grad höher als in der vorindustriellen Zeit.

Mit zunehmender Hitze wird es auch trockener, der Grundwasserspiegel sinkt, Natur und Landwirtschaft leiden und die Zahl der Hitzetoten steigt. Auch die Waldbrandgefahr nimmt zu. Gleichzeitig gibt es Starkregen und Hochwasser wie 2021 im Ahrtal. Unter Extremwetter verstehen Meteorologen ein außerordentliches Wetterereignis wie sintflutartige Regenfälle, Dürren, extremen Schneefall oder Orkane.

Indien erlebt momentan Hitzewelle

Seit einigen Wochen gehen in Indien die Temperaturen stark nach oben und erreichen fast 50 Grad. „Das ist einfach deutlich zu früh“, sagte der deutsche Botschafter in Indien, Walter Lindner, am 5. Mai 2022 im Bayerischen Rundfunk. „Wenn es schon jetzt so heiß ist, werden die nächsten Wochen extrem“. Erst die Monsun-Regenfälle, die ab Juni einsetzen, werden wieder Erleichterung bringen.

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